Blondine ehrenhalber
sie verlassen hatte.«
»Das ist doch überhaupt nicht wahr!« Amanda glaubte nicht, dass Paul so etwas zu einem Journalisten gesagt haben sollte.
Frank las weiter: »Todesursache war ein Schlag auf den Kopf. Mr Peterson erlitt einen Schädelbruch. Der Gerichtsmediziner wird außerdem eine Blutprobe für ein toxikologisches Gutachten nehmen.«
»Ich habe nie Rache geschworen«, versicherte Amanda den Umstehenden, noch immer fassungslos. »Das ist Verleumdung oder nennt man das Rufmord? Der ganze Artikel ist eine einzige Lüge. Armer Paul. Es muss schrecklich für ihn sein, so falsch zitiert zu werden. Ich höre sein Lamento bis hierher.«
»Klar ist es übertrieben«, sagte Clarissa zu Amanda. »Aber wir brauchten doch etwas Sensationelles. Die Geschichte, die du mir am Telefon erzählt hast, war nicht spektakulär genug. Deshalb habe ich dem Pressemenschen gesagt, er kann sie ausschmücken.«
Frank wusste überhaupt nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Sie fragte Amanda: »Ich habe doch den ganzen Vormittag versucht, Clarissa anzurufen.«
»Ich habe sie auf ihrem Handy erreicht«, gab Amanda zu.
»Du hast ihre Handynummer?«
»Und ihren Pager.«
»Ich habe auch ihre Pagernummer nicht.«
Amanda lächelte. »Vielleicht will Clarissa nicht, dass du sie über den Pager erreichst.«
Das tat weh, dachte Frank. »Ich verstehe das nicht.«
»Clarissa will nichts von dir hören«, wiederholte Amanda.
»Ich meine, was soll das? Warum ist das hier die Bounty ? Soll das eine Meuterei werden? Wer ist der Kapitän? Und weshalb hast du die Story manipuliert?« Schon wieder gewann Amanda den Beliebtheitswettbewerb. Dabei hatte Frank gedacht, Clarissa mochte sie wirklich.
Bevor Clarissa etwas sagen konnte, bemerkte Walter J. Crew: »Für die Publicity ist es am besten, wenn die Presse phantasiert. Und am allerbesten ist es, wenn sie tobt. Du wirst schon sehen, Francesca. Das zieht Kundschaft an.« Zu Clarissa sagte er: »Wo soll ich mich hinsetzen? Ans Fenster? Und ich brauche noch Kaffee und Kekse.«
»Setz dich besser an einen Tisch in der Mitte«, instruierte ihn Clarissa. Zu den beiden Schwestern sagte sie: »Da Chick tot ist, habe ich Walter, unseren Zweitplatzierten, als Mr Coffee engagiert. Er ist genau der Richtige. Und selbst eine schlechte Presse ist eine gute Presse. Wir sind auf der Titelseite der New York Post\ Absoluter Wahnsinn! Nur deswegen habe ich das mit den Fotos arrangiert und den Journalisten überzeugt, die Story zu bringen. Und nur zur Information, Francesca: Amanda wusste nicht, was ich aus dem machen würde, was sie mir erzählte. Außerdem habe ich ihr gestern Nacht meine Handy- und meine Pagernummer gegeben, für euch beide.«
Frank sah, wie Clarissa und Amanda einen Blick tauschten. Log sie? Warum war sie nicht diejenige, die heimlich Blicke mit Clarissa tauschte? Frank konnte nicht verhindern, dass ein schauderhaftes Gefühl des Abgelehntwerdens in ihr hochkroch. »Was machen wir, wenn die Polizei kommt, um Amanda festzunehmen?«, fragte sie.
»Das wird nicht passieren«, versicherte Clarissa den beiden. »Dem Polizeisprecher zufolge, der auch im Artikel zitiert wird, weist nichts darauf hin, dass Amanda etwas mit dem Mord zu tun hat. Und hier steht« — sie ging zu Frank und deutete auf eine Zeile ganz am Ende des Artikels — , »dass für die Polizei mehrere andere Verdächtige ernsthaft in Frage kommen. Ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte. Und es ist mir auch egal. Wer weiß, in welchen Schwierigkeiten Chick steckte? Wer von uns weiß schon etwas von ihm? Dass er in den letzten zehn Jahren außer Landes war? Zum Bergsteigen? Er konnte im Ausland in alle möglichen Dinge verwickelt gewesen sein. Es tut mir Leid, dass Chick tot ist, denn er war ein toller Mann. Aber wir müssen weiterleben, und das heißt, wir müssen zugunsten des Ladens Furore machen. Ich bin sicher, Amanda ist einer Meinung mit mir.«
Clarissa stand neben Frank. Der überwältigende Vanilleduft erinnerte Frank an die Kekse, die ihre Mutter zur Weihnachtszeit immer für die Gäste gebacken hatte. »Welcher Journalist druckt wissentlich eine gefälschte Geschichte wie diese da?«, fragte sie Clarissa. »Ist das nicht völlig unmoralisch?«
Clarissas Lächeln erinnerte an eine schlitzohrige Katze. »Das kommt darauf an, wie du unmoralisch definierst. Also, Francesca, wie wäre es mit einer Tasse Kaffee für unseren neuen Mr Coffee?« Sie ging zu einem Tisch, der voller Gäste war. »Meine Damen, Sie haben
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