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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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war. Auf der Hopeful-Farm überwachte Henry die Übungen, das Training und die Ausbildung der Pferde. Er bestimmte, in welchem Alter sie zum ersten Mal in einen Wettkampf geschickt wurden. Er schulte sie, ließ ihre Fehler korrigieren und brachte ihren Speed auf den Höchststand. Er pflegte ihre Wunden und Verstauchungen. Er kannte ihre Tugenden und Untugenden. Und schließlich lehrte er Alec ein jedes so reiten, daß die Einheit zwischen Reiter und Pferd nahezu vollkommen war.
    Alec ließ nicht locker. »Willst du damit sagen, daß sie einzig und allein darum weggeschickt werden muß, weil...«
    »....sie ein Mädchen und daher für mich nicht annehmbar ist«, fuhr Henry dazwischen. »Sag ihr das! Sie wird es begreifen, ohne daß du dazu noch viele Worte machen mußt. Du wirst keine Schwierigkeiten haben.«
    »Nicht annehmbar«, echote Alec. »Bist du dir bewußt, was geschehen würde, wenn du das einem Schwarzen sagtest? Dann hättest du deine Explosion, von der du die ganze Zeit redest!«
    »Genau das will ich vermeiden, wenn ich sage, daß ich das Mädchen nicht auf der Farm will.«
    »Du vermeidest es nicht — du provozierst es!« Alec hatte noch nie zuvor in einem solchen Ton mit Henry gesprochen.
    Des Trainers Gesicht zog sich zusammen, und seine Augen funkelten vor Wut. Aber er beherrschte sich und sagte sanft: »Es ist hier nicht die Rede von Rassenhaß, Alec.«
    »Frauenhaß ist genauso schlimm«, ereiferte sich Alec. »Ich kann sie nicht hinausstellen, nur weil sie ein Mädchen ist.«
    »Dann«, sagte Henry, und seine Augen straften die Sanftheit seiner Stimme Lügen, »mußt du zwischen ihr und mir wählen.«
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst?« Alec verschlug es beinahe die Sprache.
    »Wollen wir’s darauf ankommen lassen?«
    »Aber das ist doch lächerlich! Heißt das, daß du wegen eines Mädchens gehen würdest? Das glaube ich einfach nicht, Henry.«
    »Du tätest aber gut daran, es zu glauben, Alec. Du hast die Wahl. Gehe auf die Farm und entscheide dich!« Damit machte Henry kehrt und ließ Alec stehen.

    SECHSTES KAPITEL

Wilde Blumen, trübe Gedanken

    Es war spät, und die Nacht war kühl und schwarz, als Alec die Hopeful-Farm erreichte. Er fuhr sogleich zum Trainingsstall, um die Sache mit Pam so schnell als möglich hinter sich zu bringen. Dann konnte er wenigstens schlafen.
    Er war zum Schluß gekommen, daß er sie wirklich gehen lassen mußte. Es wäre nicht fair, sie angesichts Henrys offener Ablehnung und Feindseligkeit zu halten. Sie würde auf schmähliche Weise für alles verantwortlich gemacht, was schiefging — ob sie die Schuld traf oder nicht und im Umgang mit den Zweijährigen konnte eben einiges schiefgehen.
    Als Alec Aquädukt verlassen hatte, war er entschlossen gewesen, gegen das Vorurteil des Trainers anzukämpfen, indem er Pam behielt und Henrys Reaktion abwartete. Er glaubte einfach nicht, daß Henry ihn und seine Familie im Stich lassen würde — nicht nach all den Jahren gemeinsamer Arbeit und nur wegen eines jungen Mädchens. Es war ja zu lächerlich und kindisch. Aber wie konnte Alec sicher sein, daß er es nicht doch tat?
    »Wollen wir’s darauf ankommen lassen ?« hatte Henry gesagt, und es hatte getönt, als meine er es ernst. Alec hatte Henry noch nie Trotz geboten, aber er sagte sich, daß es diesmal um etwas ging, das tiefer gründete als sein Wunsch, eine fähige Person nicht zu verlieren. Nun, da er sich entschlossen hatte, Pam wegzuschicken, fragte er sich, ob er damit, daß er sich Henrys Willen beugte, nicht mehr als nur Pams Dienste verlor. Nachdem Alec aus dem Wagen gestiegen war, wartete er eine Weile, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Es war ganz windstill, und er sog die würzige Landluft tief ein. Er konnte das junge Gras und die warmen Körper der Pferde riechen — ganz anders als auf der Rennbahn. Die Stuten mit ihren kleinen Fohlen waren auf der Weide gelassen worden, und er konnte ihre dunklen Gestalten auf der Weide ausmachen. Kein Laut drang an sein Ohr. Die Dunkelheit und die Stille waren ihm vertraut.
    Seine Augen folgten den vielen Kilometern weißen Zauns. Da draußen lagen Hunderte von Hektaren des besten Bodens, den man kaufen konnte, Dutzende eingezäunter Koppeln und eine große Zahl von Ställen und Schuppen — alles einzig und allein für die Zucht von Rennpferden. Es war ein kostspieliges Geschäft, aber für Alec gab es kein schöneres. Er hätte nichts anderes tun und nirgends anders leben mögen.
    Die

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