Blood Sun
Lederjacke.
»Tee? Also, ich habe Kaffee aufgesetz t …«
Sie lächelte. »Eine Tasse Tee wäre spitze.«
»Ja. Selbstverständlich. Verzeihen Sie bitte. Ic h … ä h …« M r Jackson griff nach dem Telefon, drückte eine Taste und fragte, ob einer der Lehrer eine Kanne Tee aus der Küche besorgen könne.
Die junge Frau tippte etwas in ihren Laptop, nahm einen Ordner aus dem Rucksack und legte ein Handy auf den Schreibtisch.
Er stellte das Telefon zurück an seinen Platz. »Ich habe Sie mir etwas anders vorgestellt, Mr s Morgan.«
»Das geht den meisten so. Ich finde, das hilft.«
»Kann ich nachvollziehen«, sagte er.
Sie drehte ihren Laptop herum, sodass M r Jackson auf den Bildschirm blicken konnte. Darauf waren unzählige Rautenzeichen zu sehen und ein kleines rotes Lämpchen, das blinkte.
Sie bückte sich und fuhr mit den Fingern an der Unterseite seines Schreibtischs entlang. Sie zog etwas hervor, was wie ein kleines braunes Kästchen aussah, ließ es auf den Boden fallen und zertrat es mit dem Stiefelabsatz.
»Billigchips, die aber eine Reichweite von einigen Kilometern haben.«
»Chips?«, fragte M r Jackson.
»Mikrochips. Die Gauner haben Sie verwanzt.«
Das also hatten diese zwielichtigen Gestalten gewollt! Ihn belauschen! Hatte er irgendetwas gesagt, was Max in Gefahr bringen konnte?
»Ich würde jetzt gerne mit Max Gordon reden. Mal sehen, ob er uns was zu Danny Maguire erzählen kann«, sagte die Agentin.
»Tja, Mr s Morgan, genau das ist das Problem.«
In dem gefrorenen Schnee auf der Zufahrtsstraße zur Dartmoor High konnte Charlie keinerlei Spuren erkennen. Also musste Max Gordon querfeldein gegangen sein. Aber wohin? Bis zum nächsten Bahnho f – Exeter oder Plymout h – war es ein mühsamer Fußmarsch von mindestens sechs Stunden. Charlie fragte sich, ob ein Junge das bei diesem Wetter überhaupt schaffen konnte.
Nachdem sie sich die Unterlagen über Max Gordon angesehen hatte, stand die Antwort fest: Ja, das konnte er. Nach zwei Stunden hatte sie alles über Max Gordon gelesen. Zwischen ihm und Danny Maguire gab es keine direkte Verbindung, erst recht keine Freundschaft, was auch von M r Jackson bestätigt wurde.
Sie schäkerte mit der Hälfte der anwesenden Schüler, die ihr alles erzählt hätten, wenn sie etwas gewusst hätten. Diesem Baskins, der sich mit Max geprügelt hatte, wollte sie noch gründlicher auf den Zahn fühlen. Sie beobachtete, wie er sich auf ihr Motorrad setzte. Es war so gebaut, dass man sich beim Fahren weit nach vorn beugen musste.
Baskins träumte davon, mit an die zweihundertfünfzig Sachen durch die Gegend zu rasen. Hoggart würde Augen machen, wenn er ihm von der Motorradbraut erzählte. Als er das Quipu erwähnte, spürte er, dass er Max in die Pfanne gehauen hatte. Er war in ihre Falle getappt! Sie wandte sich lächelnd von ihm ab und mit einem Mal fand Baskins das Motorrad nicht mehr so toll.
Mit Sayid, Max’ bestem Freund, wollte Charlie erst reden, wenn sie mehr Informationen über ihn hatte. Sie brauchte einen Ansatzpunkt und den fand sie auch. Jetzt war Schluss mit den Freundlichkeiten.
Sayid und seine Mutter saßen in M r Jacksons Büro.
»Warum ist er weggelaufen, Sayid?«, fragte Charlie.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er.
»M r Jackson hat mir gesagt, dass Max einen Brief oder ein Päckchen erwartet hat. Ist so was für ihn angekommen?«
»Ich habe die Post selbst durchgesehen. Es war nichts für Max dabei«, erklärte M r Jackson.
»Sayid, ich bin hier, um Max zu helfen. Da draußen laufen ein paar sehr gefährliche Leute rum, die es auf ihn abgesehen haben.«
Sayid schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts. Max erzählt mir nie was.«
»Und wo hat er das Quipu her?«
Baskins! Sayid war fassungslos, dass der Trottel das ausgeplaudert hatte.
»Keine Ahnung.«
Sie warf einen Blick auf ihren Laptop. »Max’ Dad hat dich und deine Mutter gerettet, richtig?«
Als Sayids Mutter ein besorgtes Gesicht machte, legte M r Jackson ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Das hat doch überhaupt nichts mit dieser Sache zu tun«, sagte er.
»Sayids Vater war ein wichtiger Verbindungsmann für uns im Nahen Osten. Es war seinem guten Ruf zu verdanken, dass Tom Gordon Sayid und seine Mutter in unser Land holen durfte.« Dann fügte Charlie ruhig, aber bestimmt hinzu: »Ich weiß allerdings nicht, ob diese Sonderregelung auch noch weiterhin gilt oder ob wir sie abschieben müssen.«
Sayids Mutter schlug sich die Hand vor den Mund
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