Blood Target: Thriller (German Edition)
Vorgehen des Täters nicht einverstanden?«
»Einen Selbstmord halbwegs überzeugend vorzutäuschen, ist nicht ganz einfach, schon gar nicht bei jemandem, der eher der Gefahr eines gewaltsamen Todes ausgesetzt ist als ein normaler Bürger. Aber wer bei zwei unterschiedlichen Zielpersonen für ein und denselben Auftraggeber dieselbe Waffe verwendet, hinterlässt eine unnötige Spur. Vielleicht hat das Rasiermesser für diese Leute ja eine besondere symbolische Bedeutung. Der Auftraggeber will allen im Netzwerk eine Botschaft schicken: Egal wo ihr seid, ich kriege euch … In der Art vielleicht.«
»Klingt einleuchtend. Kooi hat wahrscheinlich gedacht, dass der Unterschied zwischen aufgeschlitzten Pulsadern und einem Rasiermesser im Hals groß genug ist, dass niemand eine Verbindung ziehen würde, und konnte auf diese Weise den Wunsch seines Klienten befriedigen.«
»Ich gehe davon aus, dass er Ihrem inoffiziellen Agenten auch die Pulsadern aufschlitzen wollte, genau wie bei dem Pakistani, damit es wirklich nach Selbstmord aussieht. Was man von einem Rasiermesser im Hals ja nicht gerade behaupten kann. Wahrscheinlich hat er in der Wohnung auf das Opfer gewartet. Entweder hat er einen Fehler gemacht oder aber das Opfer hat mit ihm gerechnet, jedenfalls ist es zum Kampf gekommen. Kooi hatte keine andere Wahl, als ihn zu erstechen, obwohl es anders geplant war.«
»In dem Bericht der jemenitischen Polizei werden keinerlei Anzeichen für einen Kampf in Charters’ Wohnung erwähnt.«
»Dann ist der Bericht gefälscht.«
»Oder Kooi hat die Spuren beseitigt.«
»Möglich, aber unwahrscheinlich. Wenn Ihr inoffizieller Mitarbeiter nicht in einem schalldichten Apartment gewohnt hat, haben Nachbarn vermutlich den Lärm mitbekommen. Kooi kann nicht genügend Zeit gehabt haben, sich um alles zu kümmern. Da war es leichter, den Leiter der Ermittlungen zu bestechen oder zu bedrohen.«
Muir runzelte die Stirn und zog ihr Handy aus der Tasche. »Das muss ich weiterleiten. Geben Sie mir eine Minute, bitte?«
Victor nickte und stellte sich ein paar Schritte abseits, damit Muir ungestört telefonieren konnte. Sie gab das Gespräch wieder, das soeben zwischen Victor und ihr stattgefunden hatte, dann legte sie auf.
»Danke für Ihr Verständnis.«
»Keine Ursache.«
Sie setzten ihren Weg eine Zeit lang schweigend fort. Dann sagte Victor: »Warum wurde ich auf Kooi angesetzt? Warum haben Sie ihn nicht einfach gefangen genommen und versucht herauszufinden, wer ihn für dieses Attentat engagiert hat?«
»Wenn es nur so einfach wäre. Kooi war Bürger der Niederlande, ohne jede kriminelle Vergangenheit. Er war der Leiter einer kleinen Hilfsorganisation. Dadurch konnte er problemlos rund um die Welt reisen, ohne Verdacht zu erregen – ein sehr praktisches Alibi. Wir hatten keinerlei Beweise, die vor Gericht standgehalten oder die niederländischen Behörden dazu bewogen hätten, ihn auszuliefern. Und wir konnten nicht riskieren, ihn einfach mitten in Amsterdam zu entführen, ohne Gefahr zu laufen, in ein Hornissennest zu stechen. Aber viel wichtiger ist, dass wir ihn als Informationsquelle gar nicht gebraucht haben. Der Pakistani, der völlig verängstigt in unserer Botschaft aufgetaucht ist, konnte uns genügend Hinweise liefern, um den Klienten ausfindig zu machen. Mittlerweile sitzt er in einem Gefängnis, das gar nicht existiert, und wünscht, er wäre tot. Außerdem erzählt er uns alles, wirklich alles, was er weiß, in der Hoffnung, dass wir ihn eines Tages wieder rauslassen. Was wir natürlich nicht tun werden. Wir glauben, dass wir bis jetzt ungefähr sechzig Prozent des Plutonium-Schmuggler-Netzwerks enttarnt haben. Der Rest ist nur eine Frage der Zeit. Dazu haben wir Kooi nicht gebraucht, aber wenn es um unsere eigenen Leute geht, sind wir bei der Agency ein ziemlich altmodisches Völkchen. Wir hatten die Gelegenheit, das Schicksal ein bisschen zu manipulieren, und zwar ohne dass die Spur zu uns zurückführt, also haben wir sie beim Schopf gepackt.«
»Mit anderen Worten: Sie hatten mich.«
»Stimmt«, gab Muir zu. »Und ich möchte mich dafür bedanken. Charters war ein guter Mann. Wir haben vor einiger Zeit einmal zusammengearbeitet.«
»Aber nicht nur das, nicht wahr?«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie haben fünfzehn Pfund abgenommen. Erst vor Kurzem, weil Ihre Kleider nicht mehr passen und Sie bis jetzt nicht zum Einkaufen gekommen sind, abgesehen von der Lederjacke.«
»Stan und ich hatten mal was
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