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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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erledigt.« Aber als er nach seiner Kaffeetasse griff, warf er
einen flüchtigen Blick in den Papierkorb, von dem aus Anne
Jeffers Foto ihm entgegenstarrte.
12. Kapitel
    »…blieb Richard Kraven dabei, daß er in
allen gegen ihn vorgebrachten Anklagepunkten unschuldig ist. Sogar am letzten Tag
seines Lebens beteuerte er seine Unschuld,
und ich frage mich, welches Motiv seinen
Lügen wohl zugrunde lag.
Hat er vielleicht auf eine Begnadigung in
allerletzter Minute gehofft?
Wohl kaum, denn trotz der Massen, die sich
vor dem Gefängnis versammelt und gegen die
Todesstrafe demonstriert hatten, hatte der
Gouverneur von Connecticut keinen Zweifel
daran gelassen, daß es in diesem Fall keinen
weiteren Aufschub geben würde.
Warum hat mich Richard Kraven dann also
angelogen?
Vielleicht wollte er mich zu seinem letzten
Opfer machen, indem er mir offene Fragen
zurückließ, auf die ich keine Antwort finde…
    »Wie kann sie es wagen, einen solchen Dreck zu schreiben?«
Edna Kravens Stimme bebte vor Zorn. Ihre Hand zitterte, und
sie knallte die Zeitung auf den Küchentisch. Das war wirklich
zuviel! Richard – ihr wunderbarer, vollkommener Richard –
war noch keine vierundzwanzig Stunden tot, und dieses
fürchterliche Weib hetzt schon wieder gegen ihn, und sie
wiederholte all das Schreckliche, das sie schon in den fünf
Jahren vorher geschrieben hatte.
    Natürlich tat sie das aus Verbitterung. Denn Edna war längst
klar, daß Anne Jeffers sich in Richard verliebt hatte, aber weil
sie bei ihm abgeblitzt war, hatte sich ihre Verliebtheit in
blanken Haß verwandelt. Warum auch sonst hätte sie Richard
derart verfolgen und die vielen schrecklichen Lügen über ihn in
die Welt setzen sollen? Jahrelang hatte Edna wütende Briefe an
die Redakteure und Herausgeber des Seattle Herold geschrieben und gegen Anne Jeffers’ Verleumdungen
protestiert, aber die hatten ihr nicht einmal geantwortet. Einmal
wurde zwar einer ihrer Briefe veröffentlicht, aber daraufhin
war gleich ein Artikel von Anne Jeffers gefolgt, der in der
ekelhaften Anspielung gipfelte, in Ednas enger Beziehung zu
ihrem Sohn könne vielleicht die Ursache der furchtbaren Taten
liegen, die Richard angeblich begangen haben soll.
    Beim Lesen dieses Artikels hatte sie sich wirklich einer
Ohnmacht nahe gefühlt. Was diese Jeffers hier andeutete, ließ
sie erschaudern – wie konnte sie die aufrichtige Liebe einer
Mutter zu ihrem Sohn auf derartige Weise besudeln…
    Selbst jetzt noch brachte die bloße Erinnerung an diesen
Artikel ihr Blut in Wallung, und sie starrte wütend über den
Tisch zu ihrem anderen Sohn, Rory.
    Rory!
Sie hatte ihn nach Rory Calhoun genannt, der einer ihrer
Lieblingsstars auf der Leinwand gewesen war. Er war so
hübsch und so stark.
Und so gänzlich anders als Rory.
Ihr Rory war völlig nach seinem Vater geraten, diesem faulen Taugenichts mit seinen Triefaugen und seiner welken Haut,
der gleich nach Rorys Geburt stiften gegangen war und sie mit
nichts, außer Richard zurückgelassen hatte. Und Richard hatte
für sie beide gesorgt. Er hatte ihr beim Aufziehen des Babys
und bei der Hausarbeit geholfen und es dabei trotzdem noch
geschafft, glänzende Schulzeugnisse nach Hause zu bringen.
Ein Genie! Richard war ein Genie gewesen.
Aber Rory…
Ihr Mund verzog sich verärgert, als sie ihm dabei zusah, wie
er seine Frühstücksflocken verschlang – ihre Frühstücksflocken – als ob nichts geschehen sei, als ob sein Bruder
gestern nicht ermordet worden wäre. Ja, man hatte Richard
einfach ermordet, egal wie sie es in den Zeitungen auch nannten. Sie hatten Richard gelyncht… Und tief in ihrem Herzen
hegte Edna Kraven die schlimme Ahnung, daß Rory, sein
eigener Bruder, sich nicht einmal etwas daraus machte.
Warum sonst hätte er ihr die Zeitung mit diesem widerlichen
Artikel heute morgen ins Haus gebracht? »Also?« fragte sie,
spitzte die Lippen und sah ihn mit vor Zorn funkelnden Augen
an.
Rory Kraven blickte vom Sportteil, den er gerade las, auf.
Die blöde alte Kuh will bestimmt wieder an mir herumkritteln,
dachte er. Nichts konnte man diesem Mistweib recht machen.
Sogar nach dreißig gottverdammten Jahren hatte sie noch
immer was an ihm auszusetzen. Gestern nachmittag und letzte
Nacht war es am schlimmsten gewesen. Er hatte sich den Tag
extra freigenommen, um in mit ihr zusammen zu verbringen; er
war sicher, daß sie seine Unterstützung nötig hätte, wenn
Richards letzte Stunde schlug.

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