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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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gingen sie in der Rennreiterei jeden Tag solche Risiken ein —sowohl für sich wie für die Pferde. Unter den Zuchttieren und den Fohlen ebenso wie unter den Pferden, die im Training standen oder die Rennen bestritten, war die Sterberate hoch. Die Gefahren, mit denen sie zu rechnen hatten, waren enorm groß.
    Pam hatte den üblen Unfall überlebt und nur Gesichtsverletzungen davongetragen. Die Röntgenaufnahmen hatten keinerlei Knochenbrüche, keine ernsthaften Schäden gezeigt. Man behielt sie nur zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus. Daran wollte Alec denken und sonst an nichts. Was mit Black Sand hätte werden können, war aus. Er war ein Pferdemann von Berufs wegen. Er mußte die Dinge nüchtern betrachten.
    Und trotzdem... Als die Männer mit dem Traktor und ihren Schaufeln gegangen waren, verweilte Alec bei dem Grab und dachte daran, wie es zwischen Black Sand und Pam gewesen war und wie er an ihrem Glück teilgehabt hatte. Er hatte mit Pam und dem Hengst so manche glückliche Stunde verlebt, hatte jeden Laut, jede Berührung, jeden Augenblick in sich aufgenommen.
    Alec hob die Augen von dem Grabe zum morgendlichen Himmel, den die aufgehende Sonne mit einem rötlichen Schimmer überzog. Von einer Weide in der Ferne tönte das schrille Wiehern eines Pferdes herüber, und die erste leichte Brise des jungen Morgens trug Alec den süßen, sanften Duft wilder Blumen zu. Er ging zum nahe gelegenen Wald und pflückte einige davon. Liebevoll legte er sie rundum auf die frische Erde des Grabes. Dann weinte er hemmungslos.
    Die Sonne sandte ihr Licht hell über die Hügel, als Alec wieder ging, und die Vögel sangen dem Sommer zu Ehren ihr Morgenlied — oder war es etwa zu Black Sands Ehren?
    Am späten Nachmittag kam Alec nach Aquädukt zurück. Er erwartete nicht, Pam dort anzutreffen, auch wenn sie vom Krankenhaus entlassen worden war. Nichts war den Preis wert, den sie gestern bezahlt hatte. Für Alec gab es keine Zweifel darüber, daß Becky das tragische Unglück verschuldet hatte — wohl nicht absichtlich, aber auf jeden Fall durch ihre rücksichtslose Reiterei und ihre Besessenheit, die Männer auf die hinteren Plätze zu verweisen — ganz gleich, was die Folgen sein mochten. Alec war sich durchaus bewußt, daß man gegen sie hätte Einspruch erheben können, aber der Ausgang des Rennens konnte weder für ihn noch Henry von Bedeutung sein. Für sie war das Rennen im hinteren Bogen zu Ende gewesen.
    Die erste Person, die Alec erblickte, als er auf das geschäftige Stallgelände kam, war Pam. Einen leeren Eimer schwingend, steuerte sie auf einen Wasserhahn zu. Mit ihren schlanken Beinen in den Jeans und mit den ausgetretenen braunen Wildlederschuhen sah sie wie alle anderen Jungen aus. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt, aber er konnte ihr blondes Haar unmöglich verwechseln; sie hatte es mit einem roten Band zusammengebunden und auf eine Seite gezogen, so daß der Nacken frei war.
    Alec beschleunigte seine Schritte. Als er Pam einholte, stand sie vornübergebeugt und ließ Wasser in den Eimer laufen. Obwohl Alec freudig überrascht war, sie hier anzutreffen, sagte er nur: »Hallo, Pam!«
    Sie hob die Augen und richtete sich auf. Dann schob sie sich in seine Arme, und er schloß sie fest an sich.
    »Alles in Ordnung?« fragte er schließlich.
    »Ja. Ich bin heute morgen entlassen worden.« Sie schwieg kurz und fügte dann hinzu: »Henry hat mich gesehen und mich gebeten, Debs Stelle für ein paar Tage zu versehen. Darum bin ich hier.«
    Alec folgte ihr zur Box seines schwarzen Hengstes. Es verwunderte ihn keineswegs, daß Henry Pam gebeten hatte zu bleiben. Nach diesem Unfall hatte der Trainer nicht anders gekonnt, denn er wußte genau, daß die Arbeit ihr helfen würde, ihren Sturz und den Verlust Black Sands zu verwinden. Was Alec jedoch überraschte und freute, war, daß Pam Henrys Angebot angenommen hatte.
    Blitz drehte sich nach ihnen um, als sie die Box betraten. Vor Freude wiehernd, näherte er sich schnell dem Eimer, den Pam ihm hinstellte, und begann darin herumzuplanschen.
    »Ich habe Black Sand auf die Farm gefahren«, sagte Alec.
    »Ich weiß. Henry hat es mir gesagt.« Sie kehrte sich ab und ging zur Tür.
    Alec ging ihr nach. Er wußte, wie ihr zumute war - wenn auch ihre Stimme fest tönte. Und da er spürte, daß sie es wissen wollte, sagte er ihr, wo er den Hengst begraben hatte, und beschrieb die wilden Blumen, die er ihm aufs Grab gelegt hatte.
    Sie blickte ihn an. Dann lehnte sie den

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