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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mit Gästen gerechnet. Jetzt sprang er aus der Küche herbei, mit einem bauchigen Tontopf in Händen. »Heilige Mutter!«, hauchte er, der sein Glück offenbar kaum zu fassen vermochte. »Gäste!«
    Eine Stunde später saßen wir vor vollen Tellern und Shaf, hochzufrieden mit unserem Schicksal, während der Wirt und seine Diener wirtschafteten, als wären sie vom Hafer gestochen, heißes Wasser vorbereiteten und unsere Zimmer herrichteten.
    Ein Junge, der Vorräte aus dem Keller heranschleppte, erzählte mir für einen Kupferling alles, was ich wissen wollte.
    Früher seien oft Reisende bei ihnen eingekehrt, die über diese Straße zu den zahlreichen Dörfern und Städten bei den Katuger Bergen, nach Gash-shaku oder Loska unterwegs gewesen seien. Aber seit Alsgara belagert werde, habe sich kein einziger Gast mehr blicken lassen.
    »Gibt es hier in der Nähe noch andere Dörfer?«, wollte Shen von dem Jungen wissen.
    »Eins, aber bis dahin muss man zwei Tage reiten. Außerdem ist es nicht so groß wie unseres.«
    »Können wir hier Pferde kaufen?«
    »Nein«, antwortete der Junge. »Wir haben selbst wenige, die verkauft niemand. Wenn Ihr Pferde wollt, müsst Ihr in die Burg.«
    »In welche Burg?«, fragte ich misstrauisch und stellte sogar das Kauen ein.
    Ich hatte noch nie gehört, dass in diesem Teil der Bluttäler eine Festung lag. Wozu auch? Was gäbe es in dieser Ödnis schon, das man bewachen müsste? Die Antilopen?
    »So nennen wir das Anwesen von dem Adligen, das drei League von hier entfernt ist. Durchs Dorf und dann immer geradeaus, Richtung Sonnenaufgang. Dort gibt’s genug Pferde. Schöne Tiere. Der Herr züchtet sie für die Armee.«
    Das sollten wir im Hinterkopf behalten. Allerdings dürfte es wesentlich schwieriger sein, einen Adligen davon zu überzeugen, uns ein paar Pferde zu verkaufen, als sture Bauern. Denen müssten wir für ihre ausgemergelten Klepper bloß den dreifachen Preis zahlen (oder sie notfalls stehlen), und die Sache wäre geritzt. Aber bei einem Adligen? Sollte der seine Tiere wirklich für den Imperator züchten, dann würde er sie niemals irgendwelchen dahergelaufenen Menschen verkaufen.
    »Wenn wir dem adligen Herrn seine Pferde klauen, handeln wir uns nur Schwierigkeiten ein«, sagte Lahen, die meine Gedanken ohne Mühe gelesen hatte.
    »Eben. Und wie darf ich dann das Funkeln in deinen Augen deuten?«
    »Du hast Shen vergessen?«
    »Was meinst du damit?«, wollte dieser nun wissen.
    »Du bist ein Schreitender. Die Adligen sind verpflichtet, euch zu helfen. Außerdem hast du, wenn ich mich nicht täusche, ein Schreiben mit dem Siegel der Mutter dabei. Wenn du sagst, du brauchst dringend Pferde …«
    »Gut, versuchen wir es morgen. Aber jetzt werde ich mich in einem Zuber mit heißem Wasser ausstrecken und danach schlafen legen.«
    Ich war mir sicher, dass er nicht sofort zu Bett gehen würde. Nicht bei den Blicken, die ihm die hübsche, dunkelhaarige Tochter des Wirts zuwarf.
    »Und dieser Pferdeliebhaber wird uns bestimmt nicht seine Hunde auf den Hals hetzen?«, fragte ich, nachdem Shen gegangen war. »Schließlich muss Shen erst einmal beweisen, dass er derjenige ist, für den er sich ausgibt. Ein Schreiben dürfte da wenig helfen. Ob der Junge das schafft?«
    »Glaub mir«, sagte Lahen lächelnd, »da bin ich mir ganz sicher.«
    Hier bin ich schon einmal gewesen, aber heute ist außer mir niemand sonst da. Weder Garrett noch Yola. Die purpurrote Flamme eines Kerzenstummels vertreibt mit letzter Kraft die Dunkelheit im Raum. Ich würde keinen Kupferling darauf verwetten, dass sie noch länger als eine Minute brennt.
    Am gegenüberliegenden Ende des Tisches liegt eine einzelne zugedeckte Karte. Ich weiß, dass es die ist, die in Yolas Spiel beim letzten Mal gefehlt hat. Trotzdem hat die Ye-arre verlangt, ich solle sie suchen. Natürlich habe ich sie nicht finden können.
    Ich greife nach der Karte. In diesem Augenblick flackert das Kerzenlicht ein letztes Mal auf und lässt mich in undurchdringlicher Dunkelheit zurück …
    Was für ein seltsamer Ort! Nackte, schwarz gewordene Stämme längst vertrockneter Bäume ragen aus dem Nebel heraus, der am Boden wabert. Er ist zäh wie Sirup und klebrig wie ein Spinnennetz, sodass er nicht weiter als bis zu den Knien aufsteigt. Mir ist nicht klar, was sich unter ihm verbirgt, aber etwas muss da sein, denn ich höre, wie Schnee unter meinen Stiefeln knirscht. Der Boden scheint uneben zu sein, als gäbe es überall kleine

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