Blood Sun
Präzisionsgewehre vom Kalibe r 12, 7 mm mit Laservisier und M240-Maschinengewehre vom Kaliber 7,6 2 mm waren die tödlichen Waffen, die den besonderen Status dieser Einheit verdeutlichten.
Alejandro gab Vollgas. Das Boot bäumte sich auf und schoss davon wie ein wild gewordener Hengst. Max klammerte sich an seinem Sitz fest. Xavier krachte gegen die Bordwand, stürzte zu Boden und hielt sich die Wunde. Das Boot schwenkte nach rechts, schlug einen Bogen und raste dann nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen.
»Einem Hubschrauber kann er niemals entkommen!«, rief Max durch den Lärm der Motoren.
Xavier schüttelte den Kopf. »Er will bloß zur Küst e – zu den Buchten.«
Max sah aufs gleißende Wasser und musste blinzeln, weil ihm die Gischt ins Gesicht spritzte. Am zerklüfteten Horizont waren Palmen zu erkennen. Alejandro steuerte geradewegs darauf zu, während er seinen Leuten Befehle zuschrie. Sie machten die Waffenkiste auf und gingen mit den Maschinenpistolen in Stellung.
Max schüttelte den Kopf. »Er ist verrückt. Das ist genau das, was sie von ihm erwarten. Jetzt haben sie einen Vorwand, ebenfalls zu schießen.«
Xavier liefen Tränen übers Gesicht, aber Max wusste nicht, ob das am Fahrtwind oder an den Gefühlen des Jungen lag.
Der Helikopter war nur noch einen Kilometer entfern t – genau wie die Küstenlinie. Max sah die schmalen Strände, Felsen und Landspitzen schon recht deutlich. Die Wellen brandeten gegen eine Reihe von Riffen, dahinter war das Meer bis zur Küste ruhig.
Der Helikopter flog jetzt keine hundert Meter über ihnen, sie spürten schon die Druckwellen der Rotoren. Der Pilot folgte mühelos jedem von Alejandros Ausweichmanövern, bis dieser das Boot in einem geradezu selbstmörderischen Manöver herumriss. Einen Augenblick dachte Max, sie würden alle über Bord geschleudert werden. Das Boot kippte beinahe um, die Schraube drehte sich kurzzeitig in der Luft. Der Hubschrauber surrte an ihnen vorbei.
Alejandro wandte sich an Max: »Ich fahre durch das Riff. Du nimmst Xavier mit.« Er überlegte kurz und sah Max fest in die Augen. »Er kann nicht schwimmen. Du bringst ihn an Land. Du hast ihn schon einmal gerettet. Du rettest ihn ein zweites Mal. Ja?«
Alejandro schenkte ihnen das Leben. Max nickte.
»Er ist ein Dummkopf, aber er ist mein Bruder«, sagte Alejandro. »Halt dich bereit!«
Ein grässliches Knirschen erschütterte das Boot, als es durch das Riff raste. Der Hubschrauber setzte zur nächsten Attacke an.
Max packte Xavier am T-Shirt. »Wir müssen springen. Du bleibst bei mir.«
Xavier machte ein ängstliches Gesicht. Er schrie seinem Bruder etwas auf Spanisch zu und der rief etwas zurück. Max verstand nicht, was sie sagten, aber ihm war klar, dass sich jetzt ein Bruder für den anderen opferte.
Alejandro sah Max an und nickte. Plötzlich wurde das Boot langsamer und schwankte nur noch träge in seinem eigenen Kielwasser.
Max zögerte keine Sekunde. Er riss Xavier mit sich über Bord. Kaum waren sie gesprungen, heulte der Motor wieder auf. Die Schraube erzeugte eine weiße Schaumspur, während das Boot davonschoss.
Das Wasser war so tief, dass sie nicht stehen konnten, daher fasste Max den strampelnden Xavier unter den Armen. »Beruhig dich! Ich bring dich an Land.«
Wie ein erfahrener Rettungsschwimmer zog Max den Jungen mit sich, der bald nicht mehr in Panik um sich schlug. Jenseits des Riffs sah Max das Boot im Zickzack hin und her rasen, während der Hubschrauber ihm zu folgen versuchte.
Alejandro hatte den Piloten getäuscht, indem er den Anschein erweckt hatte, er wolle in die Mangroven-Buchten fliehen und habe vorübergehend die Kontrolle verloren, als er gegen einen Felsen im Wasser knallte. Max und Xavier waren in den schäumenden Wellen nicht zu sehen, und als Alejandro wieder über das offene Meer floh, konzentrierte sich die Hubschrauberbesatzung nur noch auf ihn und sonst niemanden.
Dunkle Schatten streiften Max’ Beine. Keine Panik, schärfte er sich ein. Das müssen Riffhaie sein. Er erinnerte sich daran, dass Raubhaie normalerweise außerhalb des Riffs lebten.
Max spürte Sand und schleimiges Seegras unter den Füßen.
»Wir haben’s geschafft, Xavier. Komm, wir müssen uns unter den Bäumen verstecken.«
Mühsam kämpften sie sich aus dem Wasser und fielen auf den harten nassen Sand, der von Palmen und tief herabhängenden Zweigen mächtiger Bäume überschattet war. Max zog Xavier weiter vom Meer weg. Hinter ihnen rollten kleine
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