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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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nur deshalb, weil ein
Idiot Aufmerksamkeit erregen wollte. Das war reine
Verschwendung.
Von welcher Seite man es auch sah, es war die reine Verschwendung.
Aber es gab für ihn noch einen anderen Grund, der Polizei,
den Gerichten und dem Henker die Arbeit abzunehmen. Einen
Grund, der den Sinn des Experimentators für Ironie, für Stil
und Humor reizte. Der Gerechtigkeit würde Genüge getan, und
Anne würde schließlich begreifen, welches Spiel wirklich
ablief.
Er steckte eine Münze in ein Telefon im hinteren Teil des
Cafes und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte. Nach
dem dritten Klingeln antwortete eine vertraute Stimme.
»Hallo?« Die Stimme klang nervös.
Der Experimentator sagte nichts.
»Hallo?« sagte die Stimme wieder, und jetzt konnte er
nackte Angst in ihr hören.
Er wußte nur zu gut, warum die Stimme so nervös war. Und
er wußte mehr als das – er wußte, wo der Mann wohnte und
daß er nicht zur Arbeit gegangen war.
Der Experimentator wollte ihm einen Besuch abstatten.
Zunächst jedoch brauchte er verschiedene Utensilien. Er
verließ das Cafe, fand ein Taxi und fuhr zum Markt auf dem
Broadway.
Dort kaufte er die Dinge, die er brauchte: einen Kugelschreiber, Schreibpapier, Handschuhe – alles ganz gewöhnliche, billige Dinge, die man überall kaufen konnte.
Eine Rolle transparente Plastikfolie.
Er bezahlte alles bar aus Glen Jeffers Brieftasche, verließ
den Markt und machte sich Richtung Süden auf. Er ging in
gleichmäßigem Tempo, weder zu schnell, noch zu langsam und
tat nichts, was unerwünschte Aufmerksamkeit hätte erregen
können. Schon vor Jahren hatte er herausgefunden, daß
Anonymität der beste Schutz war.
Schließlich gelangte er in die John Street, bog links ab und
ging weiter zur 15. Straße. Keine zehn Minuten später stand er
dem Gebäude gegenüber, in dem der Mann wohnte, den zu
töten er hierhergekommen war. Er schaute zum zweiten Stock
hinauf und sah den Mann an seinem Fenster stehen.
Der Mann sah nervös aus.
Der Mann starrte ihn an.
Der Mann erkannte ihn natürlich nicht.
Der Experimentator lächelte in sich hinein, überquerte die
Straße und betrat das Gebäude…
45. Kapitel
    Die Pläne, die der Schlächter seit der morgendlichen Lektüre
des Herold für seinen nächsten Mord geschmiedet hatte, hatten
schließlich Gestalt angenommen.
    Diesmal sollte es ein Mann sein – diese Entscheidung war
definitiv. Und er wußte auch schon, wo er die geeignete Beute
zu suchen hatte: auf dem Broadway. Hier liefen genug herum,
die in Frage kamen; sie kauften ein oder tranken in einer der
zahllosen Espresso-Bars ihren Kaffee. Helfen sollte ihm dabei,
daß die Männer einander ständig beobachteten, in einem
endlosen Konkurrenzkampf miteinander standen. Er wußte
sogar, warum, hatte er sie doch praktisch jedesmal, wenn er
dort hinging, beobachtet. Wenn zwei Männer auf der Straße
aneinander vorbeigegangen waren, drehte sich meist einer nach
dem anderen um. Drehte sich der zweite dann auch, begannen
sie eine Unterhaltung, und wenige Minuten später gingen sie
zusammen weg. Manchmal blickte sich nur einer von beiden
um, lächelte, ging dann aber weiter. In einen solchen Fall hielt
der andere inne und beobachtete. Wenn der erste wieder
zurücksah oder anhielt, um in ein Schaufenster zu schauen,
folgte ihm der zweite.
    Zweimal war der Schlächter einem solchen Paar gefolgt, um
herauszufinden, was weiter geschah. Dabei hatte er sich stets
vergewissert, daß niemand mitbekam, was er tat. Deshalb
verstand er das Verhaltensmuster von Verfolgung und
anschließender Kapitulation so gut.
    Einmal war er sogar selbst verfolgt worden, war aber dann in
das nächstbeste Geschäft gegangen und hatte sich so lange dort
aufgehalten, bis sein Verfolger verstanden hatte, daß er an
einen Kontakt nicht interessiert war. Daraufhin war der andere
dann verschwunden.
    Heute aber wollte er das Spielchen mitmachen.
Wenn er sich das Fotoalbum kaufte, wollte er die Männer
auf dem Bürgersteig beobachten, und wenn er den richtigen
gefunden hatte, ihm folgen. Der Mann, der dafür in Frage
käme, durfte nicht zu groß sein – auf jeden Fall nicht größer als
er. Außerdem wollte er sich jemanden aussuchen, der auch
nicht zu kräftig war. Von da an würde alles ganz leicht sein –
leichter als es bei Shawnelle Davis gewesen war. Und wenn er
sich dann in der Wohnung seines Opfers befände, würde er
handeln.
    Das Ansehen des Schlächters würde danach weiter

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