Blood Target: Thriller (German Edition)
vorenthalten.«
Sie nickte. »Ja, selbstverständlich. Ich verstehe. Ich nehme es Ihnen nicht übel.«
»Gut. Dann sollten Sie auch zur Kenntnis nehmen, dass ich, sobald ich einen Auftrag angenommen habe, die alleinige Verantwortung übernehme. Ich bin kein Angestellter. Sie versorgen mich mit sämtlichen verfügbaren Informationen, und ich entscheide, wie ich damit verfahre. Einverstanden?«
»Hört sich absolut richtig an. Ich möchte gerne, dass Sie sich mit dem Makler treffen und so viel wie irgend möglich über ihn in Erfahrung bringen. Falls Sie dazu einen Auftrag annehmen müssen, wunderbar, dann möchte ich auch davon erfahren. Ich will den Makler, und ich will den Klienten. Also seien Sie mit allem einverstanden, solange Sie ihn dazu bringen können, weiterzureden und Sie zu engagieren. Spielen Sie ihm den perfekten Auftragskiller vor. Wir müssen Ihnen noch ein Mikrofon anlegen, damit wir jedes Wort aufzeichnen können. Ein paar von meinen Leuten werden Ihnen vom Flughafen aus folgen.«
»Nein.«
»Wie bitte?«
»Kein Mikrofon. Keine Leute. Wer immer dieser Makler sein mag, er ist nicht dumm. Er hat Kooi schon einmal beauftragt, aber er hat ihn noch nie persönlich gesehen. Das will er jetzt nachholen, weil er einen Auftrag für ihn hat, der eine persönliche Begegnung erforderlich macht. Er wird ihn am Flughafen abholen lassen, und zwar aus gutem Grund. Er weiß, dass Kooi nicht riskieren würde, eine Waffe ins Flugzeug zu schmuggeln. Das heißt also, er kommt unbewaffnet an. Dieser Makler ist ein vorsichtiger Kerl. Umsichtig. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich durchsucht werde oder er elektronische Schutzmaßnahmen trifft, ist sehr groß. Darum auf keinen Fall irgendwelche Aufnahmegeräte. Und Ihre Leute sind schlicht und einfach zu schlecht. Ich will nicht, dass mein Leben davon abhängt, ob sie bemerkt werden oder nicht.«
Muir wandte den Blick ab und seufzte. »Dann müssen wir die Sache abblasen. Ich kann Sie nicht ohne Rückendeckung da hinschicken, und wenn wir nichts Verwertbares gegen den Makler in die Hand bekommen, dann brauchen wir uns gar nicht erst die Mühe zu machen.«
»Wenn ich den Auftrag bekomme, dann erfahre ich auch etwas über die Zielperson und ein paar andere Einzelheiten. Damit können Sie dann Rückschlüsse auf den Klienten ziehen.«
»Vielleicht.«
»Ja, vielleicht. Aber das Risiko müssen Sie eingehen.«
Sie starrte hinaus auf den Fluss. »Ich habe ja keine große Wahl, oder?«
Victor blieb stumm.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Wenn es nicht anders geht, dann machen wir es eben so, wie Sie sagen.« Sie wandte sich wieder ihm zu. »Das Treffen soll um 20.15 Uhr in Budapest stattfinden. Das heißt, Sie müssen um 17.22 Uhr in Wien abfliegen. Wir haben Ihnen schon ein Ticket besorgt. Nicht aus Überheblichkeit, falls Sie das meinen. Wir wollten nur nicht, dass der Flug womöglich ausgebucht ist. Freundlicherweise spendiert Ihnen die Regierung der USA sogar ein Businessclass-Ticket.«
»Geben Sie’s wieder zurück. Ich fliege Economy.«
»Brauchen Sie nicht. Wir haben das Ticket ja schon besorgt. Sie müssen es nicht selbst bezahlen. Betrachten Sie es als Bonus mit einem praktischen Zusatzeffekt. Sie kommen ausgeruhter an.«
»Kooi hat zur Tarnung für seine eigentliche Tätigkeit eine Hilfsorganisation genutzt. Die Businessclass kostet das Vielfache eines normalen Tickets. Eine kleine Wohlfahrtsorganisation würde niemals ihr Geld für Businessclass-Flüge zum Fenster rauswerfen. Und Kooi auch nicht. Wenn Sie mir nicht glauben, dann sehen Sie sich seine bisherigen Buchungen an.«
Muir biss die Zähne zusammen und holte Luft. Dann verzog sie das Gesicht. »Sie haben recht. Verdammt. Daran hätte ich denken müssen.«
»Ja, das hätten Sie. Gut möglich, dass dieser nicht identifizierte Makler genauso viel über Kooi weiß wie Sie und über die nötigen Mittel verfügt, um so etwas zu überprüfen.«
»Ich weiß. Tut mir leid. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.«
»Das ist auch gar nicht nötig. Jeder macht mal einen Fehler.«
»Sie auch?«
»Das wissen Sie, wenn ich wiederkomme«, erwiderte Victor. »Und wenn nicht, dann auch.«
Kapitel 16
Andorra la Vella, Andorra
Peter Defraine ging gerne zur Schule. Sehr gerne. Am ersten Schultag hatte er geweint, weil er zum ersten Mal für längere Zeit von seiner Mutter getrennt wurde. Aber das war schon eine Ewigkeit her, und seitdem hatte er kein einziges Mal mehr geweint. Er war jetzt ein großer Junge.
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