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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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seinem rechten Trizeps hinterlassen hatte. Es war keine schwere Verletzung gewesen, und sie war gut verheilt, aber sie hatte den vielen unter seiner Kleidung versteckten Narben, die kein Chirurg der Welt vollständig beseitigen konnte, eine weitere hinzugefügt. Die ältesten Narben waren Andenken an Fehler, die er nie wieder machen, oder Vorsorgemaßnahmen, die er nie wieder außer Acht lassen durfte. Die neueren Narben erinnerten ihn beständig daran, dass er, ganz egal, wie viel Vorsorge er traf, nicht jede Facette jeder einzelnen Situation unter Kontrolle bekommen konnte, aber dass er es trotzdem immer wieder versuchen musste.
    Francesca und Victor hatten über Nacht mit einer Charterjacht das Mittelmeer überquert. Jetzt war die Morgendämmerung angebrochen, und Francesca steuerte einen staubigen Fiat über die Küstenstraße von Terracina in Richtung Rom. In Latina bog sie jedoch nach Osten, ins Landesinnere ab.
    Sie redete viel während der Fahrt, sprach über ihre Erfahrungen, ihre Reisen und vor allem über ihre Männer, ohne eine einzige Frage zu stellen. Victor ließ sie gerne reden – im Gegensatz zum letzten Mal, als sie zu zweit in einem Auto gesessen hatten, war es nicht das nervöse Geplapper eines Menschen, der Angst vor der Stille hat.
    »Das Einzige, was ich durch meine beiden Ehen sicher weiß, ist, dass alle Männer Schweine sind.«
    »Alle Männer?«
    » Alle Männer.« Der Blick, den sie ihm zuwarf, unterstrich das Gesagte, doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. »Obwohl ich immer auf der Suche nach der Ausnahme bin, die die Regel bestätigt.«
    Sie fuhren über schmale, gewundene Straßen durch eine sehr ländliche, mit mittelalterlich anmutenden Dörfern gesprenkelte Gegend. Ausgedehnte Weinberge und Olivenhaine wurden immer wieder von Wäldern aus Kastanien-, Haselnuss- und Eichenbäumen unterbrochen. Die Morgensonne verlieh der Landschaft einen grünen Glanz.
    »Eine herrliche Gegend«, sagte Francesca und sah zu ihm hinüber.
    Er nickte. »Sehr beeindruckend.«
    »Wir sind übrigens fast da.«
    Sie bog von der schmalen Straße auf einen unbefestigten Feldweg ab, der sich zwischen Olivenbäumen hindurchschlängelte. Sie fuhr schnell, obwohl die Hecken am Wegrand regelmäßig die Sicht um die nächste Kurve versperrten. Der Pfad war uneben und von tiefen Rillen durchzogen. Die Reifen wirbelten Staubwolken auf.
    »Ich hoffe, ich fahre dir nicht zu schnell?«, sagte sie und hoffte, dass sie ihm zu schnell fuhr.
    Er sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. »Das nennst du schnell?«
    Sie grinste und trat noch kräftiger aufs Gas. Dann ließ sie das Fenster heruntergleiten und legte den Ellbogen in die Öffnung. Der Fahrtwind wehte ihr die schwarzen Haare ins Gesicht, aber es schien ihr zu gefallen.
    Ihr sorgloser Fahrstil sagte ihm, dass der Pfad zu einem einzelnen Haus führte, von dem kein Gegenverkehr zu erwarten war. Ihr Ziel. Angesichts der Olivenhaine zu beiden Seiten handelte es sich vermutlich um einen alten Bauernhof, der auf einer Anhöhe errichtet worden war, zu Zeiten, als eine erhöhte Lage noch die erste und beste Verteidigung war.
    Nach einem weiteren Kilometer blitzte in der Ferne zwischen den Lücken in der Hecke und den Olivenbäumen immer wieder ein kleiner Hügel mit ein paar Gebäuden auf.
    Victor ließ sich nichts anmerken und zeigte erst dann eine Reaktion, als das kleine Anwesen klar und deutlich zu sehen war. Der Hügel war ungefähr dreißig Meter hoch. Das Haus besaß ein schräges, ockerbraunes Ziegeldach und sandfarbene, von Efeu überwucherte Wände. 16. Jahrhundert, schätzte er. Die Scheune, die im rechten Winkel dazu stand, war vielleicht hundert Jahre alt.
    »Das ist es?«, sagte Victor.
    Francesca lächelte nur.
    »Leesons?«
    Sie gab keine Antwort.
    Der Pfad wurde jetzt steiler, und sie verlangsamte die Fahrt. Victor rechnete eigentlich mit einem Tor und einer Mauer rund um das Anwesen, aber nichts dergleichen kam. Francesca fuhr auf eine staubige Fläche, die als Innenhof und Zufahrt für das dahinter liegende Bauernhaus fungierte, und bremste abrupt. Victor wurde nach vorn gerissen und sackte dann wieder gegen die Lehne. Sie lachte. Er lächelte, weil sie es von ihm erwartete und weil Menschen, die lächelten, vertrauenswürdiger wirkten als solche, die nicht lächelten.
    Der Fiat schaukelte heftig, und sie wurden von einer Staubwolke umhüllt, die keinen Blick mehr nach draußen zuließ. Victor hörte feste Schritte auf Kies. Nachdem die Staubwolke

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