Blood Target: Thriller (German Edition)
Hand auf das Steißbein, baute sich vor ihr auf, während sie zu ihm herumschnellte. Dann stieß er ihr die zusammengelegten Fingerspitzen der rechten Hand mit voller Wucht in die Magengrube, knapp unterhalb des Brustbeins.
Sie war untergewichtig. Nur eine hauchdünne Fettschicht lag über ihrer Bauchdecke, und hätte Victor nicht ohnehin genau gewusst, wo er den Druck platzieren musste, er hätte es dadurch noch leichter gehabt. Sie hielt den Atem an, als der plötzliche, intensive Schmerz einsetzte, und spannte automatisch die Bauchmuskeln an, aber es nützte nichts. Victors Fingerspitzen drückten gegen die Linea alba, die so genannte weiße Linie, eine schmale Bindegewebsnaht, die in der Bauchmitte senkrecht nach unten verläuft. Diese weiche, nur wenige Millimeter dicke Gewebeschicht war der einzige Schutz, den ihre Eingeweide vor Victors Angriff besaßen.
Damit es so aussah, als würden sie sich umarmen, presste er jetzt mit der linken Hand ihren Kopf an seine Schulter, um ihre Schreie zu ersticken, während er den Druck noch einmal verstärkte. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie kraftraubend der daraus resultierende Schmerz und die Übelkeit sein konnten. Sie packte ihn mit beiden Händen an den Armen, aber der Schmerz schwächte sie, sodass sie ihn weder wegstoßen noch sich entscheidend wehren konnte. Er schloss die Augen und lächelte, nur, falls irgendjemand in ihre Richtung blicken sollte.
Ihre Beine fingen an zu zittern. Gleich würde sie umkippen, also verringerte Victor den Druck auf ihre Bauchhöhle ein wenig und hielt sie fest. Er setzte sich in Bewegung und zog sie mit schnellen Schritten mit sich. Die Beschatter rannten vermutlich jetzt gerade zum Ausgang der Tabledance-Bar, aber dort mussten sie zunächst einmal an einem kräftigen Türsteher vorbei.
»Nein, halt …«
Victor zog sie in eine Einfahrt zwischen zwei Geschäften, und als er merkte, dass sie die Muskeln anspannte und versuchte, ihn aufzuhalten, stieß er ihr die Fingerspitzen noch einmal kräftig in die Magengegend. Aus dem Ohrhörer der Frau drangen gedämpfte Laute. Einer der Beschatter hatte sein Mikrofon eingeschaltet. Was die Geräusche genau zu bedeuten hatten, war unklar, aber anscheinend gab es gerade ein Gerangel mit dem Türsteher.
Die Einfahrt war ziemlich breit und aufgeräumt, sodass ein Lieferwagen mühelos rückwärts hereinstoßen konnte, ohne mit einem Mülleimer oder anderen Hindernissen zu kollidieren. Als sie etwa drei Meter weit in der Einfahrt waren, steckte Victor die Hand in die Ledertasche der Frau. Er hatte während ihrer angeblichen Umarmung keine harten Gegenstände ertastet, und auch sonst konnte sie unter ihrer Kleidung nirgendwo etwas verstecken. Sein Handrücken streifte an einem Aktenordner entlang, während seine Finger sich um einen Pistolengriff schlossen. Noch bevor er die Waffe aus der Handtasche gezogen hatte, wusste er, dass es sich um eine Glock 19 handelte.
Er musste ihr nur einen leichten Schubs geben, um ein wenig Distanz zu gewinnen. Sie war zu schwach, um sich zu wehren, ja sogar noch schwächer, als er gedacht hatte. Sie taumelte ein paar Schritte nach vorn, geriet dabei völlig aus dem Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
Allerdings war sie auch klug und listig und gut ausgebildet. Darum rollte sie sich blitzschnell ab und sah ihm ins Gesicht, trotz des Schocks, trotz der Schmerzen des Sturzes, und streckte ihm die geöffneten Handflächen entgegen, während er mit der Glock genau auf ihre Stirn zielte.
»Warten Sie« , stieß sie atemlos und mit weit aufgerissenen Augen hervor. Ihre schwarz umrandete Brille war durch den Sturz verrutscht. Panik lag auf ihren verzerrten Zügen. Sie mochte ungefähr dreißig sein. Ihr Gesicht war schmal und voller nervöser Anspannung. »Warten Sie«, wiederholte sie. »Ich bin keine Bedrohung für Sie.«
»Ihr ganzes Team ist für mich keine Bedrohung. Und jetzt liegen Sie unbewaffnet vor mir auf dem Boden. Was schließen Sie daraus?«
Sie atmete mit kurzen, abgehackten Zügen. Ihre Augen waren so weit aufgerissen, dass das Weiße rund um die Pupillen zu sehen war. »Nehmen Sie die Waffe weg, bitte. Sie brauchen sie nicht. Bitte!«
»Jeder, der mein Gesicht aus der Nähe gesehen hat, jeder, der meine Stimme kennt und so viel über mich weiß, dass er mich beschatten kann, ist ein Problem, auf das ich gut verzichten kann«, entgegnete Victor. »Daher rate ich Ihnen, sich sehr genau zu überlegen, was Sie als Nächstes sagen, denn diese Worte
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