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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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mich anbetet. Ich bin schließlich nicht irgendein elender Götze. Und so was nennt sich Christ. Dämlicher Yank.«
    »Ich kümmere mich drum, Herr Rektor«, sagte der Dekan und ging zurück ins Schlafzimmer.
    »Ich möchte Sie warnen«, sagte er zu Kudzuvine. »Ich möchte Sie warnen, weil ich den Rektor überredet habe, den Plan nicht weiterzuverfolgen, der ihm für Sie vorschwebte. Unter folgenden Bedingungen: Sie werden nicht mehr das Wort an ihn richten, und Sie werden ihn unter keinen Umständen Quasimodo oder Glöckner von Notre Dame nennen. Weiterhin werden Sie sich höflich und zivilisiert benehmen. Falls Sie diesen Bedingungen nicht nachkommen, kann ich für Ihre Sicherheit nicht garantieren. Haben Sie das verstanden?« »Jawohl Sir, und ob, Sir. Scheiße, und wie ich Sie verstanden habe.«
    »Da ist noch ein Punkt«, sagte der Dekan. »Sie werden Ihre Sprache mäßigen. In Porterhouse ist es unüblich, schmutzige Ausdrücke zu verwenden. Verstanden?«
    »Ich nehm’s an, Sir«, antwortete Kudzuvine demütig. »Nehmen Sie nichts an. Wissen Sie es«, sagte der Dekan und verließ das Zimmer.

21
    An diesem Abend saß Purefoy Osbert zum erstenmal im Speisesaal, und zwar – da es sein Einstandsdinner war – im Kreise der leitenden Fellows. Doch zuvor machte man ihn mit dem Gemeinschaftsraum und dem ungemein starken Special Porterhouse Amontillado Sherry bekannt, der angeblich zur Zeit des spanischen Aufstands gegen Napoleon abgefüllt worden war. Man trank ihn nur zu besonderen Gelegenheiten und selten öfter als einmal im Jahr. Für den Anfang war der Dekan zufrieden, sich im Hintergrund zu halten und den Sir-Godber- Evans-Gedächtnis-Fellow lediglich aus der Entfernung zu beobachten, während er sicherstellte, daß der Kellner mit der Karaffe Purefoys Glas immer gefüllt hielt. Sogar der Obertutor, der immer noch sehr auf seine Leber achtete, was Dessertweine betraf, hatte sich bereit erklärt, leutselig zu sein. »Wir müssen herausfinden, was dieser junge Mann bei uns vorhat«, hatte der Dekan zu ihm gesagt und die Frage unterdrückt, warum er dem Collegerat verschwiegen habe, daß der anonyme Spender über Lady Marys Anwälte an ihn herangetreten war. Es würde genügen, wenn er diesen Treffer später erzielte.
    Purefoys Empfang verlief viel angenehmer als von ihm erwartet. Der Praelector und der von Natur aus umgängliche Kaplan waren besonders freundlich. Professor Pawley sprach über das Thema der Zeitmessung vom Urknall an und wollte ihm sogar erklären, welche Bedeutung seiner Entdeckung des Nebels Pawley Eins zukam, während Dr. Buscott, der Dr. Osbert für seine progressive Fraktion rekrutieren wollte, ihn zu Fallstricke beglückwünschte, das er in weiser Voraussicht zumindest auszugsweise in der Universitätsbibliothek gelesen hatte. Als sie schließlich zum Dinner marschierten, hatte Purefoy ganz nebenbei vier Gläser des Special Amontillado getrunken und war mittlerweile zu der Ansicht gelangt, seine erste Einschätzung von Porterhouse sei wohl doch etwas zu kraß ausgefallen. Jetzt erst trat der Dekan näher. »Mein Lieber, erlauben Sie mir bitte, mich vorzustellen«, sagte er mit gespielter Jovialität. »Ich bin der Dekan. Sie müssen unbedingt neben mir Platz nehmen. Ich kann es kaum erwarten, von Ihrer Arbeit zu hören. Ihnen eilt ein beträchtlicher Ruf voraus, und wir sind, ich muß es gestehen, ein ziemlich ignoranter Haufen alter Fellows, die nicht auf dem laufenden sind, was ihr jungen Leute auf euren Spezialforschungsgebieten so treibt.«
    Im Verlauf des Mahls, bestehend aus einer exzellenten Fleischsuppe, gedünstetem Lachs, einem köstlichen zartrosa Roastbeef, Karamelcreme, Stilton-Käse und Obst sowie vor allem dem dazu kredenzten Montrachet und dem Fontbadet ein kleines, aber exzellentes Weinberglein, wie der Dekan immer wieder betonte –, und dem Margaux und dem Château d’Yquem, wuchs Purefoy Osberts Selbstvertrauen. Er war bereit, über alles zu reden, einschließlich seine feste Überzeugung, daß Dr. Crippen für ein Verbrechen gehängt worden war, das dieser mitnichten begangen habe. An dieser Stelle war es zu einem Bruch im Gespräch gekommen, doch ein vom Dekan unter dem Tisch verabreichter Fußtritt hatte den Obertutor zum Schweigen gebracht, der gerade sagen wollte, so einen elenden Unfug habe er sein Lebtag noch nicht gehört. Der Kaplan rettete die Situation mit den Worten, in seinen Augen sei Ehegattenmord ohnehin kein Kapitalverbrechen, da – wie im Falle von

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