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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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deiner Angst zusammengezaubert hast. Seit fünf Tagen versuche ich nun schon vergeblich, ihn zu heilen. Willst du mir nicht verraten, was du mit ihm gemacht hast?«
    »Das weiß ich selbst nicht.«
    »Was ist das nur für ein Umgang mit der Gabe? Dieses Geflecht ist allzu verworren, als dass ich es nachvollziehen könnte. Du webst deine Zauber quasi im Handumdrehen, zudem mit einer Improvisationskraft, die jeden Lehrer in Ohnmacht fallen ließe. Dergleichen ist mir noch nie zuvor begegnet. Ja, du webst deine Zauber nicht einmal, sondern du zeichnest sie. Ein Strich Dunkel, ein Strich Licht. Ein weißer Klecks, ein schwarzer Klecks. Mein alter Kopf kann dieses Bild gar nicht so schnell aufnehmen. Oder dem Künstler folgen. O ja, du könntest wirklich zu einem virtuosen Künstler heranwachsen. Glaub mir, ich weiß genau, wovon ich spreche. Ich brauche den Funken eines Menschen nicht zu überprüfen, um mir ein Bild seines Potenzials zu machen. Und dein Potenzial ist wahrlich nicht zu verachten. Wenn du nur eine gute Ausbildung erhieltest, könntest du am Ende womöglich nicht nur mich, sondern auch den Skulptor in den Schatten stellen.«
    »Wenn Ihr es sagt«, brummte Shen.
    »Das tu ich«, erwiderte Lepra ernst. »Zurzeit ist dein Potenzial allerdings kaum entwickelt. Ich würde vermuten, weil niemand im Turm eine Vorstellung davon hat, wie ein Heiler auszubilden ist. Um deine Gabe zu voller Blüte zu bringen, müsstest du den lichten
und
den dunklen Aspekt beherrschen. Den Schreitenden käme es jedoch nie in den Sinn, dich mit der dunklen Seite vertraut zu machen. Doch der dunkle und der lichte Funke müssen Hand in Hand arbeiten, sonst wirst du immer ein erbärmlicher Magier bleiben. Nimm einer alten Frau diese Worte nicht übel, mein Junge. Aber immerhin hast du ja bereits den richtigen Weg eingeschlagen, also besteht Hoffnung. Allerdings ist der Weg, den du noch zu gehen hast, noch sehr lang. Hat sie dir das beigebracht?«
    Shen sah Lahen fragend an.
    »Ja«, antwortete diese daraufhin, »das war ich. Ist das ein Verbrechen?«
    »Aber, mein Mädchen, wo denkst du hin?!«, entgegnete Lepra entsetzt. »Ganz im Gegenteil! Ich bin dir unendlich dankbar, dass du diese schwierige Aufgabe auf dich genommen hast. Damit hast du demjenigen, der diesen übelnehmerischen Taugenichts irgendwann einmal richtig ausbildet, einen großen Dienst erwiesen. Denn du hast den Damm gebrochen. Und lass dir eins gesagt sein: Dieser Damm ist sehr solide gewesen. Von nun an wird alles Weitere geradezu ein Kinderspiel sein. Wenn ich nicht wüsste, wer dich ausgebildet hat, würde ich ja behaupten, das könnte gar nicht dein Werk sein. Lebt sie noch?«
    Der Wechsel des Tons, der Stimmung und des Gesprächsthemas war so scharf, dass ich zunächst gar nicht begriff, nach wem Lepra fragte. Sie hielt den Blick fest und stechend auf Lahen gerichtet.
    »Nein«, antwortete mein Augenstern, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Lepra musterte Lahen noch kurz, aber streng, bevor sie wieder die gutmütige Großmutter herauskehrte.
    »Schade. Vielleicht glaubst du mir nicht, aber ich bedaure ihren Tod über alle Maßen. Ich hatte so gehofft, wenigstens eine meiner Freundin…« Sie verstummte. »Gut. Das gehört der Vergangenheit an, und die kehrt nicht zurück. Für meine Fehler bin ich bereit zu bezahlen, wenn es so weit ist. Vielleicht treffe ich deine Lehrerin ja im Reich der Tiefe, dann plaudern wir über die alten Zeiten. Und jetzt erzähl mir bitte, wie sie überlebt hat und wie du zu ihr gekommen bist. Und … wie sie gestorben ist.«
    Diese Geschichte kannte ich bereits. Shen und Lepra hörten jedoch gebannt zu, ohne Lahen zu unterbrechen.
    »Verstehe«, stieß die Verdammte aus, nachdem sie den Bericht vernommen hatte. »Ghinorha wurde nicht ohne Grund Füchsin genannt. Sie war immer schlau und durchtrieben. Hat sie es also geschafft, uns alle zu täuschen und ihre Freiheit zurückzugewinnen. Ich beneide sie ein wenig … Keine Sorgen, keine Verantwortung, keine … Skorpione um sich herum. Sie hat einen schönen Weg gefunden, sowohl uns wie auch die Schreitenden loszuwerden. Aber ich wiederhole noch einmal: Es ist schade, dass sie tot ist, es ist schade, dass wir uns nicht noch einmal begegnet sind. Zwei alte Freundinnen wie wir hätten genug zu schnattern gehabt …« Mit einem versonnenen Lächeln überließ sie sich ihren Gedanken.
    »Woher wusstet Ihr es?«, fragte Lahen leise.
    »Dass Ghinorha dich ausgebildet hat? Das hat mich weder viel

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