Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
übernachtet. Dabei habe ich immer drauf geachtet, nichts kaputt zu machen und meine Geschäfte ein paar Meter weiter im Wald zu verrichten. Ich weiß schließlich, was sich gehört. Wieder ein Platz weniger zum Pennen, denke ich. Habe mir wohl den ganzen Weg hier raus umsonst gemacht. Scheißtag. Ich kehre um.
Also gehe ich dann doch in die Stadt zurück und suche mir dort 'ne stille Ecke. Ist nicht besonders viel los an diesem Nachmittag, ist wohl zu kalt für die meisten. An der Rückseite von dem Haus, in dem der alte Winslow seinen kleinen Laden hat, finde ich eine Gasse, die mir geeignet erscheint. Hier gibt's keine Fenster und die Fabrik auf dem Hügel kann man von hier auch nicht sehen, das ist gut.
Am Eingang zur Gasse liegt so ein Typ unter ein paar Pappkartons und schläft seinen Rausch aus, neben sich eine große Buddel, die fast leer ist. Sein Kopf liegt in einer hässlichen Lache aus angetrocknetem Was-weiß-ich, der muss eine anständige Party gefeiert haben letzte Nacht. Ich kenne ihn nicht und er sieht auch ziemlich hinüber aus. Der wird mich vermutlich nicht stören bei dem, was ich vorhabe.
Ich gehe also in die Gasse rein und sehe mich um. Da gibt’s ein kleines Vordach, wo der Regen nicht hinkommt, und darunter ein paar Pappkisten. Ich setze mich und dann endlich hole ich meine Beute hervor und schaue sie mir genauer an. Der Anhänger mit der Kette fällt mir in die Hand, ein wirklich schönes Stück. Ich denke, dass ich ihn mir vielleicht aufhebe, als Notreserve, falls mal ganz schlechte Zeiten kommen. Noch schlechtere als jetzt. Ha ha. Dann sehe ich mir die ehemaligen Besitztümer von dem Jungen in Ruhe an.
Das Portemonnaie werfe ich gleich in den Gully, nachdem ich seinen Inhalt auf den Boden gekippt hab'. Schade drum, es ist eigentlich ganz hübsch, aus dunkelbraunem Leder. Ist aber riskant, so was länger als nötig mit mir herum zu tragen. Seine Kreditkarten und den ganzen Kram schmeiße ich ebenfalls in den Abfluss, was soll er jetzt noch damit anstellen?
Als ich den Ausweis des Typen in den Händen halte, überlege ich kurz, ob ich ihn nicht vielleicht bei den Bullen abgeben soll. Aber dann bekomme ich es ein bisschen mit der Angst, wenn ich daran denke, dass die Bullen den Ausweis vielleicht untersuchen könnten. Dann finden sie bestimmt Fingerabdrücke oder Speichelreste von mir oder sowas, die haben da so ihre Methoden. Am Ende war der Knabe noch irgend ein hohes Tier von außerhalb und wenn sie auf die Schnelle einen Verdächtigen brauchen, komme ich ihnen gerade recht. Zum Schluss baumel' ich vom Fahnenmast wie der halbirre Rudy letztes Jahr im Herbst, als die beiden Mädchen verschwunden waren. Nein, danke!
Also folgt das Plastikding dem Portemonnaie. Müssen die Bullen halt allein drauf kommen, wer der Bursche war. Dürfte nicht besonders schwer sein, solange sie ihn vor Einbruch der Nacht aus dem Morast raus holen. Und dem Jungen ist's auch recht, schätze ich. Ob er ein hohes Tier war, erfahre ich aus seinem Ausweis nicht, aber zumindest war er aus der Gegend, oben vom Seaside. Hat Jacob geheißen, Jacob Singer, sechsundzwanzig. Nicht sehr alt. Nun hat sich's ausgesungen für Jacob Singer, ein für alle Mal.
Und dann sehe ich die Scheine erst richtig an, die ich aus der Lederbörse gekratzt habe. Scheiße, denke ich, heilige Scheiße auch. Sind nämlich an die zweihundert Piepen, um die ich jetzt reicher bin. Genaugenommen ist das der größte Haufen Geld, den ich in den Händen halte, seit ich keine richtige Wohnung mehr hab'. Und ehrlich? Ich denke keine Sekunde drüber nach, die dem Portemonnaie in den Gully folgen zu lassen. Niemand markiert zweihundert Scheine, und genausogut könnte ihm das Portemonnaie ja auch während seines kleinen Tauchgangs aus der Tasche gefallen sein. Und für mich ist's ein kleines Vermögen und immerhin steht der
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