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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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beiden Fernsehern liefen Nachrichten. Die Sprecher berichteten gerade von diversen Katastrophen rund um den Globus. Ich runzelte die Stirn. Am liebsten wäre mir gewesen, Rachel hätte die Geräte ausgestellt, aber das hätte wohl einen Aufstand ausgelöst. Die meisten Gäste starrten mit unverhohlener Vorfreude auf die Mattscheiben. Ich hatte nicht übel Lust, ihnen die kleinen Dämonenfressen zu polieren.
    Neugierig sah Rachel zu mir her. Offenbar wollte sie unbedingt erfahren, was sich mit dem Buch ergeben hatte. Aber sie verkniff sich jede Frage. Stattdessen zapfte sie mir ein Guinness, stellte es vor mich hin und sah mich verständnisvoll an. Ich hockte mich in eine Nische, lehnte mich zurück und ließ langsam den Blick über Rachels und mein Reich schweifen. Ein Reich voller Dämonen. Dämonen, die mir neugierige Blicke zuwarfen. In manchen Augen stand Angst, in anderen Hass.
    Mir kam Jarel in den Sinn. Hier drin saßen schon ein paar üble Gestalten. Einige wären bestimmt gern über mich hergefallen. Manche waren widerwärtig. Gefährlich. Der reinste Abschaum. Und sie kamen schon seit Jahrhunderten in dieses Pub.
    Die Vereinbarung, so wie Rachel sie geschildert hatte, hatte die Familie und vermutlich auch das Gebäude vor Schaden bewahrt. Ich versuchte mir vorzustellen, was passieren würde, wenn diese Vereinbarung plötzlich hinfällig wäre. Ob das Pub dann überhaupt noch stünde? Wahrscheinlich nicht. So wenig, wie sonst irgendetwas in Boston den Ansturm der Horden aus der Hölle überstehen würde. Die Stadt nicht. Die Einwohner nicht. Rose nicht.
    Ich rief mir die Bilder in Erinnerung, die Gabriel mir von den verkohlten Leichen gezeigt hatte. Von dem Kind, über das sich die Dämonen hermachten. Ich schloss die Augen, um diese Bilder zu vertreiben, aber vergeblich. Dieses Schicksal stand den Menschen bevor, wenn sie zufällig Dämonen über den Weg liefen, nachdem diese wie eine Heuschreckenplage über die Erde hergefallen waren.
    Ich hätte mir gern eingeredet, ich könnte diese Entwicklung aufhalten, wenn ich mich zur Königin krönen lassen würde. Aber letztlich könnte ich gar nichts verhindern. Oder nur sehr wenig.
    Selbst wenn ich dann einen Teil meines Ichs bewahren würde, und das war schon sehr zweifelhaft, wer könnte mir denn garantieren, dass sich wirklich alle Dämonen an meine Regeln halten würden? Einige würden versuchen, mich hinterrücks loszuwerden. Andere würden sich offen widersetzen. Das Endergebnis war immer dasselbe: Die Menschen würden sterben.
    Leiden und sterben.
    Ich trank einen ordentlichen Schluck Guinness. Wenn ich meinen Körper jetzt betäubte, würde dieses Gefühl andauern? Eine Ewigkeit lang? Schön wär’s. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Wenn auch nur sehr widerwillig; ich hatte eine Scheißangst davor.
    Aber wenn ich die Augen schloss, sah ich Rose vor mir, mit dem Messer in der Hand und diesem Entzücken im Gesicht.
    Mir blieb doch gar nichts anderes übrig.
    Deacon kam mit langen Schritten ins Pub und auf mich zu. Ich sprang auf und rannte los, weg von Deacon, hin zur Eingangstür.
    Kaum war ich aus dem Pub, hatte er mich schon am Ellbogen gepackt. »Lass es!«, sagte er mit einem Ausdruck finsterer Wut und tödlicher Entschlossenheit.
    Ich riss mich los. »Was soll ich lassen?«
    »Was du vorhast.«
    Ich wandte mich ab, weil ich die Enttäuschung in seinen Augen nicht sehen wollte. Oder die Angst. »Es muss sein.« Ich wollte an ihm vorbei ins Pub zurück, aber er packte mich, schubste mich gegen die Mauer und presste seinen Körper gegen meinen.
    »Nein. Das muss nicht sein.«
    »Lass mich los.«
    »Versprich mir, dass du nicht aufgibst. Dass du uns nicht aufgibst.«
    Ich schwieg. Furcht flackerte in seinen Augen auf. Er trat zurück, seine Muskeln verloren jede Spannkraft, seine Körperhaltung zeugte von der Niederlage, auch wenn die Augen das noch nicht wahrhaben wollten. »Verflucht noch mal, Lily, willst du das wirklich tun?«
    »Was glaubst du wohl?«, fauchte ich zurück. Ich wollte ihn zur Seite drängen, ihn schlagen, mit Zähnen und Klauen auf ihn losgehen und sein Blut vergießen, damit der Sog der dunklen Mächte mich endlich nach unten ziehen würde, bis ich nicht mehr denken musste. Denn ich war es leid, dauernd nachzudenken und Pläne zu schmieden. Nein - nein, ich wollte es nicht, aber welche Wahl hatte ich denn?
    »Such den Schlüssel«, sagte er. Er hatte verstanden, auch wenn sich alles nur in meinem Kopf abgespielt hatte.
    »Der

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