Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
du hier ständig einfach hereinplatzt und Sarah mit deinen Vorwürfen überschüttest. Sie war völlig fertig nach deinem letzten Besuch. Merkst du denn nicht, dass sie immer noch viel zu geschwächt ist, um mit dir über irgendwelche Probleme zu diskutieren?«
Jonathan starrte Dustin feindselig an. »Ach ja, und warum ist sie so geschwächt? Du hast doch irgendetwas mit ihr angestellt, da unten in der Grube, oder? Sie gibt es nicht zu, wahrscheinlich aus Angst oder Scham oder weil du ihr einredest, alles wäre in Ordnung. Aber ich bin mir sicher, dass du sie nicht nur im Arm gehalten hast, während sie ohnmächtig war!«
Dustin hoffte, dass Sarah wenigstens noch eine Zeit lang im Bad blieb. Es war besser, wenn sie dieses Gespräch nicht mitbekam. Wer wusste, wohin es noch führte?
Die Aggression zwischen ihnen lag wie flirrende, aufgeheizte Luft im Raum. Dustin bebte innerlich. Wie gerne wäre er auf Jonathan losgegangen und hätte ihm eine verpasst. Aber er durfte sich nicht aus der Fassung bringen lassen, er musste seinen inneren Zustand möglichst stabil halten, wenn Sarah nebenan nicht misstrauisch werden sollte.
»Jetzt hör mir gut zu, Jonathan, es ist nichts passiert, verstanden?«, sagte er betont leise. »Ich würde mich nie an einem wehrlosen Mädchen vergreifen und du solltest besser aufhören, dir solche absurden Geschichten zurechtzulegen, geschweige denn, sie irgendwem gegenüber zu erwähnen. Ich weiß sehr wohl, dass du nur nach Gründen suchst, mich ans Messer zu liefern. Du kannst einfach nicht akzeptieren, dass Sarah und ich uns gern haben. Aber glaubst du etwa, du eroberst ihr Herz, wenn du auf solche Mittel zurückgreifst? Die Art, wie du dich an sie heranmachst, ist so armselig, so dermaßen anbiedernd und peinlich. Du kannst einem beinahe schon leidtun.«
Jonathan sprang auf und seine Augen funkelten Dustin voller Zorn an.
»Wage es ja nicht, so mit mir zu sprechen, nie wieder, verstanden?«, zischte er bedrohlich leise. »Du bist so dumm, Dustin, so dermaßen blind. Du redest dir ein, du wärst unbesiegbar und etwas ganz Besonderes! Dabei weißt du tief in deinem Innern, dass es nicht so ist. Aber du biegst dir die Wirklichkeit so lange zurecht, bis sie dir gefällt. Weißt du was? Das wird nicht ewig funktionieren. Bald wirst du die Wahrheit zu spüren bekommen, das kannst du mir glauben.«
Dustin wollte etwas erwidern, aber Jonathan drehte sich um und trat schnellen Schrittes auf die Tür zu. Dustin wollte schon erleichtert aufatmen, als Jonathan zu seinem Erstaunen einen Schlüssel hervorzog und die Kellertür von innen abschloss.
Dustin sprang auf. »Was soll das, spinnst du jetzt komplett, Jonathan? Sperr sofort wieder auf!«
Jonathan schüttelte den Kopf. »Diese Sache zwischen uns muss ein für alle Mal entschieden werden. Jetzt.« Seine Stimme klang ungewohnt rau, fast tonlos.
Dustin schluckte. Der stumpfe Ausdruck in Jonathans Augen jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Sein Schulkamerad schien anscheinend völlig den Verstand zu verlieren. Bedrohlich langsam kam er auf Dustin zu und blieb einen halben Meter vor ihm stehen.
»Jonathan, könnten wir die Geschichte nicht wie erwachsene Menschen —«
»Halt den Mund, Dustin. Sieh mich an, sieh mich jetzt ganz genau an. Du hattest die Chance, dich aus dem Staub zu machen, als noch Zeit dafür war. Aber du hast dich dagegen entschieden. Warum hast du Rapids nicht sofort nach Annas Tod verlassen? Warum hast du Sarah nicht im Ruhe gelassen, um ihrem Glück nicht länger im Weg zu stehen?«
Dustin verstand nicht, worauf Jonathan hinauswollte, aber das war jetzt auch egal. Er musste den Jungen zur Vernunft bringen. Er hatte seine besonderen Fähigkeiten verloren — diesmal würden sie ihn nicht in letzter Sekunde retten.
»Jonathan -«
»Reden hat keinen Sinn mehr. Dustin, das weißt du selbst. Es kann nur einen Sieger geben und einen Verlierer. Der Kampf zwischen uns wird fair ablaufen«, sagte Jonathan ruhig.
Dustin stutzte.
»Nur du und ich. Keine Waffen.«
Dustin begriff allmählich, was Jonathan vorhatte. Er wollte sich allen Ernstes mit ihm schlagen. Ein Blick in Jonathans Augen verriet Dustin, dass er ihn nicht mit Worten umstimmen konnte. Dustins Herz raste - aber nun durfte er auch nicht länger versuchen, es zu beruhigen. Er brauchte jetzt alle Kraft und Energie, die er aufbringen konnte. Hoffentlich würde Sarah nicht zu sehr darunter leiden ...
Jonathan nahm den Kellerschlüssel und warf ihn vor die Tür.
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