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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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nicht leisten, beim Schwarzfahren erwischt zu werden.«
    Emma sah ihm nach, als er den Gang entlangschlurfte. Sie wusste, er meinte es gut, aber sie musste diesen Moment der Schwäche einfach zulassen, um alles verarbeiten zu können. Ein Killer hatte versucht, sie zu töten. So etwas konnte einem schon mal den Tag versauen.
    Für die 258 Kilometer lange Express-Trasse benötigten sie weniger als vierzig Minuten. Während dieser Zeit sprachen sie kaum ein Wort. Emma starrte aus dem Fenster, ohne die vorbeirasende Landschaft wahrzunehmen. Genau wie Nick hing auch sie ihren Gedanken nach. Die zentrale Frage lautete: Was nun? Sicher war nur, sie mussten sich fürs Erste irgendwo verstecken. Nur wo? Ein Hotelzimmer stand nicht zur Debatte. Die Guthaben ihrer beiden Cashcards zusammen reichten nicht einmal für eine Nacht in einer Jugendherberge, und Zahlungen per Kreditkarte verboten sich von selbst. Der SCS stünde sofort vor ihrer Tür. Es war zum Verzweifeln. Emmas Apartment sowie Nicks Bude schieden aus, ebenso Kiaras Wohnung. Kiara. Du lieber Himmel, hoffentlich hatte dieser grauhaarige Psychopath ihr nichts angetan! Emma schwor sich, niemanden mehr in diese Geschichte hineinzuziehen. Spätestens seit dem heutigen Tag wusste sie, wie wenig ein Menschenleben im Vergleich zu einem Stapel Papier wert sein konnte.
    In Hannover angekommen, konfrontierte Nick sie mit einer Idee und einem Plan. Sein Vorschlag war abgedreht, geradezu aberwitzig, doch mangels Alternativen willigte Emma ein.
    Sie lösten zwei weitere Tickets. Wieder zahlte Nick anonym und für niemanden nachvollziehbar mit seiner Cashcard. Diese wies danach noch ein lächerliches Restguthaben aus, für das Emma in einem Bahnhofshop ein Paar chinesische Billig-Turnschuhe erstand, zwei unscheinbare Baseballkappen mit großem Schirm sowie drei Halbliter-Flaschen stilles Wasser. Die Wasserflaschen packten sie in Nicks Rucksack, die Baseballkappen setzten sie auf, um den Überwachungskameras so wenig wie möglich von ihren Gesichtern zu präsentieren. Sicher war sicher, und obgleich hässlich, waren die Schuhe allemal besser, als weiterhin barfuß durch die Gegend zu marschieren. Emmas Cashcard rührten sie erst einmal nicht an. In einer guten Stunde würden sie diese noch benötigen.
    Die Fahrt dauerte keine zwanzig Minuten. Sie verließen den Bahnhof und stiegen in das erstbeste freie Taxi. Nick nannte dem Fahrer das Ziel, und Emma reichte ihm ihre Cashcard, um das Geld im Voraus abzubuchen. Nach kurzer Überprüfung teilte ihnen der Fahrer mit, das Guthaben auf der Karte reiche nicht aus, um sie an das gewünschte Ziel zu bringen. Emma wies ihn an, so weit zu fahren, bis das Guthaben aufgebraucht sei.
    An einer verlassenen Tankstelle, 13 Kilometer vor ihrem Ziel, fuhr der Fahrer schließlich rechts ran. Die restliche Strecke legten sie abseits der Landstraße auf Feldwegen zu Fuß zurück. Zum Glück dämmerte es bereits, und die Hitze des Tages sank allmählich auf ein erträgliches Niveau.
    Sie kamen in eine kleine Stadt. Vor einem Jahr hatten hier laut Nick noch 2500 Einwohner gelebt. In der Zwischenzeit hatte die vorrückende Nordsee große Teile des Ortes überflutet, und die Einwohnerzahl hatte sich halbiert. Längst war es dunkel, doch spendete der Vollmond genügend Helligkeit, um sich in der Umgebung zurechtzufinden.
    Trotz des Mondlichts reflektierte das Wasser kaum einen schwachen Schein, so viel Dreck schwamm auf der Oberfläche. Es stank nach Fäkalien. Einige wenige Autos standen vor Garagen oder in Einfahrten bis zu den Kotflügeln im Wasser. Sie würden nirgendwo mehr hinfahren. Ein von Rost zerfressenes Fahrrad lehnte angekettet an einer Straßenlaterne, die schon lange nicht mehr funktionierte.
    So unauffällig wie möglich strichen Emma und Nick durch die menschenleeren Straßen eines der überfluteten Viertel. Niemand nahm Notiz von ihnen. Sie mussten nicht lange suchen. Vor einem der Häuser schaukelte ein kleines Schlauchboot von etwa drei Metern Länge auf dem knietiefen Wasser. Es war mit einem Seil an einem Straßenschild festgebunden und mit einem Elektroaußenbordmotor ausgestattet, und genau nach so etwas hatten sie gesucht.
    Nick warf einen Blick auf den Motor, hob den Daumen und band das Boot los. Während er den Außenborder startete, kletterte sie zu ihm ins Boot.
    Sie fuhren durch die überfluteten Straßen und nahmen Kurs auf das offene Meer. Sofort frischte der Wind auf. Wenigstens vertrieb die salzige Luft den

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