Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
Gefangenen — „würde dir nicht gefallen. Ibns Leute sind alle Mörder, alle von ihren Stämmen ausgestoßen. Das Gesetz der Wüste verurteilt sie zum Tod, den sie so vielen anderen bereitet haben, und entsprechend wird mit ihnen verfahren werden.“ Er verstummte und sah die beiden jungen Menschen ernst an. „Kommt jetzt, wir wollen uns auf den Weg machen!“ fuhr er dann fort.
    Kurz darauf ritt eine lange Reihe von Kriegern aus der Schlucht heraus. Hinter ihnen gingen die Hütten in Flammen auf. Abd al Rahmans Leute vollstreckten das Urteil.
     
    Drei Tage später ritt Alec auf Blitz’ Rücken mit einer kleinen Anzahl von Männern, die Abu mitgeschickt hatte, den schmalen Pfad hinab, der zu Abus Tal führte. Alec beugte sich im Sattel vor und wischte den weißen Schaum vom glänzenden Hals seines Hengstes. Sie waren während dieser drei Tage sehr schnell geritten, denn die Männer hatten es eilig, zu ihren Familien zurückzukommen. Ihm selbst lag daran, Henry und Volence wiederzusehen, und auch Tabari, denn er konnte sich vorstellen, wie sehr sie darauf wartete, zu erfahren, was sich begeben hatte.
    Blitz kaute und tanzte ungeduldig, während seine klugen Augen wie die der Männer den Talgrund in der Tiefe musterten. Seine Ohren spitzten sich, als er eine kleine Gruppe galoppierender Pferde am oberen Ende des Tales entdeckte. Er grüßte sein heimatliches Gefilde mit seinem schrillen, hohen Wiehern. Alec sah, wie die spielerisch galoppierenden Pferde im Hintergrund anhielten. Blitz wieherte noch einmal. Sie erkannten seine Stimme und kamen in frohen Sprüngen herbei, um die Reiter in kleinen Bogen zu umkreisen, als diese unten im Talgrund anlangten.
    Die Beduinen setzten ihre Pferde sogleich in Galopp, um ihre Häuser rasch zu erreichen. Alec verhielt seinen tänzelnden Hengst einen Augenblick, währenddessen er es wieder einmal mit Entzücken genoß, den feinnervigen Körper und die mächtigen Muskeln unter sich zu fühlen. Ein warmes Gefühl von Vertrauen und Stolz durchflutete ihn, wie sich das riesige Tier so gehorsam seinem Befehl fügte. Als die anderen schon fast zur Hälfte das Tal durchmessen hatten, lockerte er seine Knie und gab dem Hengst den Kopf frei. Mit gewaltigen Sätzen sprengte Blitz los. Die jungen Pferde vor ihnen stoben auseinander. Blitz wieherte laut. Dann flog er in unerhörtem Tempo davon und überholte alle Reiter. Alec jauchzte vor Glück. Wie lange hatte er das entbehrt!
    Er zog die Zügel erst an, als er vorn, unweit von Abus Haus, Tabari auf Johär ihm entgegenkommen sah. Kurz vor ihr brachte er sein Pferd zum Stehen und grüßte sie mit erhobener Hand.
    „Warum kommst du allein mit so wenigen Männern zurück?“ fragte die Tochter des Scheichs ängstlich. „Wo ist mein Vater? Was ist geschehen?“
    Alec lächelte sie an, um ihre Befürchtungen zu zerstreuen: „Alles ist in Ordnung, Tabari! Ihr Vater hat mich als Bote vorausgeschickt. Gott sei Dank ist alles viel günstiger abgelaufen, als wir gedacht hatten!“ Er glitt aus dem Sattel, warf dem Hengst die Zügel über den Kopf und erlaubte ihm, Johär zu begrüßen. Dann sprach er weiter: „Ihr Vater kommt in wenigen Tagen nach! Ich habe sehr viel zu erzählen; ich will nur zuerst das Pferd versorgen, es hat einen scharfen Ritt hinter sich.“
    „So habt ihr Scheitan also doch bei Abd al Rahman gefunden?“ fragte Tabari gepreßt.
    „Nein, er hat nichts mit seinem Verschwinden zu tun gehabt! Er ist jetzt Ihres Vaters Freund; die alte Feindschaft ist begraben! Aber es ist eine lange Geschichte. Ich muß von Anfang an berichten. Ich komme in ein paar Minuten zu Ihnen herein, sowie ich den Hengst im Stall versorgt habe.“
     

Die Ebene von Andulla
     
    Nach dem Abendessen machten es sich Volence, Henry und Alec auf der Terrasse vor dem Hauseingang bequem. Tabari hatte sie hinausbegleitet, sich dann aber von ihnen verabschiedet unter dem Vorwand, sie wolle sie allein lassen, weil sie sicherlich viel miteinander zu besprechen hätten. Alec dachte bei sich, daß Tabari in Wirklichkeit wohl selber das Bedürfnis hatte, mit sich allein zu sein, denn sie hatte seinen Bericht über Abd al Rahmans Versöhnung mit ihrem Vater mit glänzenden Augen angehört.
    Als sie alle beieinandersaßen, sagte Henry: „Na, mein Junge, da bist du aber in eine sehr heikle Geschichte hineingeraten!“
    „Das stimmt!“ lachte Alec. „Es hätte leicht böse ausgehen können... aber — Glück muß der Mensch haben!“
    Volences Gesicht war ernst.

Weitere Kostenlose Bücher