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Blond wie die Suende

Blond wie die Suende

Titel: Blond wie die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Päckchen, das nur knapp dreißig Zentimeter von ihm ent fernt stand.
    Es machte einen harmlosen Eindruck. Killian bezweifelte, dass es mehr wog als ein Pfund.
    Der Absender war mit schwarzem Stift geschrieben und lautete: Margaret Muldoon, West Third Street, Philadelphia, Pennsylvania.
    Er öffnete den Whisky und schenkte sich ein. Draußen war der Schrei einer Eule zu hören.
    Drinnen tickte die Uhr über dem Herd.
    Verdammt! dachte Killian.
    Er griff nach dem Päckchen, riss das Papier ab und öffnete den Karton.
    Es lagen zahlreiche Umschläge darin, in verschiedenen Größen und verschiedenen Farben.
    Der oberste war schon vergilbt und trug die Nummer eins. Die Karte darin war pastellgrün und mit einem Kätzchen und einem jungen Hund verziert. Für Babys ersten Geburtstag stand darauf.
    Eine Geburtstagskarte?
    Er klappte die Karte auf, las das aufgedruckte Gedicht und dann den handgeschriebenen Zusatz.
    Für mein Enkelkind, wo immer Du sein magst. Meine Liebe wird Dich immer begleiten.
    Großmutter

    Killian sah rasch den Stapel Briefumschläge durch. Es waren alles Geburtstagkarten, dreiunddreißig Stück.
    Und er war dreiunddreißig.
    Verwirrt starrte er auf den Karton.
    Seine Großmutter, eine Frau, der er nie begegnet war, die nicht mal wusste, ob er lebte oder nicht, hatte ihm jedes Jahr eine Geburtstagskarte geschrieben, und das dreiunddreißig Jahre lang?
    Er leerte das Whiskyglas in einem Zug. Dann griff er nach der nächsten Karte. Clowns und Tiere baumelten an einer großen Zwei.
    Du musst jetzt schon richtig groß sein. Sicher kannst Du auch schon sprechen. Ich wüsste gern, ob Du ein Mädchen oder ein Junge bist, ob Du Augen wie Dein Vater hast und die Haarfarbe Deiner Mutter. Und ob Du weißt, dass du eine Großmutter hast, die dich sehr lieb hat.
    Ungläubig starrte Killian auf die Worte. Das waren seine Geburtstagskarten. Alle waren an ihn gerichtet.
    Mit jeder nachfolgenden Karte wurde der handgeschriebene Zusatz länger] Die Fragen nach seinen Vorlieben und Abneigungen fielen jedes Mal anders aus, doch unter allen Karten stand: Liebe Grüße von deiner Großmama.
    Verwirrt starrte er auf den Stapel Karten und rieb sich beklommen über die Brust. Er verstand nicht, warum Margaret das getan hatte, wenn doch keine Hoffnung bestand, dass sie ihr Enkelkind jemals finden würde. Eines musste er Margaret Muldoon jedoch lassen: sie war hartnäckig.
    Er trank einen weiteren Schluck Whisky, und unwillkürlich musste er an eine andere Frau denken, die ähnlich hartnäckig war wie Margaret und die ihn vom ersten Augenblick an, als er sie gesehen hatte, durcheinander gebracht hatte. Cara mit den grünen Augen und den verführerischen Lippen. Er erinnerte sich an den Kuss, den er ihr an dem ersten Tag gegeben hatte, um sie zum Schweigen zu bringen. Selbst jetzt noch glaubte er den sanften Druck ihrer Lippen zu spüren und das süße Aroma der Aprikosen zu schmecken, die sie gegessen hatte.
    Mit einer ungestümen Geste fegte er sämtliche Karten vom Tisch. Cara hatte ihm diese Aufregung gebracht, Aufregung, die er nicht wollte. Keine Frau hatte ihm jemals schlaflose Nächte bereitet. Nach keiner hatte er sich je so stark gesehnt, und keine hatte ihn je dermaßen beschäftigt, dass er nicht mal mehr einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Er sprang auf und fluchte, als gleich darauf das Telefon läutete. Das konnte nur seine Vorgesetzte Mrs. Jordan sein. Zweifellos war sie mehr als verärgert, dass er sie nicht angerufen hatte, und dass es fast zwei Uhr morgens war, interessierte sie mit Sicherheit nicht.
    Nach dem dritten Läuten nahm er den Hörer ab. „Verdammt, Jordan, lassen Sie mich in Ruhe. Ich rufe Sie an, wenn es mir passt.”
    „Hier ist nicht Jordan”, flüsterte eine Frauenstimme. „Ich bin es, Cara.”
    „Cara?” Er umklammerte den Hörer. „Was ist denn?”
    „Na ja, wenn Sie nicht zu beschäftigt sind, könnten Sie mal rüberkommen?” Sie atmete tief durch. „Ich glaube, es versucht jemand, meine Haustür aufzubrechen.”
    Cara stand hinter der Tür in absoluter Finsternis und hielt eine Bratpfanne in Händen. Das scharrende Geräusch, das sie eben noch gehört hatte, war verstummt. Abgesehen von ihrem klopfenden Herzen herrschte absolute Stille.
    Sie hielt den Atem an, wartete und fröstelte unwillkürlich in ihrem dünnen Baumwoll-Top mit der kurzen Hose.
    Der Türknauf knackte und wurde herumgedreht.

    Sofort umklammerte sie den Griff der schweren Bratpfanne fester. Als die dunkle

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