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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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kam herbei, und Henry machte ihn mit Joe
und Jim bekannt. »Die Sache scheint sich ja ganz hübsch auszuwachsen«, sagte
Jake lächelnd zu Henry.
    Jim ging vorsichtig um den Hengst herum.
    »Geben Sie acht«, warnte Alec. »Er könnte ausschlagen,
wenn Sie ihm zu nahe kommen. Er kennt Sie nicht.«
    »Keine Sorge. Diesem Tier werde ich nicht zu
nahe kommen. Ich beginne zu verstehen, was ihr meint. Wenn der Rappe so gut
läuft, wie er aussieht...« Jim vollendete den Satz nicht.
    Henry verschwand im Lastwagen und führte
Napoleon heraus.
    »Nanu, was haben Sie denn da — noch einen
Champion?« Jim warf den Kopf zurück und lachte schallend.
    »Das ist Napoleon«, erklärte Henry lächelnd, und
Alec erläuterte weiter: »Wir nehmen ihn immer mit, weil Blitz dann ruhiger
ist.«
    Jim sah zu, wie Napoleon die Nase zu dem Rappen
aufhob. »Vielleicht gar kein schlechter Gedanke«, murmelte er.
    Einige Minuten später saß Alec auf. Blitz
scharrte mit den Vorderhufen. Jim kam ihm etwas zu nahe, und Blitzs Zähne
schnappten nach ihm. Man merkte deutlich, daß er es nicht gewöhnt war, so viele
Menschen um sich zu sehen. Er stieß den Kopf auf und nieder, so daß ihm die
dichte Mähne in die Stirne fiel. Plötzlich erhob er sich auf die Hinterhand und
entriß Alecs Händen die Zügel. Er schlug aus und traf Henry am Arm.
    Alec packte die Zügel wieder, zerrte daran und
zwang ihn zur Seite. »Brrr, Blitz, hinunter mit dir!« Die Männer zogen sich
schnell in einen sicheren Abstand zurück. Jake krempelte Henrys Ärmel in die
Höhe, der feucht von Blut war.
    »Hat er dich schlimm verletzt, Henry?« fragte
Alec besorgt.
    Jake und Henry untersuchten die Wunde. »Nichts
gebrochen«, meldete Jake. »Nur eine arge Fleischwunde. Wir wollen ins Haus
gehen und sie verbinden.«
    »Nein, wir bleiben hier«, widersprach Henry.
»Ich bin hergekommen, um diesem Proberitt zuzusehen, und ich lasse ihn mir
nicht entgehen. Die Wunde kann später behandelt werden — in meinem Beruf muß
man sich an noch schlimmere Dinge gewöhnen.«
    »Er ist wirklich ein Teufel!« rief Jim von der
anderen Seite her.
    »Wir haben ihn aufgeregt, weiter nichts«,
entgegnete Henry. »Er hat mir bisher noch nie etwas angetan.«
    Wieder bäumte sich Blitz, und Alec brachte ihn
hinunter. »Laß ihn auf die Bahn, Junge!« schrie Jake. »Vorher gibt er keine
Ruhe.«
    Blitz tänzelte unruhig, als sie durch die
Schranke schritten. Abermals fühlte Alec den Pferdeleib vor Erregung warm
werden. Er klopfte dem Hengst den Hals. »Jetzt geht’s los, Blitz«, sagte er. Er
blickte auf die Männer zurück, die am Zaun lehnten und gespannt zuschauten.
    Joe Russos Stimme drang zu ihm herüber: »Der
Junge hat kein Kinderspiel vor sich.«
    Alec griff die Zügel fester und lehnte sich
vornüber, bis sein Kopf den des Pferdes berührte. Er wußte vollauf, in welcher
Gefahr er jeweils schwebte, wenn er den Hengst ritt, zumal wenn er ihm auf der
Bahn in gestrecktem Galopp die Zügel ließ. Blitz hätte ihm niemals absichtlich
etwas zuleide getan; aber wenn es erst einmal nach seinem Willen ging, war er
nicht mehr das Pferd, welches Alec kannte, sondern wieder ein wilder Hengst,
der sich nie und nimmer ganz beherrschen ließ.
    Plötzlich galoppierte Blitz an. Seine
Galoppbewegung war wunderbar, während die kräftigen Beine weit ausgriffen. Die
flüssigen Hufschläge dröhnten in Alecs Ohren. Die Geschwindigkeit des Pferdes
wurde immer größer. Alec verlor alles Körpergefühl; die rasende Schnelligkeit
verschlug ihm den Atem. Wieder verwischte sich die Bahn vor seinen Augen, und
er nahm nichts mehr wahr außer dem vorbeiflitzenden endlosen weißen Zaun. Seine
Finger packten die Mähne, und sein Kopf hing tief neben dem Hals des Pferdes.
Er dachte nur daran, sich auf Blitzs Rücken zu halten und bei Bewußtsein zu
bleiben. Sein Atem ging stoßweise; der weiße Zaun verschwand aus seinem
Gesichtskreis. Verzweifelt bemühte er sich, die Augen aufzureißen; aber seine
Lider schienen wie von Gewichten niedergedrückt zu werden — in seinen Ohren
sauste es. Alecs Finger krampften sich in die Mähne. Er hatte kein Zeitgefühl
mehr... dann kippte die Welt um.
    Als nächstes — waren inzwischen Stunden vergangen?
— fühlte er Arme um seinen Leib. Als er wieder bei klarem Bewußtsein war, lag
er auf dem Rücken neben der Rennbahn. Er blickte zu den Männern auf, die ihn
umringten. Henry kniete neben ihm; der Verband, den er um den Arm trug, war
blutgetränkt. Alec betrachtete seine eigenen

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