Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
haben wir im Moment keine andere Wahl. Wir können keinen Anführer gebrauchen, der mit seinem Hirn, aber nicht mit den Zähnen herrschen will.«
Vivian erhob sich. »Mein Vater hat uns mit dem Kopf geführt. Willst du damit sagen, dass er kein guter Anführer gewesen ist?«
Rudy fuhr sich mit einer schwieligen Hand durch die Haare. Seine Augen sahen traurig aus. »Dein Vater ist der beste Anführer gewesen, den wir zu seiner Zeit hätten
haben können, aber jetzt herrscht eine Zeit der Unruhe. Wir brauchen einen Anführer, der die Macht seiner Kiefer begreift.«
»Ich bin die Gewalt leid.«
Rudy nickte. »Aber es ist egal, was wir leid sind, wir müssen uns trotzdem damit auseinandersetzen. Ihr hättet die Fünf niemals so still und heimlich aus West Virginia fortschaffen können, wenn Gabriel ihnen nicht die Flausen ausgetrieben hätte.«
Ja, sicher , dachte Vivian. Er hatte sie in den verkohlten Ruinen des Gasthofes herausgefordert, als sie es sich in den Kopf gesetzt hatten, einen dummen, hoffnungslosen Krieg gegen die Stadt zu führen. Rafe war völlig zerschunden und die anderen blutverschmiert, doch Gabriel wies noch nicht einmal einen Kratzer auf. Er hatte damit gedroht, jeden von ihnen umzubringen, der sich auch nur drei Schritte von dem Pulk nach Maryland entfernte. Ascheverschmiert war er anschließend herumstolziert, und sie hatte ihn dafür gehasst, obwohl sie die Fünf selbst verprügelt hätte, wenn sie es gekonnt hätte. Ihr Vater war kaum tot, und Gabriel übernahm die Macht. Er war kein Anführer, im Gegensatz zu ihrem Vater. Ivan besaß Würde.
»Und als ihr alle hier eingetroffen seid«, fuhr Rudy fort, »ist Gabriel einer der Ersten gewesen, der Arbeit gefunden hat, und er hat all sein Geld darauf verwendet, anderen Starthilfe zu geben, während er bei Leuten auf dem Boden oder im Wald geschlafen hat.«
Und ganz genauso hat er auch gerochen , dachte sie. Es
gab doch nichts Schöneres als einen Schweißer, der sich nicht baden konnte. »Du wirst also Gabriel bei der Prüfung unterstützen und es nicht selbst versuchen«, sagte sie.
»Ja, ich denke schon. Jetzt ist es aber Zeit, schlafen zu gehen, Baby. Es ist zu spät, um heute Nacht noch etwas zu unternehmen.«
Gabriels schwarz-silbernes Motorrad stand am nächsten Abend auf dem Parkplatz von Tooley’s Bar, genau wie Rudy vermutet hatte. Rudy ging auf der Suche nach ihm hinein, während Vivian draußen wartete, mit verschränkten Armen und unruhig mit dem Fuß wippend.
Zwei Biker in Jeansjacken mit abgeschnittenen Ärmeln über der bloßen Brust kamen aus der Bar. Der Größere drehte sich überrascht nach ihr um. Er packte sich in den Schritt und rief ihr eine sehr eindeutige Einladung zu. Der andere lachte dröhnend, als sei dies das Lustigste, was er je gehört hatte, wobei sein enormer Bauch auf und ab wippte.
Sie zeigte ihnen den Mittelfinger.
»Hey, du bist aber nicht sehr nett«, beklagte sich der große Biker und kam nun langsam auf sie zu. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. »Hast du denn gar keinen Respekt?«
Sein Kumpel folgte ihm mit einem boshaften Grinsen.
Oh Mist .
»Aber weißt du was, vielleicht können wir uns ja mit einem Kuss wieder versöhnen«, sagte der große Biker.
»Da küsse ich lieber eine Nacktschnecke«, sagte sie erbost. Sie bereute ihre Worte, als sie sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte. Sein Totenkopfring glitzerte unheilvoll.
Sie spürte, wie sich ihre Beine zur ersten Phase der Verwandlung anspannten. Beherrsch dich , ermahnte sie sich. Nur so viel, um mehr Muskeln zu bekommen. Sie bezweifelte keine Sekunde, dass sie es mit ihnen aufnehmen könnte, wenn sie sich vollständig verwandelte, aber das konnte sie jetzt nicht, oder? Ein paar tüchtige Ohrfeigen würden den Kerl auf andere Gedanken bringen.
»Wie ich sehe, habt ihr meine Schwester kennengelernt.« Vivian erkannte Gabriels heiseres Knurren.
Der große Biker erstarrte einen Augenblick, Panik im Gesicht. Dann drehte er sich um. »Hey, Gabe! Deine Schwester, Mann. Wow! Echt hübsches Mädel. Hab ich ihr bloß eben gesagt. Yeah. Deine Schwester. Wow.«
»Ähm, komm schon, Skull. Wir müssen auf die Party«, mischte sein Freund sich ein.
Als sie um die Ecke bogen, brachen Gabriel und Rudy in Gelächter aus.
»Ich wäre schon zurechtgekommen«, sagte Vivian, die sich über Gabriels Belustigung ärgerte.
»Ich weiß, Baby«, antwortete er zu ihrer Überraschung. »Und zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich gern
Weitere Kostenlose Bücher