Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
verwirrte mich noch immer. Nur Strigoi blieben in dem Alter, in dem sie verwandelt worden waren, unsterblich. »Das ist … das ist unmöglich. Sie sind ein Moroi.«
»Oh, ich bin durchaus gealtert«, erklärte er verbittert. »Nicht sehr. Nicht genug, dass Sie es wirklich entdecken könnten, aber glauben Sie mir, ich kann es. Es ist nicht mehr so, wie es früher war.«
Ich hatte noch immer keinen Schimmer, wusste immer noch nicht, wie es geschehen war, dass wir einen Punkt erreicht hatten, an dem Lee – mit leuchtenden Augen und bis über beide Ohren verliebt in Jill – mich plötzlich mit einem Messer bedrohte. Ebenso wenig verstand ich, wie er genauso aussehen konnte wie auf einem fünf Jahre alten Foto. Nur einer schrecklichen Sache wurde ich mir zunehmend gewiss.
»Sie … haben Kelly Hayes getötet.« Die Angst in meiner Brust wurde heftiger. Ich hob den Blick von der Klinge und sah ihm in die Augen. »Aber gewiss … gewiss nicht Melody … oder Tamara … «
Er nickte. »Und Dina. Aber die kennen Sie natürlich nicht, oder? Sie war ja nur ein Mensch, und Sie verfolgen eben keine menschlichen Todesfälle. Nur die von Vampiren.«
Es fiel schwer, das Messer nicht wieder anzusehen. Ich konnte nur daran denken, wie scharf es war und … wie nah. Ein einziger Hieb, und ich würde genauso enden wie diese anderen Mädchen. Das Leben würde aus mir herausströmen. Verzweifelt suchte ich nach irgendetwas, das ich sagen konnte, und wünschte erneut, ich hätte mir den gesellschaftlichen Schliff angeeignet, der anderen zuzufliegen schien.
»Tamara war Ihre Cousine«, brachte ich heraus. »Warum sollten Sie Ihre eigene Cousine töten?«
Ein Moment des Bedauerns blitzte in seinen Zügen auf. »Ich wollte es nicht – ich meine, ich wollte es schon … aber, nun, ich war nicht ich selbst, als ich zurückkam. Ich wusste einfach, dass ich wiedererweckt werden musste. Tamara war zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich habe mich auf den ersten Moroi gestürzt, den ich bekommen konnte … aber es hat nicht funktioniert. Dann habe ich die anderen ausprobiert. Ich glaubte, mit einem würde es bestimmt klappen. Mensch, Dhampir, Moroi … nichts hat funktioniert.«
In seiner Stimme lag eine schreckliche Verzweiflung, und trotz meiner Angst wollte ein Teil meiner selbst ihm helfen … aber ich war hoffnungslos verloren. »Lee, es tut mir leid. Ich verstehe nicht, warum Sie andere ausprobieren mussten. Bitte, legen Sie das Messer weg und lassen Sie uns reden. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
Er bedachte mich mit einem traurigen Lächeln. »Das können Sie. Aber ich wollte nicht, dass Sie es wären. Keith sollte es sein. Er verdient den Tod gewiss mehr als Sie. Und Jill … nun, Jill mag Sie. Ich wollte das respektieren und Sie verschonen.«
»Das können Sie immer noch«, sagte ich. »Sie – sie würde nicht wollen, dass Sie das tun. Sie wäre sehr verstört, wenn sie wüsste … «
Plötzlich war Lee bei mir und drückte mich auf den Stuhl, das Messer an meiner Kehle. »Sie weiß es nicht!«, rief er. »Sie weiß es nicht. Aber sie wird es erfahren, und sie wird froh sein. Sie wird mir danken, und wir werden für immer jung und für immer zusammen sein. Sie sind meine Chance. Bei den anderen hat es nicht funktioniert, aber Sie … « Er strich mit der Klinge des Messers über meine Tätowierung. »Sie sind etwas Besonderes. Ihr Blut ist Magie. Ich brauche einen Alchemisten, und Sie sind jetzt meine einzige Chance.«
»Von … welcher … Chance sprechen Sie?«, stieß ich hervor.
»Von meiner Chance auf Unsterblichkeit!«, rief er. »Gott, Sydney. Sie können es sich nicht einmal vorstellen. Wie es ist, das zu haben und es dann wieder zu verlieren. Unendliche Stärke und Macht zu haben … nicht zu altern, zu wissen, dass man ewig leben wird. Und dann, alles weg! Mir weggenommen. Wenn ich diesen verfluchten Geistbenutzer finde, der mir das angetan hat, werde ich ihn umbringen. Ich werde ihn umbringen, und ich werde von ihm trinken, da ich nach dieser Nacht wieder vollkommen sein werde. Ich werde wiedererweckt werden.«
Ein Schauder überlief mich. Im Lichte aller Ereignisse hätte man denken sollen, dass ich den Gipfelpunkt meiner Angst bereits erreicht hätte. Aber nein. Es stellte sich heraus, dass noch mehr kommen sollte. Denn mit diesen Worten begann ich eine zerbrechliche Theorie dessen zusammenzusetzen, wovon er möglicherweise sprach. Erweckt war ein Ausdruck, der in der Vampirwelt benutzt wurde, allerdings
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