Blood Sun
gerichtet.
Noch ein kleines Stück.
Vorsichtig.
Und dann schien das Wasser zu explodieren.
Max schrie auf.
Der Rachen des Krokodils schnappte zu.
13
S ayid schlängelte sich durch das Labyrinth, das vor ihm lag. Er hatte einen neuen Code geschrieben und neue Falltüren für seine Verfolger erfunden. Das heißt für die Leute, die überhaupt merkten, dass jemand sich in ihr System eingehackt hatte.
Er hatte keine weitere Nachricht von Max erhalten. Der Rektor hatte ihm mitgeteilt, dass Max nicht nach Südamerika, sondern nach Miami geflogen war. Das wusste Sayid natürlich, doch er hatte sich dies unter M r Jacksons forschenden Blicken nicht anmerken lassen. Ihn beunruhigte nur, dass niemand etwas davon gesagt hatte, dass Max wie geplant in Mittelamerika angekommen war.
Seine Mutter hatte mehrfach mit ihm geschimpft, weil er die ganze Zeit in seinem Zimmer blieb und am Computer herumspielte.
Dabei half er Max. Sein Freund hatte ihn gebeten, so viel wie möglich über die letzten Stunden in Danny Maguires Leben herauszufinden, und der beste Ausgangsort für solche Nachforschungen war die U-Bahn-Station, wo er gestorben war. Seit fast vierundzwanzig Stunden war Sayid damit beschäftigt, visuelles Beweismaterial dafür aufzutreiben, dass Danny auf die Gleise gesprungen war.
Der Einstieg war simpel gewesen. Sayid brauchte nur einen Inurl-Code in seinen Browser einzugeben, um an die Adressen von Hunderten von Überwachungskameras zu gelangen. Nach einigen Stunden hatte er die Kameras gefunden, die er brauchte. Er klickte sich durch die Bahnsteige, um herauszufinden, welcher Kamerawinkel ihm die beste Sicht verschaffte. Jetzt konnte er den Leuten live dabei zusehen, wie sie in der Station ein- und ausstiegen. Doch das half ihm nicht weiter, er brauchte die Aufnahmen der Vergangenheit. Und zwar des Tages, an dem Danny gestorben war. Die Polizei hatte sich die Bänder bestimmt angesehen, und seitdem lagerten sie wahrscheinlich in irgendeinem Archiv. Aber wo?
Genau wie Max seine Spuren verwischte, wenn er sich bei seinen Übungen im Gelände nicht schnappen lassen wollte, musste auch Sayid seine digitalen Spuren löschen, wenn er durch das Sicherheitsnetzwerk der Regierung navigierte. Da man dort wegen möglicher terroristischer Bedrohungen ständig in Alarmbereitschaft war, waren die Systeme sehr viel raffinierter als früher. Sayid hatte sich bei Leuten in der Hackergemeinde, die seine Fähigkeiten kannten, vorsichtig umgehört. Dabei war er kurzzeitig an die Mitglieder der Black-Hat-Gruppe geraten, die als wahre Asse bekannt waren. Sie hatten es hauptsächlich auf die Zerstörung von Webseiten oder die Erpressung der Betreiber abgesehen. Zum Glück gab es ältere Mitglieder in Sayids internationaler Computergemeinschaft, erfahrene White-Hat-Hacker, die ihm aus dieser schlechten Gesellschaft wieder heraushalfen.
Bei ihnen besorgte sich Sayid den komplizierten Code, der ihm den Zugang zu den abgespeicherten Videoaufnahmen von Danny Maguire verschaffte. Danach schrieb er unter Verwendung frei zugänglicher Software ein Programm, das ihm half, seine Spuren im Netz zu verstecken. Dazu benutzte er die Skriptsprache Perl, die zum Scannen und Verarbeiten großer Informationsmengen besonders geeignet ist. Ein guter Hacker sollte stets darauf achten, klar und präzise und orthografisch korrekt zu formulieren. Und das hatte er in M r Dolbys Englischunterricht gelernt, auch wenn es manchmal ziemlich ätzend gewesen war.
Sayid schaute sich die Videoaufzeichnungen von den Bahnsteigen ganz genau an. Die Bildqualität war schlecht, die Gesichter in der Menge konnte er kaum erkennen. Dann aber, als ein Zug abfuhr und der Bahnsteig sich leerte, wurde ein junger Mann sichtbar. Er hatte seine langen Haare nach hinten gebunden, sodass sein Gesicht zu sehen war, und er rannte. Sayid stoppte das Bild und versuchte es zu vergrößern. Das musste Danny sein! Als er das Video weiterlaufen ließ, sah er, wie Danny, ohne zu zögern, auf die Gleise sprang und in den Tunnel rannte. Gleich darauf erschienen zwei Männer, die offenbar hinter ihm her waren, aber inzwischen hatte sich der Bahnsteig wieder gefüllt. Es war klar, dass sie Danny nicht mehr in den Tunnel folgen konnten. Es gab zu viele Zeugen. Der nächste Zug fuhr ein, viele Leute stiegen aus, und die zwei Männer gingen in der Masse fast unter. Sayid gelang es, einzelne Bilder von ihnen zu isolieren. Es waren die beiden aus dem Range Rover, der ihn im Moor beinahe überfahren
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