Blood Target: Thriller (German Edition)
werden darüber entscheiden, ob ich mich, wenn ich hier weggehe, beeilen muss oder nicht.«
Sie zögerte keine Sekunde: »Mein Name ist Janice Muir. Ich arbeite für die CIA . Roland Procter hat mich geschickt.«
»Wenn das so ist …«, sagte Victor, während auf der Straße draußen eine Hupe dröhnte und Reifen quietschten, »… sollten Sie Ihrem Team ganz schnell mitteilen, dass sie die Aktion abbrechen sollen. Ansonsten sind zwei von ihnen demnächst tot.«
Er richtete die Glock auf die Mündung der Einfahrt.
Muir hatte die Situation in Sekundenbruchteilen erfasst, schaltete ihr Kehlkopfmikrofon ein und brüllte: » ABBRECHEN ! ABBRECHEN !«
Kapitel 10
Die beiden Beschatter aus der Bar – der eine in Jogginghose, der andere im Anzug – betraten mit gezogenen, aber gesenkten Waffen die Einfahrt. Ihren Blicken konnte Victor entnehmen, wie wenig erbaut sie von der Tatsache waren, dass er eine Waffe auf sie gerichtet hielt, aber sie sagten nichts, und es war ihm sowieso egal, was sie dachten. Langsam kamen sie näher, ohne jede hastige Bewegung. Muir hatte ihnen offensichtlich eingeschärft, worauf sie sich einzustellen hatten, darum bewegten sie sich ausgesprochen vorsichtig.
Der Kerl in der Jogginghose sagte: »Alles in Ordnung, Janice?«
Muir kauerte, auf ein Knie gestützt und vornübergebeugt, immer noch auf dem Boden – eine Folge ihres Sturzes und der Schmerzen in der Magengegend. »Alles bestens, Jungs«, versicherte sie dem Fragesteller und rückte ihre Brille gerade. »Ehrlich. Wir plaudern nur ein bisschen.«
»Sieht aber nicht so aus«, meinte der Mann im Anzug und starrte Victor an.
»Wir hatten gerade eine lebhafte Diskussion«, witzelte Muir und musste husten. Dann wandte sie sich an Victor: »Stimmt doch, oder?«
Er sah sie nicht an, antwortete nicht. Stattdessen hielt er ihre Pistole unverändert auf die beiden Beschatter gerichtet. Der Kerl im Anzug war tatsächlich jünger und wahrscheinlich schneller als der Ältere in der Sportkleidung, aber sein Jackett war zugeknöpft. Dadurch würde er ein paar Sekundenbruchteile einbüßen, bevor er seine eigene Glock gezogen und abgedrückt hatte. Victor zielte genau auf die Lücke zwischen ihren Köpfen, denn er konnte nicht vorhersagen, wer zuerst etwas unternehmen würde.
Der mit der Sportkleidung sagte: »Er hat deine Pistole.«
»Die hat er sich nur ausgeliehen«, erwiderte Muir. »Ich bekomme sie jeden Augenblick zurück. Nicht wahr?«
»Jeden Augenblick«, wiederholte Victor.
»Also dann, gib sie ihr«, sagte der Mann mit der Sportkleidung.
Muir kam mühsam auf die Beine. »Na los, Francis, lass uns für eine Minute allein. Das ist ein Befehl. Wegtreten. Bitte.«
Der Beschatter im Joggingdress deutete über die Schulter nach hinten und sagte: »Wir sind gleich da um die Ecke, wenn du uns brauchst.« Er tippte dem Mann im Anzug auf den Arm.
Dieser sagte: »Und wir können wie der Blitz wieder hier sein, Kumpel. Vergiss das nicht.«
»Wird er nicht«, antwortete Muir an seiner Stelle.
»Wie der Blitz«, wiederholte der Mann im Anzug.
Die beiden Beschatter verließen rückwärts die Einfahrt. Victor hatte die Glock nach wie vor auf sie gerichtet.
»Das hätten Sie auch sehr viel einfacher haben können«, sagte Muir und knipste ihr Kehlkopfmikro erneut an.
Victor ließ die Pistole sinken und blickte sie an.
Es folgte ein aufgeregtes Hin und Her zwischen Muir und den restlichen Mitgliedern ihres Teams, in dessen Verlauf sie die anderen über die geänderten Vorzeichen unterrichtete und ihnen versicherte, dass alles in Ordnung sei.
Sie war etwa fünfzehn Zentimeter kleiner als Victor. Er trat einen Schritt zurück, damit er den Kopf nicht so stark neigen musste, um ihr ins Gesicht zu sehen. Sie war drahtig, aber sehr, sehr dünn, fast schon abgemagert. Er wog wahrscheinlich fast doppelt so viel wie sie. Als er sie am Oberarm gepackt und in die Einfahrt bugsiert hatte, hatten sein Daumen und sein Zeigefinger sich fast berührt. Trotzdem fühlte ihr Arm sich drahtig und muskulös an. Ihr Dienstplan ließ ihr also ausreichend Zeit, um zu trainieren, aber nicht genügend Zeit, um anständig zu essen. Die Mangelerscheinungen, die damit einhergingen – der Vitamin-D-Mangel, der sich auf ihre Hautfarbe auswirkte, das fehlende Protein, das ihre Haare stumpf machte –, ließen sie ein paar Jahre älter aussehen, als sie in Wirklichkeit war.
Sie rieb sich die Magengrube und sagte: »Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Papiere«, entgegnete
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