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Blondes Gift

Titel: Blondes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Louis
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owalski bahnte sich seinen Weg ins Haus und lokalisierte die Quelle der Schreie. Sie kamen von oben. Eine Frau. Schon älter. Zwischen den Schreien schluchzte und jammerte sie, wie die Alarmanlage eines Autos mit ihren unterschiedlichen Signaltönen.
    Jetzt blieb nicht viel Zeit. Obwohl das ein freistehendes Haus war, gab es zwei Häuser in Rufweite, und in einer ruhigen Gegend wie dieser würde ein Schrei bei offenem Fenster nicht unbemerkt bleiben.
    Das Wohnzimmer befand sich links die Diele hinunter. Kowalski ließ seinen Blick über die Wände gleiten: überall gerahmte Fotos der Zielperson und von einer Frau, wahrscheinlich der Ehefrau sowie zwei weiblichen Personen, wahrscheinlich den Töchtern. Sie schienen alt genug zu sein, um zumindest aufs College zu gehen. Vermutlich waren sie nicht zu Hause. Die Tatsache, dass nur eine Person schrie, legte das nahe. Andernfalls stand ihm eine gewaltige Sauerei bevor.
    Oben wurde eine Tür zugeknallt.
    Die Treppe befand sich in der Mitte des Hauses. Kowalski stürmte nach oben und sah Licht funkeln: durch die Ritzen in der Badtür. Eine Frau lehnte im Rahmen und hielt, wie zum Beistand, den Türgriff fest umklammert. Sie hatte aufgehört zu schreien und
starrte stattdessen vor sich hin, ihr Gesicht war aschfahl.
    »Ma’am, ich bin hier, um Ihnen zu helfen.« Kowalski zeigte ihr die leeren Handflächen.
    In die Augen der Frau kam wieder Leben, und sie stieß einen schrillen Schrei aus, dann wich sie von der Tür zurück und brach auf dem Teppich zusammen.
    »Entspannen Sie sich, Ma’am. Ich bin von der Polizei.«
    Er kniete sich neben sie.
    »Woher haben Sie’s gewusst? Ich hab ihn doch gerade erst gefunden! Woher wussten Sie, dass Sie kommen müssen?«
    Schnell, Kowalski. Denk dran, du trägst keine Uniform. Und eine Dienstmarke oder Pistole hast du auch nicht.
    »Das ist meine Zivilkleidung. Ich fuhr eben von der Spätschicht nach Hause, als ich aus Ihrem Haus Schreie hörte. Ihre Garagentür stand offen; ich dachte, bei Ihnen wäre ein Einbrecher. Ist jemand in Ihrem Badezimmer?«
    »Mein E-Ehemann. Ed. Mein Gott. Ed.«
    »Ist Ed in Ordnung?« Immer den Vornamen benutzen. Das beruhigt die Leute.
    »Nein … nein, ist er nicht …«
    »Was fehlt ihm? Braucht er einen Krankenwagen?«
    Die Frau zeigte ihm ihre Finger. Selbst in der dunklen Diele konnte Kowalski erkennen, dass sie voller Blut waren.

    »Bleiben Sie einfach hier sitzen.«
    Kowalski stand auf und öffnete die Badtür. Über dem Arzneischrank waren vier überdimensionale Glühbirnen angebracht, sie tauchten das Zimmer in ein brutales weißes Licht. Irgendjemand in diesem Haus mochte es schön hell.
    Aber das machte alles nur noch schlimmer . Ed war nicht zu übersehen, er saß auf der Toilette, vollkommen bekleidet.
    Genauso wenig zu übersehen war das Blut, es war überall .
    Es sah aus, als hätte jemand in seinen Schädel gegriffen und sein Gehirn zusammengedrückt – und zwar fest. Das Blut lief von den Augen die Wangen hinunter. Seitlich den Hals entlang. Über sein Kinn. Sein Hemd. Seine Hände.
    Was auch immer seine Hände berührt hatten -
    Ed war mausetot.
    Kowalski griff nach seinem Handy.

00:15 Uhr
    Sheraton, Zimmer 702
    J ack schreckte hoch. Er musste ein paar Minuten weggedöst sein.

    »Morgen, Süßer.«
    Er nickte benommen, ein wenig verwundert über die Ruhe, die er plötzlich verspürte. Sie glich jener euphorischen Gelassenheit, die einen überkommt, wenn man sich heftig übergeben hat. Der Körper realisiert, dass er nicht sterben muss, und schüttet besänftigende Endorphine aus. Es schien, als wäre sein Körper aus dem inneren Kreis der Hölle gekrochen und äußerst verwundert, dass er den Trip überlebt hatte.
    Sein Körper war natürlich getäuscht worden. Das Gift jagte jetzt mit Volldampf durch seine Venen.
    »Du siehst ein bisschen besser aus. Ich hab’s nicht ertragen, dich so leiden zu sehen.«
    »Verdammte Scheiße, vielleicht hättest du mich dann nicht vergiften sollen.«
    »Warum so böse?«
    »Mal im Ernst. Warum ich ?«
    »Du hast was in deinem Gesicht, was die Leute dazu bringt, dir zu vertrauen. Ich wette, du bist der Typ, den die Leute immer nach dem Weg fragen.«
    Jack sah ein paar Jahre jünger aus, als er eigentlich war. Und er verweigerte sich den aktuellen Frisurenund Modetrends, was ihm eine Art unbedarfter Zeitlosigkeit verlieh. Er wirkte wie ein Pfadfinder oder Messdiener, der es irgendwie geschafft hatte, erwachsen zu werden, ohne allzu sehr behelligt zu

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