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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Janice Muir ihm mit, dass Kooi eine E-Mail von Leeson bekommen hatte, in der dieser um ein Treffen am nächsten Tag bat. Die Kontaktaufnahme hatte länger gedauert, als Victor angenommen hatte. Er war darüber zwar nicht übermäßig beunruhigt, aber trotzdem … diese Differenz zu seiner ursprünglichen Einschätzung konnte sich zu einem späteren Zeitpunkt womöglich als tödlich erweisen.
    Es war heiß und trocken, die Straßen waren gut gefüllt mit Touristen und Einheimischen. Victor trug eine locker sitzende, lange Hose und ein langärmeliges Hemd. Seine hochgekrempelten Ärmel ließen die Hälfte der Unterarme frei. Noch vor einem Jahr wäre das nicht möglich gewesen. Damals waren die beiden Narben an der Außen- und der Innenseite seines linken Unterarms noch zu deutlich erkennbar gewesen. Jetzt waren sie nur noch hauchdünn, dank eines Schönheitschirurgen in Quebec, der in Bezug auf die Herausgabe der Krankenakte sehr viel kooperativer gewesen war als Frau Dr. Schule in Wien.
    Er war mit Leeson am Meer verabredet, dicht neben einem Hafenbecken voller Jachten und Freizeitboote, die strahlend weiß auf dem azurblauen Wasser schwebten. Vom Meer her blies eine Brise über das Land, die Victors Haare nach hinten wehte und sein Hemd hauteng am Körper anliegen ließ. Die Sonnenbrille sorgte dafür, dass er nicht blinzeln musste und dass die aufmerksamen Blicke, mit denen er die Umgebung musterte, niemandem auffielen.
    Eine niedrige, breite Mauer trennte die Promenade vom Hafen. Victor und Leeson wollten sich um Punkt zwölf Uhr mittags hier treffen. Es war jetzt kurz vor zwölf. Normalerweise wäre Victor mindestens eine Stunde vor dem vereinbarten Zeitpunkt vor Ort gewesen, um sich in Ruhe umzuschauen, aber vielleicht war Leeson nicht allein gekommen, sondern hatte Leute in der Nähe postiert. Von denen wollte Victor nicht gesehen werden, aus demselben Grund, aus dem er Muir einen falschen Eindruck von seiner Arbeitsmethode vermittelte: Er wollte nicht, dass Leeson mitbekam, wie er arbeitete. Er wollte nicht, dass Leeson wusste, wie vorsichtig er war. Er wollte nicht, dass Leeson erkannte, wie wenig Victor ihm traute. Er wollte, dass Leeson ihn unterschätzte.
    Er schloss sich einer großen Reisegruppe an, angeführt von ein paar lauten, einheimischen Reiseführern mit grellen Hemden, die ihre Fakten und Anekdoten mit routinierter Begeisterung zum Besten gaben. Die Reisegruppe befand sich gerade auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt, und Victor fand problemlos Anschluss.
    »Meine Frau musste heute leider an Bord bleiben«, sagte er zu einem freundlichen Paar aus Schottland.
    »Die Garnelen?«, hakte der Mann nach.
    »Zu viel Sangria«, erwiderte Victor mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Der Verzicht auf eine gründliche Inspektion der näheren Umgebung barg ein gewisses Risiko, aber die Hafenpromenade war alles andere als ein idealer Ort für einen Hinterhalt, darum hatte Victor sie auch vorgeschlagen. Überall schoben sich Fußgänger entlang, und nur die wenigsten hätten unter ihrer Kleidung eine Waffe verstecken können. Die Straße war schmal, gesäumt von hohen Häusern auf der einen und dem Meer auf der anderen Seite. Zahlreiche verstopfte Gässchen und Nebenstraßen führten ins Stadtzentrum. Straßenhändler boten dem stetigen Touristenstrom ihre Waren an. Falls Leeson ein paar Beschatter mitgebracht hatte, dann hätten sie schon, wenn Victor alleine gewesen wäre, große Mühe gehabt, ihm zu folgen. Als Teil einer Reisegruppe war es so gut wie unmöglich.
    Victor verabschiedete sich von dem schottischen Ehepaar, weil er angeblich noch ein Geschenk für seine Frau kaufen wollte, und versprach, sich am Abend mit ihnen in einer der zahlreichen Bars auf dem Kreuzfahrtschiff zu treffen.
    »Wir können es kaum erwarten, Ihre Frau kennenzulernen«, sagte die Schottin mit breitem Aberdeen-Akzent. »Sie ist bestimmt ein wundervolles Mädchen.«
    Sobald die Reisegruppe weitergeschlendert war und die Schotten außer Sichtweite waren, wandte Victor sich dem vereinbarten Treffpunkt zu. Auf der niedrigen Mauer saß eine Frau. Sie hatte die langen Beine übereinandergeschlagen und trug ein eng anliegendes weißes Kleid, das bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Die Haut an Armen und Beinen war bleich und zeigte keine Spur von Sonnenbräune. Auf ihrem Kopf saß ein Hut mit einer enorm ausladenden Krempe, die dafür sorgte, dass nicht nur ihr Gesicht, sondern fast ihr ganzer Körper im Schatten lag. Der Wind wehte ihr die

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