Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
und tätschelte den Buchumschlag. Er war auf dem trockenen Rasen kaum zu sehen.
»Mit den Tropfen des Weins lehren wir es, zu werden, was wir wollen«, sagte Reese. »Unser Blut steuert die Energie bei und unser Wort die Willenskraft.«
Nick nickte. »Gut, verstanden.«
»Wein«, sagte Reese, neigte die offene Flasche und goss einen dünnen Strom der dunkelroten Flüssigkeit in die Schüssel. Sie sank in das klare Wasser, vermischte sich beinahe sofort damit und färbte es ein wenig dunkler. Die sonnigen Flecken blendeten mich auf der Stelle weniger.
Ich beugte mich über die Schüssel und Nick und Reese legten jeweils eine Hand auf meine Knie. Ich stach mir in den Zeigefinger, hielt ihn über die Mischung und sah zu, wie sich auf der Fingerspitze langsam ein Tropfen bildete.
Ich spürte die Energie in meiner Hand. In diesem winzigen Blutstropfen, der auf meiner Fingerspitze zitterte, pulsierte die Macht. Ich hielt den Atem an, bis er endlich ins Wasser fiel.
Der Tropfen fiel leise hinein, blieb als Kugel erhalten und schwebte als hellrote Blase im Wasser.
» Fio novus «, murmelte ich. Werde zu etwas Neuem.
» Fio novus «, wiederholten die Jungen. Dann sagten wir es zusammen ein drittes Mal und beugten uns so weit vor, dass unser Atem über das Wasser wehte.
Die Oberfläche kräuselte sich, schwappte auf und nieder wie nach einem Erdbeben. In der Mitte, wo mein Blut gelandet war, bildete sich ein seltsamer violetter Wirbel, der mit Tentakeln
an den Schüsselrand strebte, zur Oberfläche und zu dem kleinen orangefarbenen Koi am Boden. Die Ranken mischten sich wie Öl zunächst nicht mit dem Wasser. Es sah aus wie ein lebendiger Organismus, wie eine Wasserpflanze, die wuchs und wuchs, um endlich die Schüssel auszufüllen. Ich hatte die Bauchmuskeln angespannt und biss mir auf die Zungenspitze – kaum wagte ich zu atmen.
» Fio novus! «, zischte ich.
Der Organismus explodierte und verwandelte das gesamte Wasser auf der Stelle in eine dunkle, glänzende Flüssigkeit, die sanft an die Kerben am Schüsselrand schwappte.
Keiner von uns dreien konnte etwas anderes tun, als auf die Schüssel zu starren. Ich dachte an die Hexen bei Macbeth, wie sie sich um den Kessel drängen. Nun, ihr geheimen schwarzen Nachtunholde! Was macht ihr da?
Ein namenloses Werk.
Wir waren so still wie die Grabsteine um uns herum.
Nicholas
Ich streckte die Hand aus und tunkte einen Finger in die Schüssel. Ehe ich ihn in den Mund steckte, zögerte ich nur einen ganz kurzen Augenblick. Ein süßsaurer Geschmack ergriff meine Zunge.
Silla sah mir mit großen Augen zu und Reese sagte: »Und?«
»Wein.« Ich zuckte mit den Achseln und lachte verwundert. »Schlechter Wein, aber eindeutig Wein.«
Mit einem Triumphschrei tunkte auch Silla ihren Finger hinein. Als sie probierte, zuckte sie zusammen. »Bäh, ich glaube, das muss ich noch üben.«
»Du magst doch sowieso keinen Wein«, sagte Reese. »Vielleicht sollten wir das Wasser beim nächsten Mal in Kakao verwandeln. «
Als sie lachte, sahen die beiden sich verständnisinnig an. Die funkelnde irre Verbindung zwischen ihnen glühte geradezu. Ich redete mir gut zu, dass ich mit etwaigen Geschwistern ohnehin nicht gut ausgekommen wäre.
Dann drehten sie sich gleichzeitig zu mir um. »Jetzt bist du dran, Mann«, sagte Reese.
Ich klappte den Mund auf, aber ausnahmsweise fiel mir keine schlagfertige Antwort ein.
»Du willst nicht?« Als Silla mir die Hand aufs Knie legte, fiel mir endgültig nichts mehr ein.
»Wir wollen herausfinden, ob es an uns liegt, an unserer Familie, oder ob du es auch kannst.« Mit einer einzigen fließenden Bewegung stand Reese auf, ging mit der Schüssel schlechten Weins ein paar Meter und kippte sie in hohem Bogen über irgendein Grab.
»Nicholas.« So angesprochen, konnte ich wieder reden. »Ja«, murmelte ich und nahm ihre Hand von meinem Bein. Ich hielt sie fest und hob sie an meine Lippen, um die kleine Wunde im Finger zu küssen. »Ja, ich will’s versuchen.« Selbstverständlich wusste ich schon, dass es mir gelingen würde.
Reese setzte sich wieder hin und stellte die Schüssel in die Mitte zurück. Dann kippte er den Rest des Wassers hinein. Silla drückte mir die Hand, bevor sie losließ, und suchte im Gras nach dem Taschenmesser, das sie hatte fallen lassen. Als sie es gefunden hatte, wollte sie es mir geben.
»Warte«, sagte Reese. »Du hast doch keine Krankheiten, oder?«
Silla verzog ärgerlich den Mund. » Du schläfst doch mit
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