Blood Target: Thriller (German Edition)
desto strahlender wurde ihr Lächeln, als sie die Qualität seiner Kleidung bemerkte. Wie hoch mochte das Limit seiner Kreditkarte sein? Er lächelte sie ebenfalls an und bombardierte sie mit lüsternen Blicken, so deutlich, dass die beiden Beschatter es auf jeden Fall sehen mussten. Dann tätschelte er den Stuhl neben sich und lud sie ein, Platz zu nehmen.
»Ich heiße Claudia«, sagte sie, nachdem sie sich gesetzt und unverzüglich ihre manikürte Hand auf sein Bein gelegt hatte.
»Alfred Schule«, erwiderte Victor.
»Sehr erfreut, Alfred.«
Er ließ ein paar belanglose Fragen über sich ergehen, die die Situation entspannen und ihm das Gefühl geben sollten, als wollte sie tatsächlich wissen, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente und wo er wohnte, als sei sie nicht ausschließlich an der Frage interessiert, wie viel Geld er für sie springen lassen würde. Victor spielte mit, und schon bald hatte er sie so weit, dass sie über jede seiner Bemerkungen lachte.
»Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust, Claudia.« Er zog sein Portemonnaie hervor und legte ein paar Scheine auf den Tisch. Sie starrte wie gebannt darauf. »Ich möchte, dass du mir eine Ohrfeige gibst.«
Sie lächelte, trotz ihrer Verwirrung. »Ich soll was, bitte?«
»Du sollst mir eine Ohrfeige verpassen, so fest du kannst. So, als wäre ich zu weit gegangen. Und dann schnappst du dir eine von deinen Freundinnen und sagst ihr, sie soll sich um den Mann im Jogginganzug an dem Tisch dort bei der Bühne kümmern. Ich spendiere ihm einen Tanz.« Er blätterte noch mehr Geld auf den Tisch. »Und dich bezahle ich dafür, dass der Kerl mit dem Aktenkoffer da hinten in der Ecke sich genauso gut amüsiert. Ich möchte, dass ihr den beiden eine besonders liebevolle Spezialbehandlung gebt. Ihr könnt ihnen erzählen, dass das aufs Haus geht, weil sie das erste Mal da sind. Die Burschen sind ziemlich schüchtern, also lasst euch nicht abschrecken, wenn sie erst mal Nein sagen. Okay?«
Sie hob den Blick, sah ihn an, und anschließend wieder das Geld. Dann nickte sie. »Na klar, alles, was du willst. Ist ja dein Geld.« Sie griff danach. »Aber eigentlich würde ich lieber für dich tanzen.«
»Ein andermal, vielleicht.«
Sie faltete die Geldscheine zusammen und schob sie unter ihr Kleid. Dann runzelte sie die Stirn. »Und ich soll dich wirklich schlagen?«
»So fest du kannst.«
»Das hat noch niemand von mir verlangt. Zumindest nicht ins Gesicht.« Sie lachte. »Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt kann.«
»Denk nicht darüber nach. Mach einfach.«
»So fest, wie ich kann?«
»Ja, bitte. Schlag zu. So fest du kannst.«
»Bist du sicher?«
Er nickte. »Tu so, als hätte ich dich beleidigt oder versucht, dich anzugrapschen.«
»Aber du machst so einen netten Eindruck.«
»Glaub mir, das bin ich nicht. Alles andere als das.«
Sie hob ein wenig die rechte Hand und richtete den Blick auf seine Wange. Dann verspannte sie sich und runzelte die Stirn, schlug aber nicht zu.
»Ich kann nicht.« Sie lachte erneut.
»Aber wenn ich verlangen würde, dass du dich hier auf der Stelle nackt ausziehst, das könntest du sofort, stimmt’s?«
Sie antwortete nicht, und ihr Lächeln wurde frostig.
Er sagte: »Ist das wirklich alles? Aus den Klamotten schlüpfen? Mehr kannst du nicht?«
Das wirkte.
Es war eine saftige Ohrfeige.
Sie klatschte ihm die volle Handfläche ins Gesicht. Ihre Fingerspitzen landeten zwischen seinem Wangenknochen und seinem Ohr, ihre Handfläche direkt auf der Backe. Sie hatte offensichtlich Erfahrung mit Ohrfeigen und wusste, wie man genügend Wucht in den Schlag legte. Victor spürte das Brennen sehr deutlich, und der Knall war laut und gut zu hören. Feuchtigkeit sammelte sich in seinem Augenwinkel.
Sie starrte ihn wütend an und stand auf.
Er blieb mit dümmlichem Gesichtsausdruck sitzen, während sie sich eine Freundin suchte. Auch ohne prüfenden Seitenblick wusste er, dass die beiden Beschatter den Zwischenfall beobachtet hatten. Er holte sich beim Barkeeper noch ein Glas Orangensaft und setzte sich wieder an den Tisch. Seine Beschatter würden das sehen und davon ausgehen, dass er noch mindestens so lange bleiben wollte, wie er für das erste Glas gebraucht hatte.
Er nippte an seinem Saft und sah, wie Claudia sich auf den Kerl mit dem Aktenkoffer zubewegte, während eine zweite Tänzerin den Typen im Jogginganzug ansteuerte. Wie nicht anders zu erwarten, waren sie beide echte Expertinnen auf ihrem Gebiet und
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