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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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ja auch ein Jahr älter, und es kam ihm gar nicht mehr so hoch vor. Manchmal spürte er diesen Drang, von oben herunterzuspringen, einfach bloß, um zu wissen, dass er es konnte, aber bis jetzt hatte seine Mutter es jedes Mal gemerkt. Dann hatte sie den Kopf geschüttelt und ihn mit diesem gewissen Blick angeschaut, und er wusste, dass er richtig Ärger bekommen hätte, wenn er es trotzdem getan hätte.
    Sie saß auf einer Bank und sah ihm zu, während sie eine Zigarette rauchte und Kaffee trank. Beides stank grässlich. Er konnte sich nicht erklären, warum sie das mochte. In der Schule hatte er gelernt, dass Rauchen gar nicht gesund war, und das hatte er seiner Mutter auch schon so oft wie möglich gesagt. Sie gab ihm jedes Mal recht und machte trotzdem weiter. Dann stanken ihre Kleider. Obwohl sie nie in der Wohnung rauchte. Sie stellte sich auf den Balkon und machte die Tür zu. Wie gut konnte das schon schmecken, wenn sie dazu raus in die Kälte gehen musste?
    Als er keine Lust mehr zum Klettern hatte, spielte er mit ein paar anderen Kindern auf der Schaukel. Sie wechselten sich ab, schaukelten oder schubsten sich gegenseitig an, und dann gingen sie zum Karussell. Manchmal gab er besonders viel Schwung, damit die Mädchen anfingen zu kreischen, bis er irgendwann hinfiel, weil es sich schneller drehte, als er rennen konnte. Dann wieder fuhr er mit, während andere Schwung gaben. Aber er kreischte kein einziges Mal. Weil es nie so schnell wurde, dass er kreischen musste.
    Wie fast immer wurde es viel zu schnell Zeit, um nach Hause zu gehen. Peter tat so, als würde er seine Mutter nicht rufen hören, und jagte ein Mädchen den Weg entlang, mitten durch eine Schar Tauben, die sich daraufhin alle gleichzeitig in die Luft schwangen.
    »Peter« , rief seine Mutter noch einmal.
    Das Mädchen rannte zu seiner eigenen Mutter, und Peter kehrte um und trottete den Weg wieder zurück.
    »Beeil dich lieber«, sagte ein Mann.
    Er war groß und hatte kurze blonde Haare. Er war alt, so wie Peters Mutter, aber nicht richtig alt so wie Se ñ ora Fuentes, und saß auf einer Parkbank. Quer über seinen Beinen lag ein halb gegessenes Baguette. Peter hatte ihn schon einmal irgendwo gesehen, aber er wusste nicht mehr, wo oder wann. Der Mann lächelte. Er sah ein bisschen so aus wie einer von den freundlichen Riesen aus den Büchern, die sie in der Schule gelesen hatten.
    »Du willst doch nicht, dass deine Mutter zu spät zur Arbeit ins Restaurant kommt, oder, Peter?«
    Peter wusste nicht, woher der Mann seinen Namen kannte. Er fragte ihn auch nicht, weil der Mann ja ein Fremder war.
    »Sei schön vorsichtig«, sagte der Mann. »Du bist ein ganz besonderer kleiner Junge. Ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen.«
    Peter tat so, als hätte er nichts gehört, und rannte zu seiner wartenden Mutter.

Kapitel 17
    Budapest, Ungarn
    Mit einer Minute Verspätung landete die Maschine auf dem Liszt-Ferenc-Flughafen in Budapest. Victor blieb sitzen, während die Kabine sich leerte. Als Erstes hasteten die eiligen Geschäftreisenden zum Ausgang, gefolgt von den Touristen und schließlich den Alten, Kranken und den Familien mit kleinen Kindern. Dann blieben noch ein paar Einzelreisende übrig, die es, wie Victor, kein bisschen eilig zu haben schienen. Er überlegte kurz, was sie wohl in diese Stadt verschlagen haben mochte und warum die Zeit weniger Macht über sie zu haben schien als über die meisten anderen.
    Schließlich schob auch er sich durch den Mittelgang nach vorn zum Ausgang. Er sah keinen Anlass, die Frau mit dem Gehstock vor ihm zu drängen. Mit gemächlichen Schritten gelangte er von der Passagierbrücke in den Ankunftsterminal. Eine Stewardess verabschiedete ihn mit einem Nicken und einem freundlichen Lächeln. Er lächelte zurück und blickte sich immer wieder um, als sei er zum ersten Mal hier. Jedes noch so unwichtige Detail des Flughafens schien ihn brennend zu interessieren und bedurfte einer eingehenden Betrachtung.
    Für die Passkontrolle war eine rundliche Frau Mitte fünfzig zuständig, die ihre Aufgabe effizient und ausgesprochen schwungvoll bewältigte. Als Victor jedoch seinen Reisepass nicht finden konnte, kam es zu einer nicht unerheblichen Verzögerung. Er sah in den Hosentaschen nach. Er sah in den Jackentaschen nach. Er durchsuchte zwei Mal sein Handgepäck. Und er lachte, genau wie die Frau, als er ihn schließlich doch noch in der Innentasche seines Jacketts entdeckte.
    Anschließend blieb er neben dem

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