Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
durch den akuten Stress und die Übermüdung älter aus. Sie war blond und hatte blasse Haut. Ihre Haare waren fettig und ungekämmt, ihre Kleidung zerknittert und voller Flecken. Trotzdem machte sie den Eindruck, als sei sie eine starke Frau, mental und emotional belastbar und durchaus vertraut mit den Tiefschlägen des Lebens, aufmerksam und vorsichtig, aber nicht leicht zu erschrecken. Sie sah vollkommen entsetzt aus.
    Der Streifen Paketband, der über ihrem Mund lag, hielt ihre Lippen versiegelt und hinderte sie daran, das herauszubrüllen, was ihre Augen entsetzt verkündeten.
    Das ist nicht der Mann, den ich geheiratet habe.
    Das Paketband, mit dem ihre Handgelenke gefesselt waren, war sauber und glänzend und hatte nur wenige Falten, genau wie der Streifen, der über ihrem Mund lag. Also war das Klebeband relativ frisch. Ihrer Kleidung und ihren Haaren nach zu urteilen, war sie seit zwei, maximal drei Tagen in Gefangenschaft, aber nicht länger, sonst hätte sie noch verwahrloster ausgesehen. Es sei denn, sie hatten ihr Kleider zum Wechseln und eine Waschgelegenheit gegeben. Aber ihre Sachen passten und standen ihr viel zu gut, als dass sie von jemandem stammen konnten, dem es egal war, wie sie aussah. Sie war also vor zwei, drei Tagen gefangen genommen und erst vor Kurzem gefesselt worden.
    Der Junge neben der Frau war ungefähr sieben Jahre alt, konnte aber auch relativ klein und acht oder relativ groß und sechs sein. Victor war sich nicht sicher. Mit Kindern kannte er sich nicht besonders gut aus. Der Kleine trug Turnschuhe, Jeans und ein mit Dinosauriern bedrucktes T-Shirt. Er war weder gefesselt noch geknebelt. Auch seine Haare waren ungepflegt und seine Kleidung schmutzig. Er sah nicht ängstlich aus. Er brüllte nicht heraus, dass Victor nicht sein Vater war. Er starrte Victor nur aufmerksam und neugierig an.
    Sie befanden sich seit zwei, drei Tagen in der Gewalt ihrer Entführer, aber die Frau war noch nicht lange gefesselt. Weil sich die Umstände ihrer Gefangenschaft geändert hatten. Der Aspekt der Sicherheit war aus irgendeinem Grund wichtiger geworden. Sie waren von einem Kidnapper zum nächsten transportiert worden. Oder von einem Gefängnis in ein anderes. Oder beides. Victor musste an Harts Ankunft beim Bauernhaus und an den weißen Lieferwagen mit der kostbaren Fracht denken, die nur ihm anvertraut werden konnte. Diese kostbare Fracht waren Koois Frau und sein Sohn gewesen. Sie waren vor zwei, drei Tagen entführt und in diese Olivenmühle hier gebracht worden. Man hatte sie aus dem Lieferwagen herausgeholt und irgendwo anders untergebracht. Bewacht von den fünf Tschetschenen, die die Frau gefesselt und geknebelt hatten. Weil sie ihnen Schwierigkeiten gemacht hatte. Weil sie versucht hatte zu fliehen und die Tschetschenen sie auf keinen Fall verletzen durften. Weil sich sonst die Dynamik verschoben hätte. Weil Kooi dann möglicherweise nicht eingeschüchtert, sondern wütend geworden wäre, zu wütend, um sich der Erpressung zu fügen.
    »Das ist alles?«, sagte Leeson. »Sie wollen einfach so stehen bleiben? Keine tränenreiche Begrüßung? Keine stürmische Umarmung? Sie sind ein kalter Mann, Mr. Kooi, aber für so kalt hatte ich Sie nicht gehalten. Nun, es soll mir recht sein, denn ich fürchte, wir haben keine Zeit für ein dramatisches Wiedersehen.«
    Die Frau schüttelte den Kopf und nuschelte etwas in das Paketband, wehrte sich gegen den fünften Tschetschenen, der sie am Arm gepackt hielt. Nur Victor wusste, was sie wollte. Der Junge starrte ihn mit fragendem, forschendem Blick an.
    »Lassen Sie sie gehen«, sagte Victor.
    »Wenn wir die beiden gleich wieder laufen lassen würden, sobald Sie es sagen, dann hätten wir ja nicht die ganze Mühe und die Strapazen auf uns nehmen müssen, um sie hierherzuschaffen, oder?«, entgegnete Leeson.
    »Sie bedeuten mir gar nichts«, sagte Victor.
    »Ach, tatsächlich? Lucille und Peter bedeuten Ihnen also gar nichts?«
    Lucille. Peter.
    Muir hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Sie hatte nicht gewusst, dass Kooi verheiratet war. Sie hatte nicht gewusst, dass er eine Familie hatte. Kooi hatte in Amsterdam gelebt, alleine. Lucille und Peter mussten irgendwo anders gewohnt haben, nicht in Holland. Sie mussten in einem anderen Land geheiratet und Lucille musste ihren Mädchennamen behalten haben. Aber die Ehe hatte nicht gehalten, sonst hätte Muir Bescheid gewusst. Nach der Trennung war Kooi nach Amsterdam zurückgezogen. In seinen holländischen

Weitere Kostenlose Bücher