Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
Vom Netzwerk:
weiterhelfen. Er sah ein längliches weißes Ding und ahnte, was das war. Es war nicht mehr so gut in Schuss wie am Tag zuvor, als er bei der rasanten Fahrt übers Meer darauf gesessen hatte. Der Lederbezug der Bank war angesengt, doch die Nähte hatten gehalten; in die Schaumstofffüllung war kein Wasser eingedrungen. Das konnte er für den Auftrieb des Floßes verwenden. Im Wasser unter den Mangroven trieben außerdem Holztrümmer des zerstörten Bootes. Ein nützliches Seil hatte sich in den Wurzeln verfangen.
    Max musste eine Entscheidung treffen. Sollte er aus dem Wasser steigen und zwischen den armdicken Mangrovenwurzeln herumklettern? Dann würde er lange brauchen, um das Treibgut einzusammeln. Oder sollte er im Wasser bleiben, weil er so leichter an die Bootsteile herankam? Dabei würde er vielleicht nicht rechtzeitig mitbekommen, dass sich ihm ein Krokodil näherte.
    Verrückt sein war eine Sache, dumm sein eine andere. Er griff nach den schleimigen Zweigen und zog sich aus dem Wasser. Während der entsetzliche Gestank ihn immer wieder zum Würgen brachte, kraxelte er von Wurzel zu Wurzel und sammelte die brauchbaren Wrackteile ein.
    Fetzen von Baumwolldecken hatten sich in den Mangrovenzweigen verfangen. Ein langes, schmales Holzstück mit aufgenietetem Stahlbeschlag am oberen Ende klemmte im Unterholz. Sonst war nicht viel zu sehen, bis auf eine grüne Plastikflasche. Frisches Wasser! Max musste daran denken, wie Alejandro sich über seine Entrüstung lustig gemacht hatte, als einer seiner Leute die Plastikfolie ins Meer geworfen hatte. In diesem Augenblick war er jedoch dankbar, dass es diese umweltschädlichen Plastikflaschen gab.
    Wie ein Strandräuber raffte er die Sachen zusammen. Das Holz mit dem Stahlbeschlag war ziemlich schwer. Vielleicht stammte es vom Motorgehäuse, als Bootshaken oder Waffe war es sicher noch zu gebrauchen. Jedenfalls war es ein gutes Gefühl, etwas zu haben, womit man sich verteidigen konnte. Er wickelte das etwa vier Meter lange Seil auf, während er, das Gesicht von dem widerlichen Gestank abgewandt, auf einem glitschigen Ast balancierte. Er sehnte sich nach dem Strand und der erfrischenden Brise.
    Max riss ein paar Tuchfetzen los, legte sie zusammen und stopfte sie unter das aufgerollte Seil, das er sich um die Schulter geschlungen hatte. Die Wasserflasche war schwieriger zu erreiche n – aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er legte sich bäuchlings auf den glitschigen Ast, klammerte sich mit den Beinen daran fest, beugte den Oberkörper möglichst weit nach vorn und begann mit dem langen Brett nach der Flasche zu angeln. Es war eine ganz schön wackelige Angelegenheit. Plötzlich nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Als er den Kopf wandte, sah er Xavier mit einem Palmwedel winken. Xavier sprang auf und ab und schrie etwas, aber der Wind und die Brandung übertönten seine Stimme.
    Wahrscheinlich freut er sich, dass ich so brauchbare Sachen gefunden habe, dachte Max. Irgendwie würde er Xavier dazu bringen müssen, sich endlich mal etwas ins Zeug zu legen, denn ganz allein konnte er sie beide nicht aus diesem Schlamassel herausbringen. Max konzentrierte sich wieder auf die Flasche, sein Gaumen freute sich schon auf einen Schluck des Durst löschenden Wassers. Er musste sich nur noch ein bisschen weiter nach vorne strecken.
    Mit einer Hand schirmte Xavier die Augen vor dem grellen Licht ab. Er spähte über das glitzernde Wasser. Max kam gut voran, stolperte ein paarmal, bewegte sich aber weiter zielstrebig auf die Mangroven zu.
    Xavier schrie aus Leibeskräften, winkte und sprang herum wie ein Verrückter. Max beugte sich von einem Ast herunter und konnte das Krokodil nicht sehen, das sich ihm näherte. Xavier musste an ein entsetzliches Erlebnis denken. Als sie einmal mit einem Schnellboot in einer Flussmündung wie dieser lagen, hatte er eine Schar Brüllaffen beobachtet, die sich auf den unteren Ästen der Mangroven flussabwärts bewegten. Plötzlich war ein Krokodil aufgetaucht, unglaublich kraftvoll hatte es sich fast mit dem ganzen Körper aus dem Wasser in die Luft geschnellt, einen nichts ahnenden Affen vom Baum geschnappt und das kreischende Tier in die stinkende Brühe gezogen.
    Jetzt schwamm ein Krokodil genau auf die Stelle zu, wo Max keine drei Meter über dem Wasser auf dem Ast lag. Xavier schrie, so laut er konnte, aber Max bekam anscheinend nichts davon mit.
    Max reckte sich nach unten, seine ganze Konzentration war auf die Flasche

Weitere Kostenlose Bücher