Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
wimmerte Barrie leise.
    Das war ihr letztes Wort, bevor eine große Hand ihren Mund bedeckte und sie rückwärts durch die Hecke gezogen wurde.
    Sie versuchte zu schreien, aber die Hand verstärkte ihren Druck. Barrie grub ihre Absätze in den gepflegten Rasen, doch ihr Entführer riß sie hoch und schleppte sie mit sich. Als sie die Gasse hinter dem Haus erreichten, trat sie ihn so kräftig gegen die Schienbeine, daß er sie einen Augenblick losließ. Aber sie war nur lange genug frei, um hinzufallen und sich die Knie aufzuschlagen. Sie kreischte, aber ihr Schrei ging im allgemeinen Durcheinander und dem Sirenengeheul der Rettungs- und Löschfahrzeuge unter.
    Bevor sie sich aufrappeln konnte, umschlangen die Arme des Unbekannten sie wieder, so daß sie kaum Luft bekam. »Klappe halten, sonst passiert was!«
    Sie glaubte ihm und leistete keinen Widerstand mehr, als er sie durch den nächsten Garten, über eine weitere Gasse und durch noch einen Garten schleppte. Schließlich erreichten sie einen Wagen, der in der übernächsten Straße am Randstein parkte.
    Als ihr Entführer die Autotür öffnen wollte, grub sie ihre Zähne in den fleischigen Teil seiner Handfläche und rammte
ihm den Ellbogen in den Magen. Er fuhr heftig zusammen und grunzte einen Fluch; Barrie nutzte diese Gelegenheit, um loszuspurten. Aber sie war nicht lange frei. Er bekam ihr wehendes Haar zu fassen und hielt sie fest.
    Dann wurde sie umgedreht und so fest geschüttelt, daß ihre Zähne klapperten. »Verdammt noch mal, hören Sie auf, sich zu wehren! Ich versuche, Ihnen das Leben zu retten!«
    Als Barrie wieder klar sehen konnte, erkannte sie, daß sie Gray Bondurant gegenüberstand.
    Â 
    Â»Haben Sie Ihre Brille dabei?«
    Er saß am Steuer und fuhr in eine der Vorstädte Washingtons in Maryland hinaus. Er fuhr zügig, aber nicht schneller als erlaubt. Was er jetzt auf keinen Fall brauchen konnte, war ein Strafmandat wegen zu schnellen Fahrens. Unterwegs behielt er den Rückspiegel im Auge, aber nach ein paar Straßenblocks war er sich sicher, daß sie nicht verfolgt wurden. Niemand fahndete nach ihm. Noch nicht.
    Als er merkte, daß seine Beifahrerin seine Frage offenbar nicht gehört hatte, sah er zu ihr hinüber. Barrie starrte benommen durch die Windschutzscheibe nach vorn. »Haben Sie Ihre Brille dabei?« wiederholte er.
    Sie wandte sich ihm zu, starrte ihn einige Sekunden ausdruckslos an und nickte dann. Auf unerklärliche Weise hatte sie es geschafft, ihre Umhängetasche nicht zu verlieren.
    Â»Nehmen Sie Ihre Kontaktlinsen heraus und setzen Sie Ihre Brille auf«, wies er sie an.
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und schluckte trocken. »Woher wissen Sie, daß ich …«
    Â»Ich weiß es eben. Tun Sie’s einfach. Dann verstecken Sie Ihr Haar unter der Baseballmütze.« Er hatte eine mitgebracht. Sie lag in der Ablage zwischen den Sitzen.

    Â»Was … warum…«
    Â»Weil ich nicht riskieren will, daß Sie erkannt werden.«
    Â»Von wem?«
    Â»Von den Kerlen, die Ihr Haus in die Luft gesprengt haben – von wem sonst?«
    Â»Mein Hund ist tot.«
    Ihre Stimme brach. Die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Wagens spiegelten sich in ihren tränennassen Augen. Sie begann leise zu schluchzen. Gray war feig genug, den Mund zu halten. Ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können. Tröstende Worte waren nicht seine Stärke. Aber ihm war es lieber, wenn sie weinte, statt wie ein Zombie neben ihm zu sitzen.
    Er fuhr schweigend weiter. Als ihre Tränen allmählich versiegten, bog er in den Parkplatz eines Tag und Nacht geöffneten Cafés ab.
    Â»Wir haben viel zu besprechen«, sagte er. »Aber ich kann Sie nicht mit reinnehmen, wenn Sie wieder zu heulen anfangen und Aufmerksamkeit erregen.«
    Er wartete, während sie die Kontaktlinsen herausnahm und ihre Brille aufsetzte. Er hatte die Brille in ihrer Umhängetasche gesehen, als er sie durchsucht hatte, nachdem er Barrie schlafend auf seinem Sofa entdeckt hatte.
    Â»Haben Sie ein Taschentuch für mich?« fragte sie.
    Â»Nein.«
    Sie wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Dann bin ich soweit. Aber diese Mütze setze ich nicht auf. Mich erkennt auch so kein Mensch.«
    Bevor er sie daran hindern konnte, öffnete sie die Beifahrertür und stieg aus. Er holte sie ein, als sie von der

Weitere Kostenlose Bücher