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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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schließlich das Herz des Tieres zu schlagen aufgehört hatte.
Der Experimentator hatte einen primitiven Defibrillator vorbereitet, die Isolierung vom abgeschnittenen Ende der Verlängerungsschnur abgezogen – aber es hatte nicht funktioniert.
Wieder einmal war sein Experiment fehlgeschlagen. Der
Körper der Katze hatte sich gegen seine Anstrengungen
gesträubt, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Er hatte wie
wahnsinnig gearbeitet, sogar seinen eigenen Atem in die
Lungen der Katze gepumpt. Zweimal hatte das Herz geflattert,
doch die unkontrollierbare Energiezufuhr des provisorischen
Defibillators hatte nichts Gutes bewirkt. Anstatt das Herz durch
den Schock in einen gleichmäßigen Rhythmus zu versetzen,
hatte der Tierkörper nur noch in Krämpfen gezuckt.
Glen hatte sich zurückgezogen, als die Wut des Experimentators zum Ausbruch gekommen war. Als die Katze
schließlich tot war, zu beschädigt, zu verstümmelt, um weiterleben zu können, hatte er Glens Abscheu gespürt.
Er hatte ihn wieder schlafen geschickt und alles, was er
gesehen hatte, aus seinem Gedächtnis getilgt. Aber danach
hatte er sich seinem eigenen Zorn hingegeben. Er hatte seine
Finger tief in die Katze gebohrt, das leblose Herz und die Lungen aus ihrem blutigen Nest gerissen, um die Leere zu sehen.
Er hatte das Messer gepackt und das Innere der Katze zerfetzt; die Schneide hatte in dem Licht, das über der Werkbank
flackerte, geglitzert. Zum Schluß hatte er alles aufgeräumt,
zuerst die Katze in den Hof gebracht, sie dann halb unter die
Holzbohlen, auf denen die Mülltonnen standen, geschoben, wo
man sie schnell finden konnte. Dann hatte er den Keller
gesäubert und behutsam jeden Hinweis auf das, was dort
geschehen war, beseitigt.
Anschließend hatte er Anne die Nachricht hinterlassen und
ihren Computer so programmiert, daß die Botschaft lange
genug erschien, um sie lesen zu können, danach aber für immer
verschwand.
Erst dann hatte er sich zur Ruhe begeben, war tief neben
Glens Unterbewußtsein versunken und hatte sich nicht mehr
gerührt, bis vor wenigen Minuten, als die Höhenangst des
Mannes alle beide umzubringen drohte.
Der Experimentator hatte nicht vor zu sterben.
Niemals.
Deshalb hatte er umgehend eingegriffen, die Kontrolle über
Glen übernommen und ihn vom Abgrund zurückgezogen.
    Er stieg in den Aufzug und drückte den Knopf, damit er nach
unten fuhr. Darauf ratterte der Käfig den Schacht hinunter.
Gelangweilt schaute der Experimentator durch das Gitter des
Bodens und fragte sich, warum manchen Menschen große
Höhen unangenehm sind.
    Ihn störte das überhaupt nicht.
Er nickte allen Leuten, die ihn ansprachen, freundlich zu und
verließ die Baustelle. Als er an der Ecke anhielt, fiel sein
Augenmerk auf einen Kasten mit Zeitungen. Er fischte eine
Münze aus Glens Geldbeutel und kaufte sich eine Ausgabe des Herold. Dann sah er sich nach einem Cafe um. Er entdeckte
eines einen halben Block entfernt, trank dort einen Milchkaffee
und blätterte die Zeitung durch. Er fand Annes Artikel auf der
dritten Seite des zweiten Teils.
Es war aber nicht Annes Story: Von einem Nachahmungstäter war nicht die Rede, geschweige denn von ihm, und es
war auch kein Name des Verfassers genannt.
Das mußte jemand anders geschrieben haben.
Warum?
Wovor hatten sie Angst?
Vor einem Nachahmungstäter?
Aber das war doch blanker Unfug.
Und dieser sogenannte Nachahmungstäter, den sie wahrscheinlich meinten – der war doch eine echte Niete.
Der Experimentator warf die Zeitung in einem Papierkorb.
Die Polizei würde wahrscheinlich mindestens drei Wochen
brauchen, um herauszubekommen, wer die Hure und die
Nachbarin getötet hatte.
Der Experimentator wußte, wer es getan hatte. Er wußte
auch, warum die Morde begangen worden waren.
Und sie waren in der Tat Morde gewesen: Morde der primitivsten Art.
Sie hatten keinerlei Zweck erfüllt, nicht die geringsten neuen
Erkenntnisse waren dabei gewonnen, keine grundsätzlichen
Wahrheiten entdeckt worden. Es war pures Morden um des
Mordens willen gewesen.
Schlimmer noch: Es waren Morde gewesen, die nur den Sinn
hatten, Aufmerksamkeit zu erregen.
Der Experimentator hatte seit dem Moment darüber nachgedacht, als er den Mann gesehen hatte, der den niedergemetzelten Körper von Joyce Cottrell über den Hinterhof
schleifte. Daraufhin war ihm klar geworden, was er nun zu tun
hatte.
Wenn er nicht handelte, würden andere Leute aus demselben
nichtsnutzigen Grund sterben, nämlich

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