Blow Out (German Edition)
Deswegen war Emma Fisher auch in die Botschaft zurückgekehrt. Sie benötigte die Originalakte. Keine Fernsehstation, kein Redakteur, kein Verleger würde Material von dieser Brisanz ohne stichhaltige Beweise veröffentlichen.
»Wir haben eine zweite Zielperson«, informierte er Crypto City. In kurzen Worten schilderte er Namen, Sachverhalt und Rufnummer von Nick Schäfer.
»Noch etwas, Sir?«
»Ich brauche sämtliche verfügbaren Informationen über diesen Mann. Fangschaltungen, Mailüberwachung und Communicator-Ortung. Checken Sie Schäfer außerdem auf Querverbindungen zu Fisher.«
»Wird erledigt.«
»Etwas Neues von ihr?«
»Leider nein, Sir.«
»Was ist mit dieser Quittung?«
Interessiert lauschte Donovan, was sein Gesprächspartner darüber zu berichten wusste. Danach wandte er sich Collins zu, der am Terminal saß und versuchte, an Informationen über Nick Schäfer zu gelangen. »Was Interessantes gefunden?«
»Erstaunlich wenig für einen Journalisten. Nur Links zu diversen veröffentlichten Artikeln. Nichts Persönliches. Keine Social-Media-Accounts, keine Blogs.«
»Netter Versuch, aber lassen Sie es bleiben. Crypto City wird in einer Stunde alles über diesen Kerl herausgefunden haben. Unsere Suchmethoden sind …«, Donovan gestattete sich ein Lächeln »nun, sagen wir, vielseitiger.«
»Ich verstehe, Sir.« Collins grinste verschwörerisch.
»Fishers Apartment wird von Ihren Leuten überwacht«, sagte Donovan. »Vorerst lohnt es nicht, dort vorbeizufahren. Das läuft uns nicht davon. Wir statten jemand anderem einen Besuch ab.«
»Diesem Schäfer?«
»Dem auch. Sobald wir wissen, wo wir ihn finden.«
»Und bis dahin?«
»Bis dahin, Mr Collins, gehen wir einen Kaffee trinken.«
41
Die Mittagszeit verstrich, die Hitze hielt sich hartnäckig und versetzte Mensch wie Tier gleichermaßen in Lethargie. Die Luft über den asphaltierten Wegen flimmerte. Das Geschrei der Affen war längst verstummt. Kiaras Jeans klebten an Emma wie nasse Handtücher. Sie wischte sich Schweiß von der Stirn und warf Nick einen kurzen Blick zu. Irgendwann im Laufe der letzten halben Stunde hatte er sich den Ordner geschnappt, sich darin vertieft und seitdem nichts mehr gesagt. Irgendetwas beschäftigte ihn. Nun, er würde sich schon melden, wenn er etwas übersetzt haben wollte.
Emmas Blick wanderte über den blauen Himmel und blieb an einer einsamen Wolke hängen. Sie streifte ihre Schuhe ab und wackelte mit den Zehen. Gedankenverloren spielte sie mit ihrer Kette.
»Wie ich sehe, trägst du sie noch immer«, sagte Nick unvermittelt.
»Was?« Ihr war gar nicht aufgefallen, dass er sie ansah.
»Deine Kette. Du trägst sie noch immer.«
»Natürlich.« In einer schwachen Minute hatte sie Nick von Meredith und der Kette erzählt. Es war einer der wenigen Momente gewesen, in denen sie ihren Panzer geöffnet hatte, der ihre Gefühlswelt nach außen hin stets wirksam abschirmte. Längst wünschte sie, dies nicht getan zu haben. Aus heutiger Sicht erschien es ihr zu intim, dieses Geheimnis mit einem Mann wie Nick zu teilen, der sicher nicht ermessen konnte, wie viel ihr die Kette wirklich bedeutete.
»Sie muss ziemlich wertvoll sein«, mutmaßte er.
»Die Rote Edelkoralle ist seit ungefähr 25 Jahren ausgestorben. Was hältst du von der Akte?«
Er klappte den Ordner zu, stand auf und kehrte ihr den Rücken zu. »Weshalb hast du ausgerechnet mich angerufen? Du kennst genügend andere Pressefuzzis.«
Sie schüttelte den Kopf. »Niemanden, dem ich in so einer heiklen Angelegenheit vertrauen könnte.«
Er drehte sich um. »Warum riskierst du deinen Job für diese Sache?« Der Schalk, der so oft in seinen Augen aufblitzte, war vollkommen verschwunden.
»Vier.« Sie hob vier Finger in die Höhe. »Du hast es doch eben mit eigenen Augen gelesen. Meine Regierung hat vier unschuldige Menschen ermordet und deren Angehörige belogen. Bis heute verschweigt man ihnen die Wahrheit. Und ganz sicher wurden sie auch niemals dafür entschädigt.«
»Wie denn auch, wenn alles vertuscht wurde?«
»Die Schuldigen müssen sich für ihr Handeln verantworten. Außerdem ist mein Vorgesetzter an diesen Morden beteiligt. Ist das nicht Grund genug?«
»Aber du hast dafür deine Karriere geopfert!«
»Ich fürchte, ich riskiere weit mehr als das.«
Mit einem raschen Schritt war er bei ihr und sah ihr fest in die Augen. »Du weißt gar nicht, wie viel mehr.«
»Was ist denn auf einmal mit dir los, Nick?«
»Du …« Er suchte
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