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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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mehrmals umgeschlagen. Er blickte sich nervös um und versuchte, diskret zu sein, während er das Papier nach und nach zentimeterweise auffaltete. Es war offensichtlich, dass er dadurch mehr Lärm verursachte, als wenn er es in einem Rutsch gemacht hätte.
    Das ging noch eine ganze Minute so weiter, und mittlerweile sahen auch noch einige andere Leute in der Nähe zu ihm hinüber. Endlich hatte er die Tüte geöffnet und schob dann, immer noch in Zeitlupe, bedächtig die Hand hinein. Ich hörte das Plop eines Verschlusses, und der Junge strahlte triumphierend über das ganze Gesicht. Er hielt noch immer verborgen, was in der Tüte steckte, hob die ganze Tüte an den Mund und trank aus einer Flasche von etwas, das sehr offensichtlich Bier oder ein anderes alkoholisches Getränk war. Die Form der Tüte hatte es von Anfang an ziemlich klar angedeutet. Ich schlug mir eine Hand über den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken. Er erinnerte mich so sehr an Adrian. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Adrian zu einem solchen Ereignis Alkohol schmuggelte und dann alle möglichen Anstrengungen unternahm, nicht weiter aufzufallen; er würde davon ausgehen, dass ihn niemand erwischte, wenn er alles nur langsam genug machte. Und auch Adrian wäre wahrscheinlich das Missgeschick unterlaufen, die Flasche genau in der spannendsten Szene des Stückes zu öffnen. Ich konnte mir sogar einen ähnlich entzückten Ausdruck auf seinem Gesicht vorstellen, einen, der sagte: Niemand weiß, was ich tue! Obwohl wir es natürlich alle wussten. Ich hatte keine Ahnung, warum es mich jetzt zum Lachen brachte, aber das tat es.
    Brayden dagegen war zu sehr auf das Stück konzentriert, um etwas zu bemerken. »Ooh«, flüsterte er mir zu. »Das ist ein guter Teil, gleich – wenn ihre Zofen sich töten.«
    Wir hatten auf dem Rückweg nach Amberwood viel zu debattieren und zu analysieren. Ich war fast enttäuscht, als sein Wagen vor meinem Wohnheim vorfuhr. Wie wir dort so saßen, wurde mir bewusst, dass unser Date einen kritischen Punkt erreicht hatte. Wie war hier das korrekte Vorgehen? Sollte er mich küssen? Sollte ich es ihm erlauben? War das der wirkliche Preis für meinen Salat gewesen?
    Brayden wirkte ebenfalls nervös, und ich machte mich schon auf das Schlimmste gefasst. Als ich auf meine Hände in meinem Schoß hinabschaute, stellte ich fest, dass sie zitterten. Das schaffst du, sagte ich mir. Es ist ein Initiationsritus. Ich wollte die Augen schließen, aber als Brayden dann das Wort ergriff, öffnete ich sie schnell wieder.
    Wie sich herausstellte, hatte er sich nicht für einen Kuss gewappnet, sondern vielmehr für eine Frage.
    »Würdest du … würdest du gern noch einmal ausgehen?«, fragte er und schenkte mir ein schüchternes Lächeln.
    Ich war über die Mischung von Gefühlen, die diese Worte in mir auslösten, überrascht. Vorherrschend war natürlich Erleichterung. Jetzt hätte ich noch Zeit, Bücher über das Küssen zu lesen. Gleichzeitig empfand ich aber auch irgendwie Enttäuschung darüber, dass ihm die Prahlerei und das Selbstbewusstsein, die er bei der dramatischen Analyse gezeigt hatte, nun völlig abhandengekommen waren. Ein Teil von mir dachte, dass er eher hätte sagen sollen: »Na ja, nach diesem großartigen Abend bleibt mir wohl keine andere Wahl, als vorzuschlagen wieder auszugehen.« Sofort kam ich mir dumm vor. Ich hatte kein Recht, von ihm zu erwarten, dass er unbefangener mit dieser Situation umging, da ich doch auch mit zitternden Händen dasaß.
    »Natürlich«, platzte ich heraus.
    Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Cool«, sagte er. »Ich schick dir eine E-Mail.«
    »Das wär toll.« Ich lächelte. Noch mehr unbeholfenes Schweigen senkte sich herab, und plötzlich fragte ich mich, ob der Kuss vielleicht doch noch käme.
    »Soll ich … soll ich dich zur Tür begleiten?«, fragte er.
    »Was? Oh nein. Vielen Dank. Ist doch gleich hier. Ich komm schon zurecht. Danke.« Ich begriff, dass ich kurz davor stand, mich wie Jill anzuhören.
    »Na gut«, sagte Brayden. »Das war ein wirklich schöner Abend. Ich freue mich aufs nächste Mal.«
    »Ich auch.«
    Er streckte die Hand aus. Ich schüttelte sie. Dann stieg ich aus dem Wagen und ging hinein.
    Ich habe seine Hand geschüttelt? Ich spielte den Augenblick im Kopf noch einmal durch und kam mir dabei immer blöder vor.
    Was stimmt nicht mit mir?
    Während ich irgendwie benommen durch die Eingangshalle ging, holte ich mein Handy hervor und sah nach, ob ich

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