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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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befürchtete, sie würde nicht gewillt sein, der Aufforderung zu entsprechen. Alec und Henry hatten nämlich verabredet, Black Minx nicht mehr mit Winterzeit Zusammenkommen zu lassen, weder auf der Bahn, noch im Stall. Keiner von ihnen hatte sich dabei über seine persönlichen Gründe geäußert; jeder mochte etwas anderes im Auge haben. Alec hatte beobachtet, daß Winterzeit immer noch schlecht fraß. Er war jetzt sicher, daß seine Vermutungen richtig waren, so seltsam sie zu sein schienen. Don Conover machte sich ernste Sorgen über den Mangel an Appetit bei seinem Dreijährigen und hatte aufgehört, ihn zu reiten. Alec hätte ihm sagen können, was nach seiner Meinung die Ursache war, aber er schwieg.
    „So, Baby“, sagte er zu Black Minx und setzte sich im Sattel zurecht, „jetzt wollen wir mal ein bißchen schneller werden!“
    Sie befanden sich auf der hinteren Geraden, etwa 700 Meter von den großen Tribünen entfernt. Irgendwo dort hinten in der Menge war Henry, der scharf zu ihnen hinübersah. „Sie hat genug Galopps hinter sich“, hatte Henry gesagt, „also halte sie nicht gar zu kurz. Bring sie tüchtig in Schwung und laß sie dann gegen den Zügel gehen. Ich will sie heute nicht angestrengt haben, sondern nur sehen, wie sie läuft. Halte sie auch nicht zu schnell an nach dem Galopp, mach alles mit leichter Hand.“
    Alec schnalzte. „Voran jetzt, Baby!“ rief er, denn die Stute schlief ihm beinah unter dem Sattel ein. Hörte sie denn den Lärm der Menge auf dem Innenfeld nicht? Sie schrien ihr zu..., oder wenigstens hätte sie es so auffassen können.
    Er legte die Schenkel an. „Nun komm, nun mach schon vorwärts!“ rief er. „Wenn du nicht anfängst zu laufen, werden wir mit dem nächsten Rennen ins Gedränge kommen...“ Doch alles war vergeblich. Black Minx beschleunigte ihre Gangart nicht, obwohl sie den Kopf in die Höhe und die Ohren gespitzt hielt. „Zum Donnerwetter, nimm dich doch zusammen!“ rief Alec scharf. „Was fehlt dir denn heute wieder? Alle Leute schauen auf uns, auch Henry. Wir müssen uns ja schämen, wenn du nicht mehr Speed zeigst.“
    Sie näherten sich dem 1600-Meter-Pfosten. Von hier sollte die Stute nach Henrys Wunsch für den Rest der Distanz „gegen den Zügel kämpfen“. Statt dessen trödelte sie in einem Tempo dahin, das der alte Napoleon gut hätte mithalten können. „Voran jetzt, Baby, nun komm endlich!“ Aber sie nahm den Zügel nicht. Alec schwang die Gerte und klatschte damit gegen seinen Stiefelschaft. Er machte damit Lärm, aber nicht genug, um die Stute aufzuwecken.
    In Wirklichkeit war sie hellwach, aber Tatsache war, daß ihr alles vollständig gleichgültig war. Selbst die lebhafte, laut redende Zuschauermenge ermunterte sie nicht. Es war für Alec fast peinlich. Die Zuschauer ließen nicht gerade Buhrufe erschallen, als die Stute an den Tribünen vorbeizottelte, aber sie applaudierten natürlich auch nicht. Sie verhielten sich still, nur am Ende war es Alec, als hätte er eine Stimme rufen hören: „Nächstes Mal nimm dir lieber ein Pferd, Ramsay!“
    Er hatte keine Schwierigkeiten, sie nach Henrys Order „sanft anzuhalten“, vielmehr war die Frage, wie er sie veranlassen konnte, wenigstens noch bis zum Stalltor zu laufen. Dort angelangt, glitt er aus dem Sattel und betrachtete sie lange, ehe er sie den Sandweg entlangführte. Es war nicht das erste Mal, daß er erlebte, wie ein Pferd der Rennbahn überdrüssig wurde; allerdings in einem solchen Ausmaß war ihm das neu. Black Minx war an allem, was um sie vorging, so uninteressiert, daß sie ausgesprochen gelangweilt aussah. Es würde besser sein, sie schickten sie nach Hause auf die Farm.
    Später besprach er diesen Vorschlag mit Henry und Don Conover in dessen Wohnzimmer. Dabei fand Alec plötzlich, daß er jetzt etwas sagen mußte. Er sagte: „Don, Sie sitzen mit Winterzeit doch ebenso in der Klemme wie wir. Wenn er so bleibt, haben Sie ihn fürs Belmont-Rennen im Leben nicht fit.“
    „Nein, ich kann ihn ja nicht arbeiten“, bestätigte der Trainer, „ich halte nichts davon, ein Pferd zu trainieren, das Hafer in der Krippe läßt. Etwas stimmt nicht mit ihm, obwohl der Tierarzt nicht herausfinden kann, was es ist. Er müßte vielleicht hinaus auf die Weide. Wenn er einen Monat oder so auf der Koppel grasen könnte, würde er vielleicht... Sagt mal, könnten wir ihn nicht zu euch auf die Farm in Pension geben?“
    „Warum nicht?“ meinte Henry. „Platz haben wir für ihn, und

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