Blondes Gift
stärker wurde. Als sie beide in Warschau mitten in einem heftigen Gewitter eine Panne gehabt hatten und sie ihm ihren wahren Vornamen verraten hatte, war das, als hätte sie ihm zum ersten Mal ihren nackten Körper dargeboten. Das Intimste, das er mit ihr teilte.
Und das war, wenn er jetzt so drüber nachdachte, wirklich beschissen.
Er griff zum Buttermesser, um sich einen Speckstreifen abzuschneiden. Der Speck war erstaunlich gut, wenig Fett, kaum verbrannt.
Willst du auch was, Ed?
Er konnte die Tasche auf den Tisch stellen und öffnen, Eds Kiefer knacken und ihm eine kleine Kostprobe verpassen. Das war das Mindeste, was er tun konnte, nach allem, was Ed durchgemacht hatte. Kowalski fand, dass er vorhin ein wenig grob gewesen war. Was hatte Ed schon verbrochen? Mit einer hübschen Blondine auf einem Flug nach Philadelphia geflirtet?
Kowalski seinerseits hatte diesen Sommer einen ganzen Berg toter Mafiosi angehäuft – er war verantwortlich für ein italienisches Massensterben. Und er war es, der sich jetzt an seinem Speck erfreuen konnte.
Das Schlimmste war, dass er nicht mal mehr wusste, wie viele Mafiosi er erschossen hatte, seit er Katies Leiche im Leichenschauhaus identifiziert hatte. Die lokalen Zeitungen gaben die Zahl mit ungefähr dreizehn an, der letzten Kurzmeldung zufolge, die er gelesen hatte. Es gab Spekulationen, dass es sich um einen Krieg innerhalb der Mafia handelte, dass sich eine Reihe kleinerer Capos wegen wertloser Anteile von Gebieten bekämpften, die die Russenmafia zurückgelassen hatte. Und er hatte diese Kurzmeldung nur gelesen, weil sie seinen anonymen Hinweis abgedruckt
hatten, den er telefonisch durchgegeben hatte: »Ja, es gibt jemanden da draußen. Der ist stinkwütend. Und außerdem ein guter Schütze. Man nennt ihn Mr. K.«
Der Journalist hatte das wortwörtlich wiedergegeben. Sie überprüften rein gar nichts. Es war schon erstaunlich. Die Presse druckte wirklich alles.
Aber Ed, ich habe das aus einem ganz bestimmten Grund getan. Ich wollte, dass sie wussten, warum sie sterben. Dass ich hinter ihnen her war. Hinter jedem von ihnen.
Das verstehst du doch, oder, Ed?
1:55 Uhr
Sheraton, Zimmer 702
Sie drückte den Zipfel einer Decke auf seine Nase. »Leg den Kopf nach hinten, dann hört es auf zu bluten.«
»Ich blute? Scheiße, du hast mich blutig geschlagen!«
»Schhh, mein großes Baby. Alles wird gut . Ich hab dir nichts gebrochen. Wenn, dann würdest du das merken.«
»Mist.«
Es wurde dreimal heftig gegen die Tür geklopft.
»Verdammte Scheiße«, sagte Kelly.
Eine gedämpfte Stimme drang durch die Tür: »Hey, tut mir leid, falls ich störe. Ich bin einer der Nachbarn von gegenüber; ich dachte, ich hätte was gehört. Alles in Ordnung bei Ihnen?«
»Aber natürlich!«
»Ich brauche Hilfe !«
Kelly drückte fester zu, und die neuerlichen Schmerzen in seinen Rippen raubten Jack den Atem. Sie legte ihre freie Hand – die ohne Handschelle – auf seine Lippen und drückte fest nach unten. Ihre Augen durchbohrten ihn förmlich.
»Mein Mann hat nur Spaß gemacht. Bei uns geht’s bloß etwas heftiger zur Sache. Sie wissen schon!«
»Sind Sie bestimmt in Ordnung, Miss? Passen Sie auf, wie wär’s, wenn Sie die Tür öffnen, damit ich mich selbst überzeugen kann?«
»Ich weiß Ihre Anteilnahme wirklich zu schätzen, aber ich kann Ihnen versichern, es geht uns bestens. Gehen Sie ruhig wieder ins Bett.«
»Machen Sie doch einen Moment auf. Damit ich Sie sehen kann.«
»Bei allem gebührenden Respekt, Sir, wir haben eine Menge Geld für unsere Privatsphäre in diesem Hotel bezahlt. Stimmt’s, mein Schatz?«
Jack überlegte. Ja, er hatte eine hübsche Summe Geld für dieses Zimmer hingelegt. Donovan Platt hatte angeboten, dafür aufzukommen. Er hätte sogar die Flugkosten übernommen. Doch Jack hatte abgelehnt.
Wenn man ihn kastrierte, wollte er auch dafür bezahlen.
Kelly nahm ihre Hand von Jacks Mund und griff hinter sich, um ihn an den Eiern zu packen. Dann drückte sie zu.
» Sag’s ihm .«
Jack nickte.
Und warf sich zur Seite. Kellys Beine rutschten von seinem Brustkorb. Doch leider hielt ihre Hand immer noch seine Eier umklammert. Abgesehen von den Handschellen schien dies Kellys eigentliche Überlebensgarantie zu sein; wenn sie den Griff lockerte, war sie geliefert. Also drückte sie wirklich fest zu. Jack wollte sich in die schützende Embryonalstellung rollen, aber der Schmerz war zu stark. Er konnte sich nicht bewegen. Oder sprechen. Es war,
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