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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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für die Verwandlung, Vorstellungskraft und ein paar lateinische Wörter. Mir war aufgefallen, dass die meisten unmittelbaren Zaubersprüche weniger an Ritual benötigten. Alles, was längerfristig wirken sollte, wie Abwehrzauber und Zauber für Glück und Gesundheit, nahm mehr Zeit und Planung in Anspruch.
    Ich faltete einen kleinen Lappen und drückte ihn auf die Hand meines Bruders. »Jetzt musst du dich entspannen und den Zauberspruch aufsagen. Konzentriere dich einfach gut auf die Silben und stell dir vor, du wärst in dem Vogel.«
    »Ich kann mir den Spruch schon merken, Sil.« Reese schloss die Augen. »Und du hast es so oft versucht, dass ich ihn eben noch ein paarmal gehört habe.«
    Ich schlug ihn auf den Arm. »Das war sehr schwer, verstanden? «
    »Hmmm.« Reese holte in aller Ruhe tief Luft, faltete die Hände im Schoß und umklammerte das Tüchlein. Als er sich entspannte, wurde sein Kiefer locker und seine Wimpern flatterten. Eine leichte Brise zerzauste seinen Pony und ich bekam eine Gänsehaut. Ich sah zu den Krähen hinüber, die mit den Flügeln schlugen, und wünschte, die Sonne würde nicht ganz so hell scheinen. Das Brot war fast aufgebraucht. Der Schwarm hatte sich hier schon immer zu schaffen gemacht und flog oft hinüber zu unserem Haus, sodass ich in meiner Kindheit allen Krähen Namen gegeben hatte. Das waren natürlich andere Vögel gewesen als heute und ich hatte sie auch nicht wirklich auseinanderhalten können, aber damals war ich sechs Jahre gewesen und niemand hatte etwas dazu gesagt.
    Auf einmal stellte ich fest, dass Reese anders atmete, flacher und schneller, als würde er versuchen, seinen Atem dem des Vogels anzupassen. Und dann entspannte sich sein Körper
ohne Vorwarnung ganz und gar. Der Kopf rollte zur Seite und die Finger wurden schlaff. Er sank nach hinten.
    Die Kerzen erloschen.
    Ich kroch zu ihm. Er hatte es geschafft!
    Die Krähen schlugen mit den Flügeln und ich drehte rasch den Kopf. Eine Welle der Übelkeit überfiel mich. Doch ich rammte mir eine Faust in den Magen und schluckte entschlossen, ehe ich mit zusammengekniffenen Augen die Vögel musterte. Eine Krähe war erstarrt. Während ich sie beobachtete, schüttelte sie sich, hüpfte auf einen Grabstein und blinzelte langsam mit ihrem extra Augenlid. Eine Wolke verdeckte die Sonne und warf ihren Schatten auf uns. Die Krähe schlug mit den Flügeln, ein Schauer schien durch ihren kleinen Körper zu laufen. Dann sprang sie vom Marmor in die Luft und flog über den Friedhof.
    Die anderen Krähen jagten ihr schreiend und krächzend hinterher. Indem ich mich am Grabstein meiner Eltern festhielt, stand ich langsam auf. Viel zu rasch verlor ich die Gewissheit, welche der Krähen, die in Formation und im Sturzflug über den Himmel schossen, mein Bruder war. Ich ging an den Salzkreis heran, so nah, wie es ging, ohne mich einzumischen. Reeses Brust hob und senkte sich langsam wie in tiefem Schlaf. Ich musste wieder an die Seelen denken. Ich habe keine Angst, mich zu verlieren , hatte er gesagt. Vielleicht lag es auch daran, dass er sich genau das wünschte.
    Es war schön, sein Gesicht so ruhig und friedlich vor mir zu sehen. Es gab Tage, da wollte ich mehr fühlen, um aus meiner Taubheit wie aus einem Panzer auszubrechen. Reese dagegen fühlte alles und meinen Anteil dazu. Das führte dazu, dass er mit Sachen warf, zu viel trank und mit Ex-Freundinnen schlief, die er eigentlich noch nie gemocht hatte.
    Unter mir gab die Erde nach und ich klammerte mich an den
nächst gelegenen Grabstein. Ich musste diese blöden Kekse essen und die Wasserflasche holen. Wieso gelang mir der Zauber nicht? Ich hatte ohne die geringste Anstrengung hundert Blumen zum Blühen gebracht, als wäre die Macht in meinem Blut vollständig zum Leben erwacht und würde nach Magie nur so hungern. Doch jetzt … Jetzt hatte ich das Gefühl zu versagen.
    Plötzlich kam der Körper meines Bruders schlingernd hoch. Seine Hüften hatten keinen Bodenkontakt mehr und die Augen öffneten sich ruckartig. Dann fiel er wieder hin und lachte. Er breitete die Arme aus und zerstörte damit den Kreis. »Silla! Oh Mann!«
    Mein Herz machte es sich wieder in meiner Brust gemütlich, wo es hingehörte. Es ging ihm gut.
    Reese drehte sich auf den Bauch und grinste mich an. »Silla, es war unglaublich. Ich bin geflogen. Unter meinen Flügeln war der Wind so zäh wie Wasser. Ich konnte nicht fallen: Es gab gar nicht genug Gewicht in der Welt, um mich

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