Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
ausgetrockneten Schlucht, die zu dem großen Tal hinaufführte, ins Reich des Brandfuchses.
    Er geleitete sie durch das Sumpfgebiet und zu dem Gebiet des blauen Grases. Schnell fand er die große Herde, die in der Mitte des geräumigen Tales weidete. Mit Entzücken ließ er seine Blicke über die prächtigen dunkelbraunen, kastanienroten, grauen und gescheckten Stuten wandern. Viele von ihnen trugen Narben, die von bestandenen Kämpfen zeugten, denn wie bei den in Freiheit lebenden Hengsten war es auch ihr Los, sich ständig behaupten zu müssen, sei es, um ihre Kraft zu beweisen, sei es, um Leitstute zu bleiben oder aber aus Eifersucht.

    Die meisten Stuten hörten auf zu weiden, als der schwarze Hengst in ihr Blickfeld trat. Doch sie machten weder Miene, zu fliehen, noch schienen sie erschrocken. Ihre Köpfe waren hoch, stolz und frei erhoben, und sie achteten genau auf die Signale der jungen Hengste, die etwas entfernt von der Herde Wache standen.
    Die zu Blitz gehörenden Stuten waren aufgeregter und unsicherer. Sie umkreisten ihren Herrn und Gebieter unaufhörlich, als hätten sie Angst, von der wilden Herde angegriffen zu werden. Gleichzeitig aber wurden sie mehr und mehr von dem Drang ergriffen, sich umzuwenden, davonzupreschen und sich der großen Herde einzufügen.
    Plötzlich brach die wilde Herde auf, als hätte sie ein Zeichen empfangen; sie raste auf ein höher gelegenes Gelände zu, so daß die Erde unter den stampfenden Hufen erbebte. Die Stuten des Rapphengstes wurden noch unruhiger, und nur seine scharfen Befehle hielten sie davon ab, sich den Dahingaloppierenden anzuschließen. Er wußte, daß ihr Herdeninstinkt übermächtig in ihnen war, obwohl sie bis dahin nur in der Geborgenheit ihrer Ställe und eingefriedeten Koppeln gelebt hatten. Wild warfen sie den Kopf auf, ihre Mähnen flatterten, die Hufe stampften vor Begierde, zu den anderen zu rennen. Blitz schnaubte zornig, er wollte sie nicht freigeben! Und während der ganzen Zeit hielt sein Blick den von der Herde abseits stehenden brandroten Hengst fest. Er war der König!
    Einige Stuten aus Blitz’ Herde versuchten in Richtung der wilden Stuten auszubrechen, aber er holte sie sofort ein und brachte sie mit Beißen und Schlagen zurück. Zu einem kleinen, dichtgedrängten Trupp trieb er sie zusammen, eifersüchtig wegen ihres Interesses für die anderen Hengste. Er machte ihnen seine Empfindungen so herrisch deutlich, daß sie es aufgaben, an Flucht zu denken.
    Mit hocherhobenem Kopf sah Blitz wieder zu seinem Gegner hinüber. Der Brandfuchs stand allein und kümmerte sich nicht darum, daß seine Untertanen kleine Gruppen bildeten, denn er war sich bewußt, daß er trotzdem der Herrscher war. Seine Befehle bestanden aus leisen Lauten und Bewegungen. Die jüngeren Hengste beobachteten ihn, warteten und befolgten seine Anordnungen. Gelegentlich veranlaßte er sie, um die Herde herumzulaufen und Ordnung in die umherquirlenden Stuten und Jungpferde zu bringen, indem sie sie mit den Zähnen ins Fell kniffen. Unter lauten Schreien trieben sie allzu träge Jungpferde an die richtige Stelle, rammten sie in vollem Lauf und schlugen nach ihnen aus. Zum Schluß war die große Herde zu einer einzigen Gruppe zusammengedrängt und ein Bestandteil des bunten Tals geworden, schwarze, braune, weiße, rote, schwarzbraune und graue Tupfen hinzufügend.
    Der Brandfuchs blieb weiter unbeweglich stehen und beobachtete seinen Gegner. Die Kapriolen seiner Stuten und Junghengste hatten ihn nicht aus der Ruhe gebracht; er war ein Bild der Kampfbereitschaft und Kraft.
    Blitz sog abermals die Witterung ein, die der starke Südwind ihm zutrug; dann umrundete er seine kleine Herde so leichtfüßig, daß seine Hufe den Boden kaum zu berühren schienen. Er schüttelte den Kopf, immer noch unentschlossen, umkreiste wieder die Seinen und schrie seinen Kampfruf schrill hinaus. Aber er bewegte sich nicht auf den Gegner zu. Statt dessen zog er mit pfeifendem Laut wieder den Geruch ein, den ihm der Wind zutrug. Plötzlich wirbelte er hemm, warf sich zwischen seine zusammengedrängten Stuten und zerstreute sie; wütend trieb er sie die Länge des Tals hinunter, der großen Herde entgegen. Ihre fliegenden Hufe warfen Gras klumpen hoch in die Luft.
    Er folgte ihnen, trieb sie mit Schreien und Beißen schneller und schneller an. Er schien bereit für einen wilden Angriff und einen blutigen Kampf mit dem roten Hengst! Flach lagen seine Ohren am Kopf, entblößt war sein starkes Gebiß.

Weitere Kostenlose Bücher