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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Mähne des Hengstes peitschte ihr Gesicht, bis es sie brannte und schmerzte.
    Schließlich wurden ihre Arme beinahe empfindungslos, so daß ihr die Zügel durch die Hände glitten. Ihre Stimme aber war stark, als sie Blitz wiederholt »ruhig... ruhig...« in die zurückgelegten Ohren rief.
    Der schwarze Hengst donnerte dahin. Er war mit den Zähnen hart an der Kandare, und sein unglaublicher Speed stieg noch an, so sehr verschlang er mit seinen Schritten die Bahn.
    Die Pfosten, welche die 200-Meter-Abstände markierten, flitzten vorüber. Alec und Henry waren nur mehr zwei Flecke, als Pam an ihnen vorbeischoß. Sie legte sich ganz an den Hengst, und mit unwahrscheinlicher Kraft fegte er um den Bogen und nahm die Zielgerade wieder in Angriff.
    Des stechenden Schmerzes in ihren Armen nicht achtend, lenkte Pam Blitz vom Zaun weg und gegen die Mitte der Bahn hin. Sie konnte seine Geschwindigkeit nicht aufhalten, aber sie konnte sie wenigstens dorthin steuern, wo sie wollte; es war, wie wenn man eine Kugel auf ein Ziel abfeuerte.
    Blitz sprengte die Zielgerade entlang, ohne sich vom Gebrüll einer Menschenmenge anspornen lassen zu müssen. Das rhythmische Trommeln seiner Hufe hallte von den leerstehenden Tribünen wider. Dann jagte er über die Ziellinie. Er rannte aus lauter Freude am Rennen, und Pams Ritt hatte nur noch einen Sinn: diese Freude mit ihm zu teilen.
    Als er wieder in den ersten Bogen kam, drosselte Blitz sein Tempo freiwillig. Pam warf beide Arme um seinen Hals und drückte das Gesicht an ihn.
    Henry hatte wortlos zugeschaut, wie sich der Speed des Hengstes bis an den Rand des Möglichen gesteigert hatte. Nie zuvor hatte er Blitz so schnell laufen sehen, und er glaubte, daß es das Federgewicht der Reiterin ausgemacht hatte. Aber auch ihre Balance war haargenau so gewesen, daß sie dem Hengst die größtmögliche Freiheit und Geschwindigkeit gewährte. Pam hatte ihn etwas zurückzuhalten vermocht, wenn sie ihn auch nicht ganz so hatte einschätzen können, wie sie hätte sollen, und es war ihr auch gelungen, ihn zu führen und seine unbändige Rennkraft zu steuern.
    »Was findest du?« erkundigte sich Alec mit vor Besorgung erstickter Stimme. Er war so gut wie bereit, sich Henrys Willen zu beugen. Seine Angst um Pam war zu groß.
    Henry wandte kein Auge von Pam, als sie auf sie zuritt. »Ich hab’ ihn noch nie schneller laufen sehen«, meinte er schließlich. »Ich denke... wenn du es wagen willst und sie auch...«
    »Sie müssen wir wohl gar nicht mehr fragen«, sagte Alec.
    »Also gut«, gab Henry seinen Segen, »von mir aus ist es in Ordnung.« »Ich weiß nicht recht, ob es wirklich in Ordnung ist«, seufzte Alec.

    DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Ein trüber Samstag

    Von allem Anfang an hatte das Rennen vom Samstag etwas Unwirkliches an sich. Es war ein trüber, trauriger Tag, und es regnete auch noch, als der Ruf zum Start ertönte und die Reiter und Pferde auf der Rennbahn zum Empire-State-Handicap erschienen. Manchmal konnte man sie in der regenverhängten Düsterkeit gar nicht erkennen; es waren bloß Gestalten, die gespensterhaft aus dem Nebel auftauchten.
    Henry bahnte sich durch das Gewühl der Menge, die dem Nieselregen zum Trotz vor der Haupttribüne stand, einen Weg. Während er sich gegen die Mitte der zementierten Vortribüne schob, wurde ihm klar, daß es wohl bedeutend einfacher gewesen wäre, das Rennen von der Pressekabine aus zu verfolgen. Doch heute hatte er keine Lust, dort hinaufzugehen. Irgendwie hatte er das Bedürfnis, allein zu sein, und das Gedränge hier unten gewährte ihm diese Einsamkeit am ehesten. Er wollte nicht das ganze Rennen mitansehen — nur das Ende, wenn alles schon vorüber war. Weshalb bloß? Hatte er Angst? Wovor? Um Pam oder sich selbst?
    Er spürte, wie sein Herz schneller schlug, als die Stimme des Ansagers über die Lautsprecher kam und die Pferde des heutigen Rennens vorstellte. Das Feld kehrte soeben vor dem Klubhaus um und kam im Kanter zurück. Henry erhaschte einen Blick vom schwarzen Hengst, der das fünfte Pferd in einem Achterfeld war. Alec, der auf Napoleon ritt, begleitete Blitz, indem er ihn fest am Zaume hielt. Pam saß ganz ruhig auf Blitz. Sie schien so klein, daß man sie in dem finsteren Licht kaum sah.
    »Viel Glück!« hatte Henry ihr auf dem Sattelplatz gewünscht, und es war ein aufrichtiger Wunsch gewesen. Bei dem Wetter und der matschigen Rennbahn konnte sie wahrhaftig alles Rennglück brauchen, das man ihr nur wünschen

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