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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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eine Idee«, sagte ich.
    »Na, das wird aber auch langsam Zeit.«

25
    Der Schlachter trieb sich immer noch vor den Absperrungen der Polizei herum, obwohl er genau wusste, dass er gar nicht hier sein dürfte. Er hätte schon vor Stunden zu Hause in Maryland sein müssen. Aber das hier war es wert. Er schob sich durch die Menge der Gaffer und fühlte sich wie ein Kind − zumindest stellte er sich vor, dass ein Kind, das alleine über einen Jahrmarkt ziehen darf, sich so fühlen musste.
    Verdammt noch mal, mittlerweile waren sogar die ersten Eisverkäufer und Hot-Dog-Stände aufgetaucht. Die Augen der Leute funkelten vor Aufregung. Sie waren alle scharf auf ein bisschen echte Live-Action. Tja, verdammt noch mal, genau wie er.
    Er war tatortsüchtig, keine Frage, das kam wahrscheinlich noch aus der Zeit mit seinem Vater in Brooklyn. Als er klein war, da hatte sein Vater ihn immer zu Bränden und Polizeieinsätzen mitgenommen, die er auf seinem Walkie-Talkie abgehört hatte. Das war so ungefähr das einzig Schöne, was er jemals mit seinem Vater unternommen hatte, und wahrscheinlich hatte der nur gedacht, er würde nicht ganz so abartig wirken, wenn er ein Kind dabeihatte.
    Sein Vater war abartig. Er hatte immer sehr gerne Leichen betrachtet, alle Arten von Leichen − auf dem Bürgersteig, in einem zertrümmerten Auto oder welche, die aus schwelenden Häusertrümmern gezerrt wurden. Sein verrückter Alter war der originale Schlachter von Sligo und noch etwas viel, viel Schlimmeres. Aber jetzt war er natürlich der Schlachter, einer der gefürchtetsten und meistgesuchten Attentäter der Welt. Das war er, oder etwa nicht? Er konnte
tun und lassen, was immer er wollte, und genau das hatte er jetzt vor.
    Der Klang einer Stimme, die am Schauplatz der Geiselnahme in ein Mikrofon sprach, riss Michael Sullivan aus seinen Tagträumen. Er hob den Blick, und wieder sah er diesen Detective vor sich, Alex Cross. Es erschien ihm fast wie ein Wink des Schicksals, wie Geister der Vergangenheit, die den Schlachter rufen wollten.

26
    Meine Idee war ziemlich weit hergeholt und in keinem Lehrbuch zu finden, aber wenn sich damit ein paar Leben retten ließen, dann war sie einen Versuch wert. Außerdem … niemand hatte einen besseren Vorschlag.
    Also bauten wir um Mitternacht hinter einer undurchdringlichen Kette aus Streifenwagen und Personentransportern auf der anderen Straßenseite der Fifteenth Street ein paar Mikrofone auf. Das sah beeindruckend aus, und natürlich fielen alle Kamerateams sofort darüber her.
    Im Verlauf der nächsten Stunde ließ ich einen Angehörigen nach dem anderen vor die Mikrofone treten. Sie sollten die Männer im Inneren durch ihre Bitten und ihre Argumente dazu bringen, die Waffen niederzulegen und das Gebäude zu verlassen, oder wenigstens die Laborarbeiterinnen freizulassen. Sie alle betonten, dass die Lage hoffnungslos sei und dass viele der Menschen in dem Gebäude sterben würden, wenn sie sich nicht ergaben. Einige Redebeiträge waren herzerweichend, ich konnte beobachten, wie etliche Schaulustige währenddessen in Tränen ausbrachen.
    Am besten waren die kleinen Anekdoten − ein Fußballspiel am Sonntag, bei dem ein Vater Schiedsrichter sein sollte, eine für die nächste Woche angesetzte Hochzeit, ein schwangeres Mädchen, dem eigentlich Bettruhe verordnet war, die aber hierhergekommen war, um ihren Freund, einen Drogenkurier, anzuflehen. Sie waren beide achtzehn Jahre alt.
    Dann kam von drinnen eine Antwort.
    Während ein zwölfjähriges Mädchen von seinem Vater, einem der Dealer, erzählte. Im Gebäude fielen Schüsse!

    Die Schießerei dauerte fünf Minuten, dann war es wieder still. Niemand von uns konnte sagen, was geschehen war. Wir wusste nur eines: Die Worte ihrer Liebsten konnten die Männer dort drin nicht umstimmen.
    Niemand war herausgekommen, niemand hatte sich ergeben.
    »Ist schon gut, Alex.« Ned nahm mich beiseite. »Vielleicht haben wir dadurch ein bisschen Zeit gewonnen.« Aber das war nicht das, was wir uns erhofft hatten. Nicht einmal annähernd.
    Um halb zwei schaltete Captain Moran die Mikrofone ab. Es sah nicht so aus, als würde irgendjemand herauskommen. Sie hatten ihre Entscheidung getroffen.
    Um kurz nach zwei entschieden die höheren Funktionäre, dass das FBI Hostage Rescue Team das Gebäude stürmen sollte. Dahinter sollten Beamte der Washingtoner Polizei eindringen, aber niemand von der SWAT. Das war eine harte Entscheidung, aber sie entsprach der Stimmung, die in

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