Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
gar nicht weit weg. Daher bleibt uns diesmal der Bus erspart, Gott sei Dank!
Des Teufels Obstgarten
W ir gehen einfach durch das Haupttor auf den Schrottplatz. Keine Menschenseele hier, die uns daran hindern würde. Falls Mr. Harris auftaucht, sind wir zwei alte Autonarren auf der Suche nach Ersatzteilen für einen 77-er Olds Regency und falls Daisy auftaucht, wird Luci sie einfach totbeißen. Kleiner Scherz. Mr. Harris' alte Schäferhündin ist halbblind und tut sowieso niemandem etwas, kaum dass sie mal bellt.
Wie wir hinten bei den Autokarossen ankommen, sitzt da tatsächlich ein Junge. Und ja, es ist der Bengel von dem Foto, dass Azula López uns gegeben hat. Beim Zaun, auf ein paar verrosteten Stahlträgern. Das Problem ist nur, er hat uns jetzt auch gesehen und starrt mit skeptischer Miene zu uns rüber.
Mr. Sloburn dreht sich zu ein paar der alten Karossen um, die da stehen. Richtige Oldtimer. Einer davon sieht sogar noch ganz gut in Schuss aus, ein uralter Fury, dessen beige Lackierung schätzungsweise mal ein echter Hingucker war (Jetzt ist es eher ein verwaschenes Grau mit einer Menge rotbrauner Stellen). Muss toll ausgesehen haben, zu seiner Zeit, der Schleifer mit dem wuchtigen Grill unter den seltsam heruntergezogenen Scheinwerfern und der überdimensionalen Heckflosse. Mr. Sloburn stemmt die Motorhaube auf und guckt in das Chaos aus verrostetem Metall, Drähten, Schläuchen und jeder Menge Herbstlaub. Die Ratten waren auch schon drin, haben ein kleines Nest beim Vergaser gebaut. Er krempelt sich die Ärmel hoch, wischt das Laub zur Seite, und dann schraubt er mit bloßen Händen an dem Motorblock herum. Scheint plötzlich den Bastler in sich entdeckt zu haben.
»Ähm, der Junge, Mr. Sloburn, Sir?« frage ich.
»Gleich, mein guter Samwise, gleich.« Sam Wise. Keine Ahnung, wo er das schon wieder her hat. Ist wohl immer noch auf dem Trip mit diesem englischen Detektiv mit dem bösen Namen. Mich kann er damit nicht meinen, denn wenn ich eins nicht bin, dann besonders schlau oder gar weise.
Er schraubt weiter an dem Motorblock herum, während ich den Jungen aus den Augenwinkeln beobachte. Der sitzt da auf seinen Stahlträgern und tut gar nichts. Das heißt, doch – er beugt sich herunter zu einer kleinen schwarz-weiß gefleckten Katze und beginnt sie zu streicheln. Sieht eigentlich ganz friedlich aus, wie er da so sitzt. Aber er lässt uns trotzdem keine Sekunde aus den Augen.
»Sam?«
Ich drehe mich wieder zu Mr. Sloburn um, dessen Hände jetzt bis zu den Hemdsärmeln voller Dreck und Schmiere sind.
»Halte das mal.« sagt er und reicht mir eine kleine Dose aus Metall, offenbar irgendein Teil aus dem Motor des Fury. Ich tue, was er will, wickel mir aber clevererweise die Ärmel vorher hoch. Schlauer Sam Wise. Denn als ich ihm das Ding abnehme, sind meine Hände sofort voller Öl, es ist eine ziemliche Sauerei. Er bastelt noch ein bisschen herum und ich lasse mir inzwischen Öl auf die Unterarme tropfen, weil ich seinen blöden Ölfilter halten muss. Den Jungen scheint er völlig vergessen zu haben.
»So.« sagt Sloburn, »das wäre geschafft.« Dann macht er die Motorhaube zu und die von einem anderen Wagen auf. »Ich werde hier noch ein Weilchen zu tun haben. Warum gehst du nicht schon mal rüber zu unserem jungen Freund und versuchst herauszufinden, warum er nicht nach Hause zu seiner Mutter gehen möchte? Und dann bringst du ihn am besten her, Sam.«
Keine Ahnung, wie ich das anstellen soll, noch dazu mit diesen öligen Fingern. Als Mr. Sloburn meinen Blick bemerkt, sagt er: »Schon Okay, ich versuche in der Zwischenzeit, einen Lappen oder dergleichen aufzutreiben.«
Also gehe ich rüber zu dem Jungen, die Hände vor mir lang ausgestreckt wie einer dieser lebenden Toten, die sie manchmal im Fernsehen zeigen, damit mir das Öl nicht auf
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