Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
seinen Forschungen widmen…
Zuerst arbeitete er langsam, kostete jede Bewegung aus.
Seine Fertigkeit des Sezierens hatte er nicht eingebüßt, als ob
seit seinem letzten Experiment kein Tag, geschweige denn
Jahre vergangen waren.
Geschickt schnitt er durch die Haut der Katzenbrust und
stillte den Blutstrom so gut es mit den Materialien ging, die er
gefunden hatte.
Er führte zwei diagonale Schnitte durch, klappte die Haut
weg, um die dünne Gewebeschicht bloßzulegen, die Brustbein
und Rippen bedeckte. Er schaltete die kleine Säge ein, die er
sich gestern gekauft hatte. Das Singen des Sägeblattes klang
ihm so lieblich in den Ohren wie die Töne einer Symphonie.
Mit ruhiger Hand senkte er das Blatt und genoß das veränderte
Geräusch, als sie durch Knochen und Knorpel in der Brust
versank.
In wenigen Sekunden hatte die Säge den Brustkorb durchtrennt, und der Experimentator hatte freien Zugang zu dem
Organ, das ihn seit Jahren faszinierte.
Er legte die Säge beiseite, bog die Rippen auseinander und
ließ seine Finger zwischen den Lungen zum Herzen der Katze
gleiten. Sanft zog er das pulsierende Organ heraus, hielt es
hoch genug, um es mit seinen Händen zu umschließen. Er
beobachtete die Kontraktionen und erschauderte wohlig, als er
spürte, wie die Energie durch seine Haut strömte.
Endlich, endlich konnte er wieder arbeiten.
Und es tat gut. So gut.
Dann sah er das Bild von Anne Jeffers vor sich. Ihr Bild
schien förmlich vor ihm zu schweben, und als er ihr in die
Augen blickte, umklammerten seine Finger das nach wie vor
pulsierende Herz.
Wie kurz vorher, als er ihre Unterwäsche angefaßt hatte,
verkrampfte sich der Griff des Experimentators.
Und genau wie die Unterwäsche zerquetschte er das Herz zu
einer formlosen Masse.
Formlos und leblos.
39. Kapitel
    Im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, war auf Dauer auch
nicht sehr angenehm. Als Heather in die Schule gekommen
war, hatte sie es zuerst ganz toll gefunden. Zwar wußten
inzwischen alle längst, daß man im Park eine Leiche gefunden
hatte, aber nur Heather wußte, wer sie entdeckt hatte, und
wessen Leiche es war.
    »Meine Mutter hat sie allerdings gar nicht selbst entdeckt«,
mußte sie mindestens zehnmal erklären. »Sondern unser
Hund.«
    Obwohl sie nicht persönlich dabeigewesen war, hatte sich
Heather ein ziemlich detailliertes Bild der Szenerie in ihrer
Phantasie geformt. Als sie schon das dritte Mal davon erzählte,
konnte sie so lebendig darüber berichten, als wäre sie selbst
von Boots zu Joyce Cottrells verstümmelter Leiche geführt
worden. »Er hat an der Leine gezogen und wie verrückt gebellt.
Schließlich hat meine Mutter nachgegeben und nachgeschaut,
was er gefunden hat.« Heather verspürte eine angenehme
Gänsehaut, als sie die Geschichte wiedergab, die ihr Vater
erzählt hatte, nachdem er vom Park zurückgekommen war.
»Und als sie dann gesehen hat, was es war, wäre sie um ein
Haar in Ohnmacht gefallen!« Obwohl ihr Vater das gar nicht
gesagt hatte, war Heather sicher, daß es stimmte. Ihr selbst
wurde ja auch jedesmal bei der Vorstellung schwindlig, sie
hätte Mrs. Cottrells Leiche im Gebüsch gefunden. Natürlich
war ihre Mutter nicht in Ohnmacht gefallen, denn dann hätte
sie wohl kaum zu einer Telefonzelle gehen, die Polizei anrufen
und bei der Leiche bleiben können, bis die Polizisten kamen.
Heather war sich hundertprozentig sicher, daß ihre Mutter all
das so und nicht anders getan hatte.
    »Aber wer war es?« fragte immer wieder irgend jemand,
sobald Heather wissen ließ, daß ihre Mutter das Opfer gekannt
hatte.
    »Unsere Nachbarin«, antwortete sie darauf stets, um
anschließend Einzelheiten aus Joyce Cottrells Leben zum
besten zu geben.
    Zunächst hatte ihr das allgemeine Interesse großartig
gefallen. Alle wollten sich mit ihr unterhalten, und sogar Josh
Whitman, der von allen Mädchen angehimmelt wurde, hatte sie
zum Essen eingeladen. Als Heather dann aber wegen der vielen
Fragerei ihrer Mitschüler fünf Minuten zu spät zum Unterricht
gekommen war, fand sie es allmählich lästig, immer wieder
dieselbe Geschichte erzählen zu müssen. Beim Mittagessen
hatte sie dann endgültig die Lust verloren – vor allem, weil ihr
klar geworden war, daß Josh Whitman nur deshalb mit ihr
Zusammensein wollte, um sie über den Mord auszuhorchen.
    Als sie mit Rayette Hoover um sechzehn Uhr die Schule
verließ, war Heather froh, daß fast alle anderen schon nach
Hause gegangen

Weitere Kostenlose Bücher