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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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vernehmbar.
    Sie stand vor dem alten Kohlenofen, der schon lange nicht mehr in Betrieb, aber noch dageblieben war. Vielleicht war es zu umständlich, den eisernen Koloss zu zerlegen, oder man hatte irrtümlich gemeint, er habe historischen Wert.
    Links davon stand ein moderner Gasofen, der kleiner, aber immer noch recht eindrucksvoll war. Rechts befanden sich ein riesiger Heißwassertank und eine Enthärtungsanlage mit einem ebenfalls voluminösen Steinsalzbehälter.
    »Ziemlich dunkel hier«, sagte Penny, als wir auf sie zugingen. »Nicht leicht zu sagen, ob zwischen den Geräten und der Wand mehr als ein halber Meter Platz ist.«
    Die nächste Neonröhre an der Decke flackerte ständig und täuschte das Auge, weil alles in ihrer Reichweite zu zittern schien.
    »Aber ein anderes Versteck gibt es nicht«, fuhr Penny fort, während Milo einen weiteren umgebauten Salzstreuer aus der Tasche seiner Steppjacke zog und ihn ihr in die Hand drückte. »Was soll das denn sein?«
    »Ein quantenelektrodynamisches Ding«, gab Milo zur Antwort.
    »Los, hinter den alten Ofen«, sagte ich. »Da an der Treppe
zum Garten ist noch ein Lichtschalter. Ich muss die Neonlampen ausmachen.«
    Während ich losging, hörte ich, wie Milo seiner Mutter zuflüsterte: »Versuch nicht, die Kappe abzuschrauben, die ist festgeklebt. Steck’s in deine Tasche. Verlier’s nicht, verlier’s nicht, verlier’s nicht!«
    Im Dunkeln kehrte ich zu Penny und Milo zurück, indem ich mich an der Wand entlangtastete, bis ich auf die beiden Tanks stieß. Dahinter war tatsächlich genügend Platz. Ich schob mich bis hinter den riesigen Heißwassertank.
    »Wo seid ihr?«, flüsterte ich.
    »Hier«, antwortete Penny hinter dem alten Kohlenofen.
    Während ich vorsichtig in die Hocke ging, bis mein Rücken die Wand und meine Knie den Sockel des Wassertanks berührten, hörte ich Milo flüstern: »Dad, was hast du mit dem Ding gemacht?«
    »Was für ein Ding? Ach ja, das quantenthermonukleare Salzstreuding.«
    »Quantenelektrodynamisch«, berichtigte er mich.
    »Das ist in meiner rechten Hosentasche.«
    »Verlier es nicht!«
    »Und wenn es zerbricht?«
    »Das tut es nicht.«
    »Aber es ist aus Glas.«
    »Eigentlich nicht. Jedenfalls nicht mehr.«
    »Pssst!«, machte Penny.
    Schweigend hockten wir eine knappe Minute da.
    Dann fragte ich: »Wie verwende ich es denn?«
    »Gar nicht«, sagte Milo.
    »Aber was bewirkt es?«
    »Etwas.«
    »Ist es automatisch?«

    »Meine Einheit dient als Steuerung.«
    Da ich spürte, dass Penny uns gleich wieder zum Schweigen bringen würde, verstummte ich freiwillig.
    Je länger wir im Dunkeln warteten, desto stärker wurde mein Eindruck, dass wir das Falsche taten, indem wir uns hier versteckten.
    Ich hielt meine Pistole in der Hand, und Penny tat bestimmt dasselbe, aber ich fühlte mich dennoch eingesperrt und hilflos.
    Wenn ich meine Zweifel zum Ausdruck brachte, fragte Penny bestimmt, worin Plan B bestand. Den hatte ich nicht parat, weshalb ich den Mund hielt.
    Das Licht ging an.

54
    Indem ich den Kopf nach rechts neigte, konnte ich durch die schmale Lücke zwischen dem alten Ofen und dem Heißwassertank spähen. Dadurch hatte ich die etwa zehn Meter weit entfernte Tür der Kohlenkammer im Blick.
    Rechts von mir hockten Penny und Milo im Dunkeln.
    Weil der Keller bis auf ein paar Kistenstapel leer war, tauchte keine halbe Minute, nachdem das Licht aufgeflammt war, jemand an der Tür zur Kohlenkammer auf.
    Aus der Entfernung konnte ich ihn im trüben Licht nur undeutlich sehen. Dennoch war erkennbar, dass er - verglichen mit der Physiognomie früherer Filmstars - eher an Lon Chaney jun. als an Bela Lugosi oder Boris Karloff erinnerte. Mit Cary Grant hatte er überhaupt keine Ähnlichkeit.
    In der Hand hielt er eine Pistole. Ich hatte mich inzwischen schon an die Vorstellung gewöhnt, dass alle Leute, die ich von nun an traf, bewaffnet waren, selbst wenn ich hundert Jahre alt werden sollte.
    Er zog die Tür der Kohlenkammer auf und schlüpfte hinein wie in einem Kriminalfilm, geduckt und flink, den rechten Arm mit der Waffe knapp unter Augenhöhe ausgestreckt, während die linke Hand sofort, wie instinktiv, den Lichtschalter fand.
    Als er nichts in der Kammer fand, löschte er das Licht darin wieder und kam heraus, sichtlich entspannter als vorher. Anscheinend war er zu dem Schluss gekommen, dass diejenigen, die Booth und Oswald getötet hatten, sich nicht mehr im Haus befanden.

    Ich neigte mich nach links, um durch die Lücke

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