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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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hast du das gelernt?«, fragte Xavier.
    Max zuckte die Achseln. Man musste nur sein Köpfchen einschalten. Sich umsehen, was einem weiterhelfen könnte. Wahrscheinlich hatte sein Vater ihm irgendwann einmal erzählt, dass sich in Lianen Wasser sammelt. Max’ Gedanke wurde vom Signal der Schiffssirene unterbrochen. Er lief ans Ufer zurück und kauerte sich zwischen die kleinen Sträucher. Das Boot der Küstenwache drehte ab. Auftrag ausgeführt.
    Xavier murmelte etwas vor sich hin. Max brauchte die Sprache gar nicht zu verstehen, um zu wissen, was er sagte. Es war klar, dass er die Männer verfluchte, die seinen Bruder getötet hatten.
    Die Jungen lagen im Sand und beobachteten das Schiff, bis es hinter der Landzunge verschwunden war. Dann schaute Max in den Himmel. Zwei Pelikane kreisten träge im Wind und landeten auf den Felsen des Riffs, um zu fischen. Wenn er einen Pelikan fangen und ihm ein Seil ans Bein binden könnte, hätte er einen perfekten Fischfänger. Ein größerer Schatten verdunkelte den Himmel. Die gewaltigen Schwingen eines Fregattvogels zogen durch sein Blickfeld. Mit einer kaum merklichen Bewegung seiner Schwanzfedern drehte er ab. Die schwarzen Flügel erinnerten Max an ein ganz anderes Tier. Er musste hier draußen vorsichtig sei n – in dieser Gegend gab es blutsaugende Vampirfledermäuse.
    »Wenn du Wasser aus einem Baum holen kannst, kannst du bestimmt auch Feuer machen«, sagte Xavier.
    »Nein, ich will nicht gerettet werden. Und schon gar nicht von deinen sogenannten Freunden.«
    »Mein Bruder hat nicht nur mir das Leben gerettet, sondern auch dir«, stieß Xavier wütend hervor.
    »Ja, damit ich für dich den Babysitter spielen kann.«
    Die beiden Jungen starrten sich an, doch dann begriff Xavier, dass Max Recht hatte, und nickte. »Okay, also was machen wir jetzt?«
    Max schaute über die Flussmündung. Die Flut ging zurück. An einer Stelle wurde bereits eine Sandbank sichtbar. »Wir bauen ein Floß und fahren flussaufwärts. Auf diese Weise finden wir vielleicht eine Siedlung. Aber vorher will ich möglichst viel von den Sachen holen, die von dem Boot übrig geblieben sind. Die Flut hat sie dort drüben angespült. Da muss ich hin.«
    »Du bist wirklich verrückt, Max. Diese Mangroven«, er schüttelte den Kopf, »also, ich weiß nicht. Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, kann ich dir nicht helfen.«
    Max behielt seine Sachen an. Der auflandige Wind hatte in der Nacht die Moskitos von ihnen ferngehalten, aber jetzt täuschte er darüber hinweg, wie sehr die Sonne brannte. Ohne seine Kleidung würde sich Max im Wasser einen schlimmen Sonnenbrand holen. Zudem wollte er drüben zwischen den Mangroven nicht auf seine Schuhe verzichten, auch wenn es das Schwimmen erschweren würde.
    Als das Wasser tief genug war, schwamm er los. Dabei hielt er nach Krokodilen Ausschau. Er wollte gar nicht daran denken, was ihn im Wurzelgeflecht der Mangroven alles erwartete. Die Lanzenotter, eine der giftigsten Schlangen der Welt, war in dieser Gegend heimisch, und ein einziger Biss würde ihn töten. Er verdrängte diese Vorstellung, um sich von seiner Angst nicht lähmen zu lassen.
    Er hatte Xavier den Auftrag gegeben, Palmenblätter zu sammeln und in Streifen zu reißen; die konnten sie zum Binden benutzen. Jetzt sah er ihn im Sand sitzen. Er hielt sich zum Schutz vor der Sonne ein großes Blatt über den Kopf und schaute seelenruhig zu, wie Max sich abmühte, gegen die Strömung auf die andere Seite der Flussmündung zu schwimmen. Max stöhnte verzweifelt. Offenbar kam eine ganze Menge Arbeit auf ihn z u – auf ihn allein. Hätte er genug Luft in der Lunge gehabt, hätte er Xavier zugeschrien, er solle endlich in die Gänge kommen, aber er durfte seine Kräfte bloß nicht vergeuden.
    Das Wasser wurde flacher. Es reichte ihm nur noch bis an die Brust, sodass er es nun leichter hatte, die von der Ebbe freigelegten stinkenden Mangrovenwurzeln zu erreichen. Er wartete, bis seine Augen sich an die Schatten gewöhnt hatten, und spähte aufmerksam über das flimmernde Wasser, ob irgendwo ein Krokodil auftauchte. Langsam watete er auf dem unebenen Flussboden weiter. Einmal stolperte er, tauchte unfreiwillig unter und kam prustend wieder hoch. Je näher er dem Geflecht der triefenden Wurzeln kam, desto ekelhafter wurde der Gestank des Wassers.
    Dann erblickte er zwischen den unnachgiebigen Wurzeln einige Wrackteile des Bootes. Die Explosion hatte das meiste zerstört, aber schon ein paar Reste konnten ihnen

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