Blitz und der Brandfuchs
sehen, er saß noch in der Spalte.
Wieder kam der Befehl: „Licht aus!“ Denn es bestand die Aussicht, daß sich das Tier im Dunkeln wieder hervorwagte.
Erneut umgab sie tiefe Finsternis. Alec hatte das Gefühl, der Moder zu seinen Füßen fließe ihm in die Stiefel. Die Höhle war heiß und beklemmend, stark war der unangenehme Geruch, der von den Fledermäusen ausging. Er hörte ein Quieken ganz in seiner Nähe war das etwa der Vampir?
Vor Schreck knipste er seine Lampe an, um wenigstens sehen zu können, was vor sich ging. Das leise Geflatter war ihm unangenehmer als alles andere. Plötzlich huschte eine Fledermaus dicht an seinem linken Ohr vorüber, gleich darauf hörte er Henry entsetzt schnaufen. Auch Henry überwältigte die Panik, und er knipste seine Lampe an. In ihrem Schein sah Alec, daß die Fledermäuse jetzt nicht mehr in bewegungslosen Klumpen von der Decke herabhingen; vielmehr waren sie in Bewegung gekommen, hoben den Kopf und schienen bereit, ihre Schlafplätze zu verlassen.
„Lassen Sie Ihre Lampe an, aber halten Sie sie still!“ befahl der Arzt gereizt. „Alles, was wir jetzt machen, wird sie nur noch mehr in Aufruhr bringen.“
Doch plötzlich fiel eine Fledermaus auf Henrys Kopf; das war zu viel für die Nerven des alten Mannes, und er schrie laut auf. Die Wände gaben ein vielfältiges Echo durch alle Höhlen zurück, und die Fledermäuse flatterten aufgestört umher, eine einzige quirlende Wolke.
Die Männer hielten ihre behandschuhten Hände vors Gesicht, um sich vor den schemenhaften huschenden Körpern zu schützen. Noch lauter als Henrys Schrei waren die hundertfachen quiekenden Laute der Fledermäuse und das Rauschen ihrer Flughäute. Die Männer hatten das Gefühl, taub zu werden.
Nach einer ganzen Weile wurde es endlich wieder still, und der Arzt sagte: „Ich befürchte, daß der Vampir mit den anderen die Höhle verlassen hat, aber richten Sie das Licht jetzt alle einmal auf den Spalt, damit wir uns überzeugen können.“
„Es tut mir sehr leid“, entschuldigte sich Henry, „aber dieses Tier auf meinem Kopf...“
„Sie konnten nichts dafür und brauchen sich nicht zu entschuldigen“, antwortete der Arzt. „Aber es ist nicht sicher, ob er nicht doch noch hier ist. Passen Sie jetzt auf! Falls er nämlich noch da ist, kommt er seitwärts wie eine Krabbe herausgekrochen.“
Sie warteten stumm. Die schale Luft ließ den Schweiß aus allen Poren dringen, ihre Kleider wurden klamm. Alecs Aufmerksamkeit wandte sich der lebenden Wand zu, neben der er stand; das Schaben und Krabbeln der unzähligen Käfer fand er beängstigend.
Plötzlich kam der Vampir aus der Spalte. Er kroch an der Mauer entlang, immer nur ein paar Schritte, dann verhielt er wieder. Er schien nicht zu merken, daß er beobachtet wurde, obwohl er sich im Licht ihrer Lampen bewegte.
Der Arzt hob sein Fangnetz in der Erwartung, daß das Tier noch etwas näher herankommen würde. Aber der Vampir blieb plötzlich stehen, als ob er jetzt das Licht bemerkte. Er schien eher verwirrt als verängstigt zu sein; sein kleines Gesicht runzelte sich, und er zeigte die rasiermesserscharfen Zähne, als ob er grinste. Ein beißender Geruch ging von ihm aus, der schwer zu ertragen war.
Henry schauderte. „Vorwärts, fangen Sie ihn, ich muß hier raus!“
„Halten Sie doch Ihre Lampe ruhig!“ sagte der Arzt scharf. „Ich kann ihn noch nicht erreichen.“
Der Vampir sah sich um und quiekte dünn. Gleichzeitig wurden seine Augen heller und glänzender. Er machte noch einen Schritt, dann noch einen und kam den wartenden Männern immer näher.
Jetzt schwang der Arzt sein Netz mit der Schnelligkeit und Gewandtheit eines Mannes, der viel Übung hat — aber der Vampir war noch geschickter als er. Sie sahen nur ein Aufflattern, dann hatte er die Mauer verlassen, schneller als das Auge ihm folgen konnte.
Niedergeschlagen verharrten die vier Männer zunächst, ohne zu sprechen, bis der Tierarzt erklärte: „Er hat die Höhle jetzt verlassen und sucht sich für den Tag ein anderes Schlafquartier. Aber morgen früh wird er mit den anderen zurückkehren, und dann werde ich ihn kriegen!“
„Wohin mag er geflogen sein?“ fragte Alec bedrückt.
„Irgendwohin, wo er vor der Sonne geschützt ist!“
„Könnten wir ihn nicht suchen?“ bat Alec.
„Das hat keinen Zweck. Am besten ist es, abzuwarten, bis er hierher zurückkehrt!“ Das Gesicht des Arztes war blaß, als er sich zu Henry wandte: „Morgen versuche ich gar
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