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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Danny getötet hatte. Aber niemand hatte das jemals hören
wollen, bis heute nicht.
»Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll…«, begann Anne,
als Sheila ihre Geschichte beendet hatte. »Wie lange ist es her,
seit Danny verschwand? Vier Jahre?« Sheila nickte traurig.
»Wissen Sie noch, was er an diesem Tag anhatte?«
»Was er immer anhatte. Bluejeans, ein buntes Hemd, Tennisschuhe – nichts Feines. Danny wollte für solche Sachen kein
Geld verplempern. Ja, und dann hatte er noch seine Angelrute
und sein Messer dabei.«
»Sein Messer?«
»Ein Taschenmesser, das einen mit Türkisen besetzten Griff
hatte«, erklärte Sheila. »Sein Vater hat es ihm geschenkt, und
Danny trug es immer bei sich.«
Anne schaute sich in dem schäbigen Zimmer um. Es war
alles, was Sheila übriggeblieben war. »Ich wünschte, ich
könnte Ihnen sagen, daß Sie falsch liegen, was Danny betrifft«,
meinte sie dann, wohl wissend, daß sie Sheila keine falsche
Hoffnung machen durfte. »Aber ich vermute, daß Sie recht
haben. Niemand ist je dahintergekommen, nach welchen
Grundsätzen Kraven sich seine Opfer ausgesucht hat. Man hat
nie ein Schema, einen gemeinsamen Nenner gefunden. Er
schien es aufs Geratewohl zu tun, und ich vermute, so war es
auch. Soviel man aber weiß, hat er niemanden umgebracht, den
er schon kannte. Aber warum sollte er, wenn sich die Chance
ergab, nicht auch jemanden ermordet haben, der ihm bekannt
war? Tatsächlich würde das sogar noch die Behauptung
stützen, daß er in kein Schema einzuordnen war.« Sie legte ihre
Hand auf Sheilas. »Aber das wird Ihnen nicht helfen.«
Sheila schüttelte den Kopf und seufzte, doch dann umspielte
ein schwaches Lächeln ihren Mund. »Sie haben zugehört. Das
hilft. Niemand sonst hat mir je zugehört, die haben sich nicht
mal darum gekümmert. Es tut mir gut, daß jetzt noch jemand
anders weiß, was mit Danny geschehen ist.«
Sie wünschte, daß sie etwas für Sheila tun könnte, wußte
aber auch, daß das ihre Möglichkeiten überschritt. Anne verließ
das Hotel und ging wieder ins Büro zurück, wo sie sich an ihre
Arbeit machte.
Zuerst rief sie Mark Blakemoor an und bekam eine Antwort
auf die Frage, die sie beim Essen vergessen hatte zu stellen.
»Warum es keine Fortschritte im Fall Shawnelle Davis
gibt?« fragte er in einem verwunderten Ton, mit dem er
durchblicken ließ, daß er mehr von ihr erwartet hätte. »Sie war
eine Hure. Sie wissen doch, was los ist, wenn eine Hure
ermordet wird: Niemand macht sich was daraus. Und wenn
sich niemand was daraus macht, komme ich nicht weiter. Mir
gefällt das zwar auch nicht, aber ich kann’s nicht ändern.«
Und obwohl es auch ihr nicht gefiel, begriff sie. Es war ein
gesellschaftliches Problem, nicht Blakemoors.
Sie jedoch machte sich sehr wohl Gedanken über den Mord
an Shawnelle Davis. Obwohl einige spezielle Merkmale fehlten, die für Kravens Taten kennzeichnend waren, gab es doch
augenfällige Ähnlichkeiten – ob es nun die Polizei zugeben
wollte oder nicht. Vielleicht sollte sie noch einen Artikel
schreiben, in dem sie der Sache weiter nachging. So konnte sie
vielleicht ein wenig Druck auf das Polizeipräsidium ausüben.
Sie war schon beim Entwurf ihres Artikels, als ihr Telefon
klingelte. Sie hob ab und hörte mit Erstaunen Joyce Cotrells
Stimme.
Joyce wohnte im Haus unmittelbar neben ihnen und Anne
hielt sie für nicht ganz normal.
»Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, Sie zu erreichen«, sagte Joyce. »Und ich wollte Ihnen keine Nachricht
hinterlassen, weil… Sie werden es verstehen, wenn ich es
Ihnen erzähle.«
Anne hörte still zu und glaubte ihren Ohren nicht zu trauen,
als Joyce Cotrell beschrieb, was sie heute morgen im Hinterhof
gesehen hatte.
»Er war nur eine Sekunde dort, und er sah nicht einmal wie
Glen aus! Aber wer sollte es sonst gewesen sein? Und das lag
nicht nur daran, daß er nackt war!« schloß Joyce. »Es lag
daran, wie er mich angesehen hat, Anne. Ich kann Ihnen nicht
sagen, wie seltsam das war. Es war – also, ich weiß auch
nicht… Sie wissen, daß ich Glen immer gemocht habe. Aber
ich war einfach so erschrocken darüber, wie er mich angesehen
hat.« Sie hielt einen Moment inne, dann wurde ihre Stimme zu
einem Flüstern: »Anne, es war doch nur ein Herzinfarkt, oder?
Ich meine… Wie soll ich sagen? Mit Glen stimmt doch sonst
alles, oder?«
Obwohl sie Joyce versicherte, daß Glen wirklich nur einen
Herzinfarkt hatte und nicht etwa heimlich

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