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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Kästen entströmte, schwächte diese Kreatur bereits.
    Drittens, weil sich Giss viele Jahre der Kunst, die Ausgeburten aus dem Reich der Tiefe zu bändigen, gewidmet hatte und deshalb genug Erfahrung besaß, um gegen ein solches Scheusal anzutreten.
    Und viertens, weil er es nicht nur schaffte, die Aufmerksamkeit des Shoy-chash auf sich zu lenken, sondern diesen auch in Rage trieb. Die Kreatur hatte jetzt nur noch einen Wunsch: jenen Menschen, der ihm mit seinen Worten so heftigen Schmerz zufügte, zu töten.
    Nun brauchte er den Dämon bloß noch zum Meer zu locken, um ihn endgültig auszuschalten. Giss wählte den kürzesten Weg. Ein paarmal musste er allerdings im Lauf innehalten, um sich dem Dämon mit seinem Stab in Erinnerung zu bringen. Nach jeder dieser Einlagen hegte der Shoy-chash größere Rachegelüste, und einmal hätte er Giss sogar beinah erwischt. Trotz der beachtlichen Größe war der Dämon nämlich ausgesprochen flink. Dieser lebende bemooste Stein glitt über den Boden, fast wie eine gigantische Schnecke, eine breiige, entsetzlich stinkende grüne Schleimspur hinterlassend. Sein dornenbesetzter Körper ging ohne jeden Hals in den Kopf über, der nichts aufwies, was an ein Auge denken ließ. Allerdings verfügte das Untier über mehrere runde Mäuler mit scharfen Zähnen. Obendrein durfte er dünne, gertengleiche Arme mit zwei bekrallten Fingern sein Eigen nennen.
    Giss bog nach rechts ab und rannte durch eine enge Straße. Bis zum Meer war es nur noch ein Katzensprung. Der Shoy-chash nahm die Kurve nur mit Mühe, knallte donnernd gegen ein Haus und brachte es zum Einsturz. Der Lärm ließ Giss herumfahren. Sofort richtete er den Stab auf den Dämon, der sich gerade aus den Ruinen herausschlängelte und wütend auf ihn zukroch. Das Metall in Giss’ Händen erkaltete, der Knauf des magischen Artefakts überzog sich mit einer Eiskruste. Prompt wich der Dämon ein kleines Stück zurück. Mehr aber auch nicht!
    Dabei wäre jeder andere Gow, den Giss mit diesem mächtigen Zauber der Vertreibung angegriffen hätte, bereits an den Rand der Welt katapultiert worden. Dem Dämonenbeschwörer blieb nichts anderes übrig, als noch schneller zu rennen – denn nun würde diese Kreatur mit Sicherheit nicht von ihm ablassen. Deshalb musste er die alten Piers so rasch wie möglich erreichen, um wenigstens noch einen kurzen Blick auf Ashans Werk zu werfen.
    Er eilte am Ufer entlang zu den alten Speicherhallen am Hafen. Dieser Teil der Stadt sah seit Langem dem Untergang entgegen.
    Kurz bevor Giss die Kräfte verließen, erreichte er sein Ziel. Der Regen verlieh dem Meer eine braune Farbe, der Wind peitschte es zu hohen Wellen auf. Ashan stand dicht am Wasser. Ein Blick auf die Arbeit seines Schülers genügte Giss, um zu erkennen: Die Pyramiden der Stabilität waren ihm hervorragend gelungen. Ihre Lage entsprach genau dem erforderlichen Sternbild.
    »Das hast du gut gemacht«, stieß er keuchend aus, um seinem Schüler Waffe wie Tasche wieder abzunehmen. »Geh davon aus, dass du die nächste Stufe deiner Ausbildung ohne Examen erreicht hast. Und jetzt lauf schnell weg von hier. Der Shoy-chash ist gleich da.«
    »Meister! Erlaubt mir zu bleiben!«
    Hinter den Speichern erklang ein triumphierendes Heulen.
    »Lauf!«, schrie Giss. »Sofort!«
    Daraufhin stürzte Ashan endlich davon. Giss verschwendete keinen Gedanken mehr an ihn, sondern zog den Dolch blank, um einen flüchtigen, den Kraftstrom kaum schwächenden Fehler zu beseitigen, der sich in die Sonnennadel eingeschlichen hatte und ihm erst jetzt aufgefallen war. Anschließend betrachtete er ein letztes Mal die Zeichnung. Nun erwies sich der Regen keineswegs länger als hilfreich, denn er drohte die Linien im Sand zu zerstören.
    Der bucklige Kopf des Dämons tauchte bereits auf. Die Kreatur glitt unverändert heran, bewegte sich jedoch wesentlich langsamer als bisher, entzog das Meer ihm doch seine Kraft.
    Erst in letzter Sekunde, als der Shoy-chash Giss schon fast wie eine Mücke zermalmt hatte, sprang der Dämonenbeschwörer nach hinten und schrie ihm den Zauberspruch entgegen. Die Pyramiden der Stabilität loderten auf, und drei Säulen gelben Lichts schossen hoch hinauf zu den Gewitterwolken.
    Ihr wahnsinniger Ritt nahm längst nicht die Wendung, auf die Shen so hoffte.
    Er und Thia sprengten an die Gardekasernen heran, und die berittene Wache des Statthalters entdeckte sie auch sofort, ja sie warfen sich sogar unter lautem Geschrei in den Angriff. Thia

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