Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
schwerfällig.
Ehe er reagieren konnte, hatte sich die Klinge der Axt in seine Brust gesenkt.
Leider rechts - und nicht dort, wo sich das Herz befand.
Blut spritzte.
Der riesenhafte Butcher wankte leicht. Chase blickte sich um, auf der Suche nach einer Waffe, mit der er Butcher den Rest geben konnte.
Sein vergleichsweise winziges Hiebmesser erschien ihm dazu nicht so recht geeignet zu sein.
Butcher stöhnte auf.
Ein gutes Zeichen, dachte Chase. Der braucht einige Zeit, um sich von diesem Schlag zu erholen.
Chase suchte seine Schrotpistole, fand sie schließlich auch auf dem Asphalt. Er griff in die Tasche seiner Lederjacke, holte zwei frische Patronen heraus, um sie nachzuladen.
"Damit blas ich dir den Kopf weg, du verfluchter Bastard!"!, knurrte er. "Glück für dich, dass mein Boss mir keine Order gegeben hat, dich lange leiden zu lassen..."
Butcher war nicht in der Lage zu antworten.
Er öffnete den Mund.
Blut rann ihm zwischen den langen Zähnen hindurch.
Diesmal allerdings war es sein eigenes.
Er griff zu dem langen Dolch, der ihm vom Gürtel hing, riss ihn hervor und schleuderte ihn in Chases Richtung.
Chase wehrte den Dolch mit dem Arm ab. Er ritzte sich dabei die Hand.
"Hey, du Arsch, das tut weh!"
Chase trat auf den wie erstarrt dastehenden Butcher zu, zielte mit der Schrotpistole auf dessen Kopf.
Butcher schloss die Augen.
Er schien sich zu konzentrieren.
Aber all seine geballte Willenskraft würde nicht ausreichen, um die schwere Wunde, die er davongetragen hatte, im Handumdrehen wieder zu heilen.
Allerdings hatte er das auch gar nicht vor, wie Chase einen Augenblick später bemerkte.
Chase drückte seine Schrotpistole ab.
Aber kurz zuvor begann Butcher zu schweben. Innerhalb von Sekundenbruchteilen schleuderte er durch die Luft, entfernte sich mehrere Meter weit. Die Schrotladung traf ihn zwar noch, war aber nicht mehr in der Lage, ihm den ganzen Kopf wegzureißen. Immer höher schwebte Butcher, hatte schon nach wenigen Augenblicken die Dachgeschosshöhe eines dreistöckigen Hauses erreicht.
Ein heiseres Lachen kam über die blutigen Lippen des Philadelphia-Vampirs.
Chase war sich nicht sicher, ob er dieses Lachen wirklich hörte, oder nur dessen telepathisches Echo wahrnahm.
Im Mondlicht sah Chase, wie Butcher sich die Axt aus der Brust riss, sie von sich schleuderte.
Wenig später sank er wieder tiefer und war hinter den Hausdächern der verfallenden Brownstone-Gebäude verschwunden.
Die Schatten der Nacht hatten ihn verschluckt.
"Dich kriege ich auch noch!", meinte Chase.
Allerdings war die Chance, Butcher in dieser Nacht noch aufzuspüren, ziemlich gering.
Aber Chase war sich sicher, dass Butcher früher oder später wieder die Konfrontation mit ihm suchen würde.
Die Nummer zwei der New Yorker Vampire drehte sich herum und ging zu seiner Harley. Wenigstens die hatte bei dem Kampf nichts abbekommen. Immer das Positive sehen!, dachte er, während er sich auf den Bock schwang und die Maschine startete.
"Geh du nur zurück zu deinem Auftraggeber, Butcher!", zischte er zwischen den Lippen hindurch. "Der wird einem Versager wie dir schon was husten!"
*
Franz Fürst von Radvanyi ging unruhig in seinem Büro auf und ab. Dann blieb er stehen, wandte sich in Richtung der Fensterfront und sah hinaus auf den nächtlichen Big Apple.
Vom 85. Stock des Empire State Building hatte man einen hervorragenden Blick über das unendlich erscheinende Lichtermeer jener Stadt, die angeblich nicht schlief.
"Das sind keine guten Neuigkeiten, Chase", sagte Radvanyi.
Sein bleiches Gesicht wirkte angespannt. Eine Strähne des graudurchwirkten, bis auf die Schultern herabhängenden Haarschopfs fiel ihm ins Gesicht. Er strich sie mit einer fahrigen Geste weg.
"In Philadelphia ist irgendetwas ausgeheckt worden - und wenn Leroque persönlich nach New York kommt, dann geht es nicht um irgendein kleines Geplänkel! Der versucht gezielt, Teile der Unterwelt gegen Sie aufzubringen, Herr!"
Außer dem Fürst und seinem Stellvertreter war noch jemand im Raum. Eine elegante Vampirin im stilvollen Samtkleid. Das schwarze Haar fiel ihr offen bis weit über die Schultern. Das feingeschnittene Gesicht war von aparter Schönheit. Äußerlich bot sie das Bild einer Frau, die nicht viel älter als Mitte zwanzig sein konnte. In Wahrheit war sie im Jahr 1926 geboren worden.
"Du bist so schweigsam, Petra!", wandte sich Fürst von Radvanyi jetzt an seine diplomatische Beraterin. "Ganz gegen deine sonstige
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